Adrian, Lara – Gefährtin der Schatten (Midnight Breed 5)

Die |Midnight Breed|-Reihe:

Band 1: [Geliebte der Nacht 4775
Band 2: [Gefangene des Blutes 4781
Band 3: [Geschöpf der Finsternis 4902
Band 4: [Gebieterin der Dunkelheit 5298
Band 5: Gefährtin der Schatten
Band 6: Gesandte des Zwielichts

Überall auf der Welt kommt es zu Mordüberfällen auf Gen-Eins-Vampire. Der Orden versucht, dem Mörder auf die Spur zu kommen und ihm Einhalt zu gebieten. Deshalb wird Nikolai, einer der Ordenskrieger, nach Montréal zu dem Gen-Eins-Vampir Sergej Jakut geschickt, der durch Glück einen Mordanschlag überlebt hat, um mehr über den Täter zu erfahren und Jakut zu warnen. Doch Jakut, der sich in seinem im Wald verborgenen Jagdhaus, umringt von seinen Leibwächtern, in Sicherheit wiegt, weist Nikolais Hilfe ab. Er fühlt sich insbesondere von der Stammesgefährtin Renata und ihrer besonderen Gabe beschützt, die er zusammen mit dem kleinen Mädchen Mira, einer kleinen Stammesgefährtin mit einer Sehergabe, bei sich gefangen hält und für seine Zwecke missbraucht.

Als Nikolai die Mission abbrechen und nach Boston zurückkehren will, wird Sergej Jakut allerdings tatsächlich ermordet, und die Schuld an dem Mord wird Nikolai zugeschoben. Jakuts Mörder, sein Sohn Alexej, nimmt Kontakt mit dem korrupten Vampir Fabien auf – einem Mitglied der Agentur -, der nicht nur dafür sorgt, dass Nikolai in der Klinik der Agentur eingesperrt und gefoltert wird, sondern auch das kleine Mädchen Mira mit sich nimmt. Renata, die ihr Leben für die Kleine geben würde, befreit Nikolai aus der Klinik, in der Hoffnung, dass er ihr beim Aufspüren von Mira helfen kann. Während sie versuchen, Mira zu finden und sowohl Alexej als auch Fabien das Handwerk zu legen, entwickeln Renata und Nikolai eine tiefe Leidenschaft füreinander …

_Eindrücke:_

Mittlerweile ist die „Midnight Breed“-Reihe von Lara Adrian mit ihren sechs Bänden schon recht weit fortgeschritten. Wo in den ersten drei Bänden der Reihe jedes Buch im Prinzip seine eigene Geschichte erzählte und es kaum Zusammenhänge gab, baut sich nun seit dem vierten Band eine richtige Story auf, die auch im fünften Band weitergeführt wird. Eine Welle an Mordüberfällen auf die stärksten Vampire, die der ersten Generation, verbreitet sich auf der ganzen Welt. Dahinter steckt ein Vampir namens Dragos, der alle Gen-Eins-Vampire vernichten und eine neue Armee von Gen-Eins-Vampiren für seine Zwecke züchten will. Würde sein Plan aufgehen, würde das den Untergang der Menschheit und der normalen Stammesvampire bedeuten.

Durch die Hintergrundgeschichte wird die Geschichte der Ordenskrieger wesentlich besser. Die Geschichte an sich erhält mehr Hintergründe, wird spannender, und die Leidenschaft, die sich zwischen Nikolai und Renata aufbaut, bildet nicht mehr den absoluten Mittelpunkt der Geschichte. Zwar handelt es sich bei „Gefährtin der Schatten“ eindeutig um Fantasy Romance, aber die Liebesgeschichte wird nun endlich in eine normale, spannende Story eingebaut, statt dass, wie in den ersten paar Bänden, das Thema Liebe und die erotischen Szenen eigentlich den einzigen Inhalt der Geschichte bilden.

Zwar hat sich die Geschichte in dieser Hinsicht deutlich verbessert, aber andererseits bleibt der Verlauf der Story in manchen Bereichen doch wieder gleich. Die Liebesgeschichte zwischen Stammesgefährtin A und Ordensvampir B verfolgt immer dasselbe Muster: der Vampir, um den es geht, wird stets als Sonderling, Einzelgänger, Killer und so weiter bezeichnet, der sich von den anderen angeblich(!) unterscheidet und keine Verwendung für die Liebe hat, da ihn seine Berufung als Ordenskrieger zu sehr einnimmt. Letztendlich werden aber alle Vampire des Ordens genau gleich beschrieben. Zumeist ist auch die eine Stammesgefährtin gleich wie die andere, auch wenn Renata in diesem Fall eine Ausnahme bildet. Jedenfalls geht es dann so weiter, dass beide weder eine Liebesaffäre, geschweige denn eine feste Bindung wollen (dabei fällt des Öfteren das Wort „unmöglich“), aber dennoch fühlen sich beide Parteien innerhalb kürzester Zeit so sehr zu dem anderen hingezogen (in erster Linie natürlich sexuell, dann auch aus Liebe), dass sie letztendlich nach einigen gemeinsamen absolut feurigen Liebesnächten doch eine Blutsverbindung miteinander eingehen. Und dann ist die Geschichte zu Ende und im nächsten Band ist der nächste Vampir dran, bei dem alles wieder von vorne beginnt, bis irgendwann alle Ordensvampire, die eigentlich keine Frauen haben wollten, innerhalb von ein bis zwei Jahren doch noch mit der Frau ihrer Träume ausgestattet sein dürften.

Gerade was die Charaktere und den Verlauf der Liebesgeschichte angehen, hätte ich mir auch noch eine Veränderung gewünscht – dass nicht alles immer wieder dem Klischee des vorherigen Bandes entspricht, sondern auch mal etwas Neues geschieht; dass die beiden auf eine andere Art und Weise als sonst zusammenkommen; dass es auch mal mehr Komplikationen gibt; dass vielleicht auch einmal zwei Vampire um eine Frau kämpfen oder umgekehrt und, und, und … All das würde die „Midnight Breed“-Reihe um einiges interessanter machen.

Was die Charaktere in „Gefährtin der Schatten“ und den restlichen Bänden der Reihe betrifft, gibt es da auch noch ein bisschen mehr zu bemängeln. Dass die Nebencharaktere in der Geschichte recht oberflächlich gehalten sind, will ich dabei mal außer Acht lassen, aber auch die Protagonisten und vor allem die Antagonisten könnten sicherlich ein bisschen mehr Tiefe gebrauchen. Da die meisten Charaktere sehr klischeehaft gestaltet sind und die einzelnen Vampire (und zugehörigen Stammesgefährtinnen) innerhalb eines Bandes abgehandelt werden und danach kaum mehr eine Rolle in der Geschichte spielen, kann man zu keinem der Charaktere wirklich eine Bindung aufbauen, geschweige denn eine wirkliche Sympathie empfinden. Das hätte sicherlich besser funktioniert, wenn beispielsweise die Charaktere der Ordenskrieger sich mehr unterscheiden und vor allem auch in den Folgebänden eine größere Rolle spielen würden, damit man sie auch dann noch besser kennen lernen kann.

Der Schreibstil ist an sich ganz in Ordnung, wenn mich auch zwei Dinge daran gestört haben: einmal die Flüche, die Lara Adrian in all ihre Bücher aus der Reihe einbaut und die nach einer Weile einfach nur noch störend sind, und zudem noch die Ausdrucksweise an der ein oder anderen Stelle. Wenn die Erektion mit einem „stolzen Soldat“ verglichen wird und sie sich „auf seinem Geschlecht pfählt“, dann ist das nicht mehr erotisch, sondern in meinen Augen äußerst unglücklich umschrieben.

Alles in allem ist die ganze Geschichte auch übermäßig kitschig und leidenschaftlich, sodass es an einigen Stellen wirklich übertrieben ist. Wenn ein Ordenskrieger, der bis vor ein paar Tagen mit Liebe noch rein gar nichts am Hut hatte und plötzlich die Frau seiner Träume gefunden hat, seine Gefühle auf absolut klischeehafte Weise zum Ausdruck bringt und jedes Mal, wenn sich die beiden sehen, vor Leidenschaft schier in Flammen aufgehen, dann wirkt das einfach nur überzogen. Ebenso wenn bei den erotischen Szenen die Grenzen des Möglichen meilenweit überschritten werden.

Dennoch hat die Reihe etwas an sich, was „Frau“ dennoch weiter lesen lässt. So kitschig und übertrieben das Ganze auch ist, so oberflächlich und klischeehaft die Charaktere sind und so gleichartig die Liebesgeschichte auch immer wieder abläuft, irgendetwas hat die Reihe einfach, dass man dennoch wissen will, wie es weitergeht. Das liegt, wie ich glaube, einfach am Unterhaltungswert, den die Reihe trotz allem bietet.

_Fazit:_

„Gefährtin der Schatten“ von Lara Adrian hat einige schwerwiegendere und einige weniger herbe Mängel vorzuweisen, angefangen mit der Geschichte, die sich im Prinzip immer wiederholt, bis hin zu den Charakteren, die sich zumeist kaum voneinander unterscheiden. Dennoch hat sich die Reihe ab dem vierten Band gebessert, was auch noch in Band fünf, „Gefährtin der Schatten“, weitergeführt wird, und so kitschig und übertrieben die Geschichte auch ist, so ist dies doch eine unterhaltsame Lektüre für Zwischendurch.

_Die Autorin:_

Zusammen mit ihrem Mann lebt Lara Adrian an der Küste Neuenglands, die von uralten Friedhöfen und dem Atlantik umgeben sind. Schon in ihrer Kindheit entwickelte sie ein Faible für Vampirromane und verschlang Bücher von Bram Stoker und Anne Rice. „Geliebte der Nacht“ war ihr erster eigener Vampirroman.

|Originaltitel: Veil of Midnight
Deutsch von Katrin Kremmler
393 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-8025-8185-4|
http://www.egmont-lyx.com

Schreibe einen Kommentar