Abercrombie, Joe – Feuerklingen (The First Law 2)

Die |“The First Law“|-Trilogie:
Band 1: [Kriegsklingen 4190 (The Blade itself)
Band 2: _Feuerklingen_ (Before they are hanged)
Band 3: Königsklingen (Last Argument of Kings)

Die Lage für die Union spitzt sich dramatisch zu: Im Norden bedrängt König Bethod das Reich. Um den traumtänzerischen Kronprinz Ladisla ein wenig mehr Respekt bei der Bevölkerung zu verschaffen, will ihn Marschall Burr als Kriegsheld aufbauen und gleichzeitig an einen unbedeutenden Frontabschnitt versetzen und so aus dem Weg räumen, bevor er Unheil anrichten kann. Collem West wird zum Oberst befördert und der Aufpasser des Prinzen und inoffizielle Befehlshaber seiner Truppe. Logens Nordmänner schließen sich West an und entdecken Schreckliches: Bethod ist nahe und marschiert geradewegs auf Ladisla zu – der sich zum heldenhaften Kampf stellen will!

Im Süden übernimmt Superior Glokta die Befehlsgewalt in Dagoska. Eine riesige gurkhisische Armee rückt an, und in der Stadt wimmelt es nur so von potenziellen Verrätern. Sein Vorgänger Davoust verschwand eines Nachts spurlos, man geht davon aus, dass er getötet wurde. Doch wer hält die Fäden in der Hand? Die schöne Carlot dan Eider von der Händlergilde, der ehrgeizige Sohn des greisen Statthalters Vurms, der inkompetente General Vissbruck oder der käufliche, aber kompetente Söldnerführer Cosca? Zudem muss er die einheimische Bevölkerung, die von der herrschenden ausländischen Oberschicht diskriminiert wird, auf seine Seite ziehen, wenn er die Stadt halten will. Das scheint angesichts der Stärke des auf ihn zumarschierenden Heeres immer fragwürdiger, doch Erzlektor Sult besteht darauf, dass die Stadt unter allen Umständen gehalten wird. Glokta kommt den Verschwörern auf die Spur und erkennt, dass diese edlere Motive haben als das Königreich oder Sult.

Bayaz erreicht währenddessen Adua, die zerstörte alte Hauptstadt des von Juvens geschaffenen Kaiserreichs. Er will dort ein Artefakt bergen, mit dem er in den Krieg gegen Khalul ziehen kann, seinem Erzfeind und ebenfalls ein Magi-Schüler Juvens. Dieser verzehrt Menschenfleisch als Quelle seiner Macht und bricht somit das zweite Gesetz der Magie. Bayaz ist bereit, sich gegen das erste zu versündigen und ein Tor zur anderen Seite zu öffnen, nur um es mit ihm aufzunehmen. In Adua angelangt entdecken sie, dass die Stadt von den Schanka verseucht ist. Luthar erlebt seine erste Schlacht, ist völlig überfordert und wird schwer verletzt. Er lernt den Barbaren Logen zu schätzen, für den er zuvor wenig übrig hatte. Bayaz erzählt seiner Gruppe mehr über die glorreiche Vergangenheit und die Konflikte zwischen den Söhnen des göttlichen Euz und seinen Schülern. Khalul scheint jedoch nicht die einzige Gefahr zu sein, denn einige Nordmänner laufen zu der in Logens Abwesenheit von Dreibaum geführten Gruppe über, da sie die „Hexe“, dank deren Hilfe Bethod sich mit den Schanka verbünden konnte, fürchten.

_Der Autor_

Joe Abercrombie wurde 1974 in Lancaster geboren und studierte Psychologie an der Universität Manchester. Dort zeigte er einen recht ausgeprägten Spieltrieb, er liebt Würfel- und Computerspiele. In dieser Zeit entstand auch die Figur des Barbaren Logen Neunfinger, die ihm jedoch selbst als etwas zu aufgeblasen erschien und schnell verworfen wurde. Schließlich zog Abercrombie nach London, um als Cutter in einem Post-Production-Studio zu arbeiten. Nach zwei Jahren verließ er das Studio und arbeitet seitdem freischaffend im selben Beruf. Im Jahr 2002, dank seiner freischaffenden Tätigkeit mit mehr Freiraum für andere Dinge, schrieb er erneut über die tragischen Abenteuer Logens. Im Jahr 2004 vollendete er „The Blade itself“, den ersten Band der „First Law“-Trilogie, die seit 2005 von |Gollancz| und seit kurzem von |Heyne| auch auf Deutsch verlegt wird. Der Erstling war zugleich sein Durchbruch und ein Erfolg auf der ganzen Linie: Die Serie wird bereits in acht Ländern in sieben verschiedenen Sprachen vertrieben.

_Ein Königreich in Nöten_

Die Bedrohung der Union gewinnt durch die Beteiligung der Magi an den verschiedenen Fronten eine ganz neue Dimension, allerdings ist auch ohne diese verdeckte Bedrohung die Lage bereits kritisch. Ohne zu viel verraten zu wollen: Kronprinz Ladisla wird vernichtend geschlagen und muss mit den Nordmännern und West flüchten, der ihn zähneknirschend gegenüber dem berechtigten Spott der Nordmänner verteidigen muss. Wie wird das nur enden?

Glokta muss sich von einem reichen Bankhaus bestechen lassen, will er seinen Befehlen nachkommen und Dagoska verteidigen. Dafür wird er für die Zukunft um einen „Gefallen“ gebeten. Im Spiel um die Macht wird er erneut zur Figur. Seine Ermittlungen in Dagoska ergeben, wie nutzlos die Stadt für das Reich ist und welch verheerende Folgen Widerstand gegen Gurkhul für die Stadt hätte. Zumal die Gurkhisen anscheinend auch noch ehrlichen gemeinten Frieden anbieten, im Austausch gegen Dagoska. Doch obwohl dies im Sinne der Union wäre, torpedieren einige Gruppen insgeheim diesen Frieden …

Dank des recht pathetisch die Größe der Vergangenheit preisenden Bayaz, was sowohl bei seinem Lehrling als auch bei Ferro und Logen für Belustigung sorgt, erfährt der Leser einige interessante Details, die den Konflikten eine ganz neue Dimension und Bedeutung geben. Bayaz wird leider so gut wie nichts gelingen, der mächtige Magi steht schon bald ziemlich ratlos da.

Joe Abercrombie spinnt seine Geschichte geschickt weiter; ich habe einige entscheidende Details wie das Schicksal von Prinz Ladisla, das intrigante Bankhaus, Khalul oder die „Hexe“ im Dienste Bethods nur am Rande erwähnt. Wie sich diese Geschichten entwickeln, zeigt erneut Abercrombies große Kunst, den Leser stets im Ungewissen zu lassen. Man kann nie sicher sein, wie sich die Dinge entwickeln werden, besonders Bayaz muss gehörig improvisieren und umplanen. Das macht Abercrombies Welt so lebendig. Negativ fällt mir mittlerweile das Fehlen einer Karte Anglands auf, da die Handlung aufgespalten auf viele weit voneinander entfernte Orte ist, die ich nur noch mit Mühe geographisch zuordnen kann. Obwohl Abercrombie die Weichen für den dritten Band stellt und vieles enthüllt, kann man dennoch keine Vorhersagen über die zukünftige Handlung machen, was sich langsam zu seinem Markenzeichen zu entwickeln scheint. Das ist neben den ausgefeilten Charakteren seine große Stärke.

_Fazit:_ Die Handlung wird immer komplexer, man erhält neues Wissen und so wesentlich mehr Durchblick über das große Ganze als im ersten Band, dennoch bleibt sie unvorhersehbar – Respekt! Auch die Charaktere entwickeln sich in sehr positiver Weise weiter. Abgesehen von der zickigen Ferro, mit der ich nie so richtig warm werde, zeigt sich das besonders bei Glokta und Luthar. Insbesondere bei Glokta könnte ich mir eine Abwendung von Erzlektor Sult im letzten Band vorstellen, während Luthar ordentlich seine Hofschranzen-Attitüden ausgetrieben worden sind. Aber auch der mittlerweile zum Oberst beförderte West hat beträchtlich an Profil und Charakter gewonnen und wird zu einer zentralen Figur im Kampf gegen Bethod. Bis auf das schmerzliche Fehlen einer Karte habe ich an „Feuerklingen“ nichts auszusetzen; wer im ersten Band eine klare Linie vermisste, wird jetzt nicht mehr ganz so arg im Dunkeln gelassen, ohne dass Abercrombie vorhersehbar würde, was mir sehr gut gefällt.

In seinem Blogeintrag vom 12. September schreibt Joe Abercrombie übrigens über „Feuerklingen“ und gibt ein paar interessante Gedanken zur deutschen Fassung und Fantasy im Allgemeinen zum besten: |“The slightly-abstract-titles-derived-from-quotes approach evidently doesn’t work for our cousins across the channel. (…) The Germans have gone stripped-down and ready for battle with Kriegsklingen, Feuerklingen, and I don’t know what they’re planning to call Last Argument of Kings, but I bet it’s got Klingen on the end of it. Not enormously closely related to the content, but looking at titles and covers of current German fantasy series, there does seem to be a trend over there for these simple, punchy, repetitive series titles and these dark, graphicy covers. A linguistic thing? A cultural thing? Who knows, but one can only assume that the publishers know their own markets, and brand their products accordingly …“|

|Originaltitel: Before they are hanged
Übersetzt von Kirsten Borchardt
Mit Illustrationen von Dominic Harman
Paperback, 800 Seiten, 13,5 x 20,6 cm|
http://www.heyne.de/

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