Ahner, Dirk – Hui Buh – Neue Welt: Der verfluchte Geheimgang (Hörspiel) (Folge 01)

23 Folgen beinhaltete die Original-Serie des vorlauten, kettenrasselnden Schlossgespensts HUI BUH, welchem der unvergessliche Hans Clarin maßgeblich Stimme und somit auch Ansehen verlieh. Im Jahre 2006 wurde der altehrwürdige Stoff des Hörspielautoren Eberhard Alexander-Burgh dann schließlich auch verfilmt und von Dirk Ahner in wesentlich modernere Form gegossen. Basierend darauf folgte dann zwei Jahre später der Relaunch der Hörspielreihe mit dem Untertitel „Neue Welt“. Seit 2008 spukt das „einzig behördlich zugelassene Gespenst auf Schloss Burgeck“ also wieder durch die EUROPA-Studios – mit frischer Besetzung und runderneuertem Setting.

_Zur Story_

König Julius der 111. und seine Gemahlin Konstanzia sind aushäusig unterwegs. Wichtige Gespräche mit dem Bürgermeister und einflussreichen Bürgern von Dorf Burgeck stehen an. Eine schauderhaft gewittrige Nacht ist dies und der alte Kastellan gibt den beiden ebenfalls im Schloss zurück Gebliebenen, Tommy und HUI BUH, alte Kapitel aus der Geschichte von Burgeck zum Besten. Darunter auch die vom mysteriösen Geheimgang, in welchem der ehemalige Schlossherr Graf Morticor angeblich einen Nebenbuhler vor 700 Jahren lebendig begraben ließ.

Er begehrte einst die schöne Wirtin Gerlinde aus der Dorfschänke, doch diese hatte ihr Herz Minnesänger Kunibert geschenkt, mit dem sie sich dank des Ganges treffen konnte. Bis der eifersüchtige Graf davon erfuhr und das für Kunibert zur tödlichen Falle wurde – auch Gerlinde hatte man von jenem Tag an nie mehr gesehen. Entgegen der Warnungen des Kastellans und des ausdrücklichen Verbots Julius‘, während seiner Abwesenheit irgendwelchen Unsinn zu verzapfen, machen sich Tommy und HUI BUH neugierig auf die Suche. Mit ungeahnten wie unangenehmen Folgen.

_Eindrücke_

Für altgediente Fans ist es natürlich zunächst einmal ein mindestens mittlerer Kulturschock, dass HUI BUH nun von Stefan Krause gesprochen wird – und das auf eine eigene Art, die fast nichts mehr mit Clarins hyperaktiv krakeelenden und lamentierenden Interpretation der Figur gemein hat. Und das ist auch gut so. Auf mehreren Ebenen. Das neue Schlossgespenst weist zwar im Wesentlichen die Charakterzüge auf, die ihm schon sein Schöpfer Eberhard Alexander-Burgh auf den durchscheinenden Leib schrieb, doch haben die modernen Zeiten ein Upgrade erfordert. Auch was das Drumherum der Geschichte angeht, waren einige Renovierungsarbeiten nötig. Das heutige Publikum ist halt ein anderes. So wurde dem nun etwas zurückhaltender agierenden Gespenst eine Patchwork-Familie zur Seite gestellt. König Julius (hervorragend: Christoph Maria Herbst) ist nun Stiefvater eines Elfjährigen, da Konstanzia (würdig: Ulrike Stürzbecher) einen Sohn mit in die Ehe brachte. Tommy ist die neue Identifikationsfigur für die entsprechende (männliche) Altersgruppe.

Für die Mädels übernimmt dies Sophie (sympathisch: Marie-Luise Schramm), die Nichte der Wirtin der Dorfschänke, die esoterisch veranlagte Roswitha Rosenbach (schön abgedreht: Daniela Hoffmann), welche Tommy und HUI BUH in dieser ersten Folge der „Neuen Welt“ kennenlernen. Sophie ist fürderhin fester Bestandteil des Ensembles, bei dem eine wichtige Gestalt auf keinen Fall fehlen darf: der alte Kastellan, der auf die oft erfolglosen Spukversuche des „verehrten Schlossgeists“ schon lange nichts mehr gibt. Mit Jürgen Thormann hat man dort einen weiteren genialen Griff getan – wiewohl auch Andreas von der Meden früher in der Original-Serie stets einen guten Kastellan abgab, ist das Synchron-Urgestein mit seiner markanten Stimme noch einen Tick passender. Dem in nichts nach steht der professionelle Score, den das Berliner Filmorchester unter Leitung der Hörspielmacher Simon Bertling und Christian Hagitte hinlegt. Die beiden unter dem Kürzel „STIL“ bekannten Musiker führen nämlich auch die Regie.

Den Brückenschlag zur alten Serie schafft das kurze Intro von Hans Paetsch, doch schon kurz darauf übernimmt der neue Erzähler die Einführung in die (Vor-)Geschichte: Andreas „Bob Andrews“ Fröhlich. Für HUI-BUH-Frischlinge müssen zunächst einige Dinge erläutert werden, nämlich unter anderem, wie aus dem kreuzfidelen Ritter Balduin vor 500 Jahren überhaupt erst das Schlossgespenst wurde. Wobei auch hier ein wenig am Original gedreht wurde, um heutigen Erfordernissen gerecht zu werden. Storytechnisch bewegt man sich beim Auftakt ansonsten auf recht sicherem Terrain, denn eine tragische Liebesgeschichte zieht eigentlich immer. Die ist zwar rührig-niedlich, glücklicherweise jedoch sonst recht unschmalzig. Ein gutes Kontrastprogramm dazu liefert auch Fiesling Graf Morticor, der tatsächlich für (maßvolles) Gruselfeeling sorgt.

_Die Produktion_

Buch: Dirk Ahner
Nach Motiven von Eberhardt Alexander-Burgh (1928 – 2004)
Konzeption: Hilla Fitzen, Dirk Eichhorn, Elisa Stefan
Redaktion: Hilla Fitzen
Regie, Ton und Produktion: Christian Hagitte und Simon Bertling
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Das Berliner Filmorchester

|Sprecher und Figuren|

Stefan Krause (Hui Buh), Christoph Maria Herbst (König Julius der 111.), Ulrike Stürzbecher (Königin Konstanzia), Maximilian Artajo (Tommy), Marie-Luise Schramm (Sophie), Jürgen Thormann (Kastellan), Daniela Hoffmann (Roswitha Rosenbach), Sascha Rotermund (Kunibert), Heide Domanowski (Gerlinde), Kaspar Eichel (Graf Morticor), Andreas Fröhlich (Erzähler / Intro von Hans Paetsch)

_Fazit_

Als Nachfolger einer so berühmten Serie hat man es schwer, einen Fuß auf den Boden zu bekommen, denn gerade die zahlreichen Alt-Fans sind ein schwieriges Klientel, die einen solch einschneidenden Strukturwandel erst einmal verdauen müssen. Neueinsteiger hingegen sehen dies vermutlich insgesamt wesentlich gelassener, haben sicher keine Probleme mit dem modernen Anstrich und werden insbesondere Stefan Krause in ihr Herz schließen, der dankenswerterweise nicht versucht, Hans Clarin zu kopieren, sondern HUI BUH seinen eigenen Stempel aufdrückt. Auch beim Rest der Produktion wurde vom Start weg alles richtig gemacht: Hervorragende Sprecher, aufwändige Sound- und Score-Kulisse, eine gefällige Geschichte als Transportmedium für die Einführung der neuen Charaktere und nicht zuletzt einige frech-witzige Dialoge sorgen dafür, dass sich junge und alte Hörer schon bald im frisch aufgemöbelten Schloss Burgeck wohlfühlen.

|1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 75 Minuten
Empfohlen vom Hersteller von 6 – 99 Jahre
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2008|
EAN: 88697120820
[www.natuerlichvoneuropa.de]http://www.natuerlichvoneuropa.de

_Hui Buh bei |Buchwurm.info|:_
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[„Das Schlossgespenst“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2762
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