Anderson, Jeffrey – schlafende Tod, Der

_Inhalt_

In Los Angeles erkranken mehrere Menschen an einer scheinbaren Virusinfektion, die innerhalb weniger Tage zum Tod führt. Symptome sind Magen-Darm-Krämpfe und massive Blutungen aus dem Unterleib und dem Mund-Rachen-Bereich. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Da stündlich neue Patienten gemeldet werden, werden die Katastrophenschutzbehörde und die Seuchenzentrale sowie FBI, CIA und NSA alarmiert.

Der FBI-Agent Alan Thorpe und sein hochkarätiges Wissenschaftler-Team nehmen sich der Sache an, um dem Virus auf die Spur zu kommen. In einem Hochsicherheitslabor untersuchen sie Proben von Erkrankten und finden tatsächlich etwas: Nanoröhrchen – winzigste Bauteile der Nanotechnologie. Die Angst, es mit einer künstlich hervorgerufenen Viruserkrankung zu tun zu haben, steigt extrem an, zumal die Computerprognosen über die Verbreitung der Krankheit eine eindeutige Epidemie hervorsagen.

Zeitgleich wird eine entsetzliche Entdeckung im Internet gemacht: Die Besucher der Pentagon-Seite werden umgeleitet – zu einer Drohung, die ihnen den Nanotod im Namen von Allah ankündigt! Nicht nur in Los Angeles bricht Panik aus, denn der Nanotod schlägt nun auch in anderen Städten gnadenlos zu.

Für Präsident Sutherland ist die Lage prekär, die Weltmacht USA muss auf diesen offensichtlichen Anschlag reagieren. Als der Verdacht aufkommt, dass syrische Terroristen die Urheber der Katastrophe wären, plant er einen militärischen Eingriff. Doch bevor der Krieg ausbrechen kann, gibt es neue Beweise, dass die Terroristen aus dem eigenen Land kommen. Ein Agent, der in die Terroristenbande eingeschleust wurde, bringt nicht nur neue Informationen mit, sondern auch ein Virus, das sehr schnell tötet und gegen das die Wissenschaftler noch kein Mittel haben …

_Meinung_

Das ist längst noch nicht alles, was auf den 412 Seiten dieses Thrillers passiert, aber es reicht, um im Groben zu verstehen, worum es geht: Um Terrorismus, Wissenschaft, Politik und um Menschenleben. Dieser Thriller lässt sich kaum aus der Hand legen, denn er ist verflucht spannend! Bereits die ersten Seiten fesseln den Leser; die Story setzt mit der Erkrankung ein und schnellt damit augenblicklich auf ein hohes Spannungslevel – und das Schöne daran ist, dieses Level wird konstant gehalten!

Viel trägt dazu bei, dass das entworfene Szenario sehr realitätsnah gehalten ist; es spielt zwar nicht in der Gegenwart (das ist nur daran zu erkennen, dass Bush nicht mehr der Präsident der USA ist), allerdings auch nicht in allzu weiter Zukunft. Eine solche Nanotechnologie-Biowaffe könnte tatsächlich in wenigen Jahren bereit sein, fast die gesamte Menschheit innerhalb kürzester Zeit auszulöschen. Die psychologische Angst, die geschickt auf den Leser übertragen wird, begleitet diesen durch die Seiten und lässt ihn mit den Wissenschaftlern mitfiebern, die unter schwersten Bedingungen ein Heilmittel suchen.

Das Debüt von Jeffrey Anderson ist ein Wissenschaftsthriller, und demnach finden sich reichlich wissenschaftliche Ausführungen, die den Laien erklären sollen, was da eigentlich gerade stattfindet. Ich gebe zu, ich habe zwar nicht alles verstanden, aber das, was ich begriffen habe, reichte allemal, um den Roman nachzuvollziehen und zu genießen. Der Autor baut auch nicht einfach einen trockenen Absatz mit Erklärungen ein, sondern bringt dem Leser die Informationen größtenteils mittels Dialogen nahe – eine sehr schöne Variante, da sie gleich auch die Charaktere formt und deren Fachkompetenz als Super-Genies unterstreicht. Ich habe es ihnen jedenfalls abgekauft, dass sie Koryphäen auf ihrem jeweiligen Gebiet sind!

Zur besseren Vorstellung hat der Autor das Biodefense-Team (Alan Thorpe & die besagten Genies) auf der allerersten Seite gesondert vorgestellt. Das hilft natürlich, diese Figuren dem Leser nahezubringen und sie als \“Helden\“ wiederzuerkennen. Nun sind mir diese fünf Charakter nicht unbedingt ans Herz gewachsen, aber unsympathisch kann man sie auch nicht nennen. Doch nur der Agent Alan Thorpe und der Arzt Sam Goldberg konnten meine volle Aufmerksamkeit erreichen, da diese beiden jeweils mitten im Zentrum eines Krisengebietes kämpften: Alan inmitten von hochrangigen Politikern bis hin zum Präsidenten, und Sam inmitten der Infizierten im LA-Krankenhaus. Die restlichen drei kämpfen zwar verbissen um ein Heilmittel, sind mir aber als Figuren nicht so nahegegangen, weil sie doch eher außerhalb der Gefahr stehen. Auch sind ihre Eigenschaften blasser ausgefallen (außer ihrer fachlichen Kompetenz, wie erwähnt) und damit gibt es weniger Identifikationspotenzial für den Leser.

Insgesamt ist das Debüt von Anderson ein gelungener, spannender Wissenschaftsthriller, der gerade durch seine Realitätsnähe besticht und mitreißt. Ich spreche damit eine Empfehlung aus, und zwar nicht nur für Fans von Wissenschaftsthrillern.

_Der Autor_

Jeffrey Anderson, Dr. med. und Dr. phil, ist Neuroradiologe an der Universität von Utah und veröffentlicht seine Forschungsergebnisse in den führenden amerikanischen Fachzeitschriften wie \“Science\“, \“Nature Neuroscience\“ und \“Neuron\“. \“Der schlafende Tod\“ ist sein erster Roman und mit seinem zweiten Werk \“Die Erben der Schöpfung\“ wartet bereits ein neuer Wissenschaftsthriller im Handel.

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