Abé, Shana – Feuermagie (Der träumende Diamant 1)

_Ein Feuerwerk aus funkelnden Diamanten_

Das Volk der Drákon – Menschen, die sich in Rauch und in Drachen verwandeln können – lebt abgeschieden von der Menschheit an einem Ort namens Darkfirth. Kein Mensch darf je von ihrer Existenz erfahren, und deshalb ist es jedem Mitglied des Stammes untersagt, aus Darkfirth fortzugehen und in der Welt der Menschen zu leben.

Doch der jungen Rue gelingt durch ihren vorgetäuschten Tod die Flucht, und sie beginnt ein Leben in der Welt der Menschen, weit weg von dem verhassten Darkfirth. Dort fängt sie an, als so genannter ‚Rauchdieb‘ Juwelen zu stehlen, die auf sie wie auch auf die restlichen Mitglieder ihres Volkes eine große Anziehungskraft ausüben.

Doch Rues Existenz bleibt durch ihre Diebstähle auch vor den Drákon nicht länger geheim, weshalb Christoff, der Alpha der Drákon, eingreifen und Rue zurück nach Darkfirth bringen will. Mit Hilfe des Diamanten „Herte“ stellt er Rue eine Falle, was aber nicht so funktioniert, wie er es gerne gehabt hätte: „Herte“ wird von einem weiteren Drákon gestohlen, und Rue ist die Einzige, die weiß, in wessen Händen sich der Diamant befindet.

So kommt es, dass Christoff und Rue untereinander einen Deal vereinbaren: Rue soll ihm helfen, „Herte“ zu finden und den Dieb dingfest zu machen. Sollte sie es schaffen, erlangt sie ihre Freiheit zurück, doch sollte sie versagen, muss sie in Darkfirth bleiben und Christoff heiraten. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach London und beginnen mit der Jagd auf den Dieb. Dabei versucht Christoff, Rues Herz für sich zu gewinnen, und obwohl Rue sich anfangs wehrt, vermag auch sie ihre Gefühle für ihn nicht lange zu verstecken.

_Eindrücke:_

Bevor die eigentliche Geschichte anfängt, wird der Leser erst einmal mit einem Prolog in die Geschichte und die Welt der Drákon eingeführt. Dort erzählt Shana Abé einiges über das Volk der Drákon, wie zum Beispiel über die Macht der Diamanten, die Kriege, welche die Drákon mit den Menschen geführt haben, und was sonst noch alles geschehen ist, was das Leben der Drákon stark beeinflusst hat. Dadurch erfährt man als Leser einige wichtige Informationen über die Drákon, welche für den späteren Verlauf der Geschichte wichtig sind und die man nur schwerlich in die eigentliche Geschichte hätte einbauen können. Dennoch hat mich der Prolog erst wenig überzeugt. Er ist etwas gewöhnungsbedürftig und klang für den Rest der zu erwartenden Geschichte nicht besonders vielversprechend. Er hinterließ bei mir die Vermutung, dass es sich bei „Feuermagie“ um eine typische und etwas langweilige Drachengeschichte handelt, die es dergestalt es schon zuhauf in den Bücherläden gibt und auf die man ganz gut verzichten kann.

Doch der erste Eindruck täuscht. Hat man nämlich den Prolog erst einmal hinter sich gelassen und ist bei der eigentlichen Geschichte angelangt, wird diese zunehmend interessant und klingt um einiges vielversprechender. Nach und nach lernen wir die Protagonistin Clarissa Rue kennen, die in Darkfirth eine schreckliche Kindheit hatte und sich durch die Vortäuschung ihres eigenen Todes aus diesem Ort davonmacht, um die Welt der Menschen kennenzulernen. Erst sind dem Leser die Beweggründe Rues unklar, aber je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr erfährt der Leser über die Gründe, welche Rue dazu trieben, Darkfirth zu verlassen. In London beginnt sie schließlich ein neues Leben und wird nicht nur zur Diebin, sondern entwickelt auch ein stärkeres Selbstvertrauen. Sie ist wild, frei, vorlaut und alles andere als eine feine Dame der Gesellschaft. Ich finde Rues Charakter mehr als gelungen und schloss sie bei der Lektüre sofort in mein Herz.

Auch Christoff bzw. Kit, den Alpha der Drákon, lernt der Leser kennen. Der zweite Hauptcharakter wird ebenso wie Rue nicht als perfekt dargestellt, sondern mit einigen Macken. Er wirkt anfangs auf den Leser wie ein egoistischer und eitler Herrscher, der immer nur seinen Willen durchsetzen möchte und nichts anderes kann als Befehle zu erteilen. Auch Rue gegenüber benimmt er sich erst wie ein Ekel und erst später, wenn Rue und Christoff alleine in London sind und den Dieb jagen, verändert sich sein Charakter; zunächst kaum merklich, dann aber zunehmend, bis man schließlich auch ihn ins Herz geschlossen hat. Die Tatsache, dass die Protagonisten nicht allzu perfekt und klischeelastig dargestellt werden, ist ein großer Pluspunkt in „Feuermagie“, da sie hierdurch einen völlig eigenen und außergewöhnlichen Charakter entwickeln können und gemeinsam, trotz der vielen Streitereien, einfach ein perfektes Team bilden.

„Feuermagie“ ist nicht nur eine Fantasygeschichte, wie man vermuten könnte, sondern vereint in sich noch einige andere Genres. Das Hauptaugenmerk liegt nämlich weniger auf dem Fantasygehalt, sondern mehr auf der sich anbahnenden Liebesgeschichte zwischen Rue und Christoff, welche auch mit einer dezenten Prise Erotik unterlegt wird. Gleichzeitig ist „Feuermagie“ aber auch eine historische Erzählung aus dem 18. Jahrhundert und überdies ein Abenteuerroman. Man sollte meinen, dass bei so einer Vielfalt von verschiedenen Genrerichtungen die eine oder andere darunter etwas zu kurz kommt, aber dem ist nicht so. Ob nun die Liebesgeschichte, die Fantasy- oder die Abenteuergeschichte, alles wird komplett ausgeschöpft und kein Bestandteil kommt in irgendeiner Weise zu kurz. Alles zusammen genommen, leigt eine wirklich gelungene Mischung aus verschiedenen Genretypen vor, und man wird von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend und zudem spannungsreich unterhalten.

Anders als bei vielen Liebes- und Erotikgeschichten geht es Shana Abé hierbei ein wenig langsamer an. Während es in anderen Liebesromanen relativ zügig zur Sache geht und alles sehr genau beschrieben wird, dauert es bei „Feuermagie“ eine ganze Weile, bis Christoff und Rue sich näher kommen. Ab und zu kommt es dann auch zu erotischen Szenen, die aber gut portioniert auftreten und der Liebesgeschichte lediglich die rechte Würze verleihen. Wenn Shana Abé eine solche Szene beschreibt, hält sie sich nie lange mit irgendwelchen Details auf und beschreibt die Szenen kurz, aber sehr schön und malerisch.

„Feuermagie“ ist, wie es der Titel schon sagt, eine absolut magische Geschichte und in jeder Hinsicht einfach nur schön. Es ist eine Geschichte voller zauberhafter Drachen, Diamanten, Feuerwerken und anderen ästhetischen Dingen, sodass der Leser das Gefühl bekommt, die Geschichte wäre selbst ein funkelnder Diamant. Shana Abé beschreibt und erzählt ihre Story so wunderbar fantasievoll und malerisch, dass vor allem weibliche Leser ganz und gar in den Bann der Erzählung geschlagen wird. Zwar ist Abés Schreibstil im Prolog ein wenig gewöhnungsbedürftig, doch das ändert sich schon beim Beginn der eigentlichen Geschichte, und ab diesem Punkt ist klar, dass uns eine wundersam schillernde und spannende Sage erwartet, die durchaus das Potenzial für das nächste Lieblingsbuch mitbringt.

_Fazit:_ „Feuermagie“ ist eine wundervolle Geschichte, die funkelt wie ein Diamant und mehrere Genres perfekt in sich vereint. Auch die Charaktere, welche durch ihre Unvollkommenheit einzigartig wirken, sind gut gelungen und man schließt sie sofort in sein Herz. Ein wirklicher Lesegenuss, vor allem für weibliche Leser.

_Die Autorin:_ Shana Abé lebt mit ihrem Mann und einem ganzen Zoo von Tieren in Südkalifornien, verrät uns der Verlag (die Website der Autorin spricht eher von fünf Kaninchen und einem Hund). Die |Wikipedia| verrät noch ein bisschen mehr: Sie wurde in Texas geboren, wuchs in Colorado auf, verbrachte einen Teil ihres Studiums in Mexico sowie Los Angeles und arbeitete in Japan als Model. Abé erhielt den |Romantic Times Career Achievement Award| und war sechsmal für den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| nominiert, wovon sie zwei gewann.

http://www.shanaabe.com

|Der träumende Diamant:|

Band 1: Feuermagie
Band 2: Erdmagie (September 08)

|Originaltitel: Drákon 1. The Smoke Thief
Originalverlag: Bantam, New York 2005
Aus dem Englischen von Marianne Schmidt
384 Seiten|
http://www.blanvalet-verlag.de

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