Ange (Autoren) / Démarez, Thierry (Zeichner) – Maries Drachen 2: Rache

_|Maries Drachen|:_

Band 1: [„Armance“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7650
Band 2: [„Rache“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7649
Band 3: „Armaury“

_Story:_

Mit dem siegreichen Kampf gegen das Ungeheuer ist es Marie und ihrem Gefährten William gelungen, die lange verschollene Schwester Armance zu befreien und mit ihr gemeinsam den Rachefeldzug gegen diejenigen zu starten, die vor 15 Jahren ihr Dorf und einen Teil ihrer Familie vernichtet haben. Ihre Spur führt nach Mailand, wo sie Georg von Aichelin, einen der Rädelsführer des Attentats vermuten, der jedoch wie vom Erdboden verschluckt scheint. Auf dem Ball des unrechtschaffenen Grafen Orsini wollen Marie und William die Schwester Georgs antreffen und den verschwundenen Mörder aufspüren – doch sie werden lediglich Zeuge eines versteckten Ritualmordes, für den die Mailänder Obrigkeit die französische Eskorte alsbald verantwortlich macht. Gemeinsam mit Jean von Clermont, der sie einst noch der Hexerei anklagen sollte, flieht Marie und nimmt dabei den Auftrag an, eine gewichtige Schatulle des Papstes in das französische Kaiserreich zu tragen. Doch die politischen Wirren sind ihr im Wege, und da Clermont öffentlich den Grafen köpft und somit den ganzen Hass der Mailänder gegen Frankreich richtet, ist ihre Flucht zur französischen Grenze von vielen kleinen Scharmützeln gezeichnet. Kurz vor der Ankunft erfährt Marie schließlich die schreckliche Wahrheit um den Verbleib des Georg von Aichelin – und wird gleichzeitig Zeugin des Verrats ihres jüngeren, ebenfalls gesuchten Bruders Lou, dessen Verbleib nach dem damaligen Attentat immerzu fraglich blieb …

_Persönlicher Eindruck:_

Auch wenn die zweite Episode aus Anges neuer Reihe „Maries Drachen“ ein wenig versöhnlich stimmt und die vielen Ungereimtheiten, die noch im Debütalbum „Armance“ auftraten, ein wenig zu kaschieren weiß, fällt es dem renommierten Autorenpaar relativ schwer, die Geschichte in einen überzeugenden Komplex zu integrieren. Immer wieder wird die Handlung von allzu konstruierten Wendungen unterwandert, und nicht selten bekommt man den Eindruck, dass Anne und Gerard noch gar kein klares Ziel vor Augen haben, was den Fortgang der Erzählung betrifft.

Hierzu passt, dass der rasante Szenenwechsel ins mittelalterliche Mailand erst einmal keinem logischen Gedankengang unterliegt. Die Suche nach Georg von Aichelin ist zwar das Motiv, weiter in den Süden zu reisen, doch die Art und Weise, wie und in welchem Maße Marie und ihre Gefährten Einfluss nehmen können, mutet doch sehr merkwürdig an. Es bleibt zum Beispiel ungeklärt, wie die einst der Hexerei bezichtigte Protagonisten plötzlich eine wichtige Mission im Auftrag des Papstes begleiten darf. Ebenfalls zweifelhaft ist ihre Teilnahme am Ball des Grafen Orsini, der mit verschiedenen Gaunern paktiert, um sich gegen Frankreich zu verbünden. Insbesondere in diesen Szenen kann man kaum nachvollziehen, warum der Hauptakteurin ihr ‚Glück‘ so leicht in die Hände fällt bzw. warum sie geradezu spielerisch an den Anlässen der Obrigkeiten teilnehmen darf, ohne dass ihr sozialer Rang oder ihr allgemeines Image dies rechtfertigen könnten – und unter dem Aspekt der Logik verlaufen sich dementsprechend auch wieder alle Spuren.

Andererseits ist die Geschichte diesmal sehr ansprechend umgesetzt, bekommt ein angenehm flottes Tempo und erfreut sich auch einer ordentlichen Dynamik im Hinblick auf die zahlreichen Wendungen. Dennoch ist „Rache“ von vielen zu raschen Zeit- und Ortswechseln gekennzeichnet, die den rein erzählerischen Anteil herunterfahren und die Sache auf ungünstige Weise beschleunigen. Ange haben sich relativ wenig Zeit genommen, etwas mehr ins Detail zu gehen und die wichtigen Handlungspunkte auch adäquat miteinander zu verknüpfen. Doch was drängt die beiden Franzosen?
Immerhin bekennen sie ein bisschen mehr Farbe bei der Darstellung der Charaktere; die gegensätzlichen Ziele der beiden Schwestern kommen sehr gut zum Vorschein, die Eifersüchteleien eines William machen seine Stellung im gesamten Komplex transparenter, aber auch Jean von Clermont, der bis dato noch schwer einzuschätzen war, indes seine Position, wenngleich sie hinsichtlich der moralischen Vorwände, unter denen er arbeitet, auch nicht immer glaubwürdig weiterentwickelt wird. Aber zumindest hier macht man endlich mal einen durchsichtigen Anfang und nimmt der Story einen Teil ihrer leider immer noch omnipräsenten Hektik. Und Letztgenannte ist es schließlich auch, die jeden Anflug von Euphorie schnellstens wieder ausbremst, weil man zu keinem Zeitpunkt des Geschehens genau einschätzen kann, welche verworrenen Breaks Ange wieder einfügen werden.

Letzten Endes ist auch „Rache“ nicht vom Format der Ange-Großtaten, was vorrangig daran festzumachen ist, dass die beiden Autoren keine klare Linie fahren und die Atmosphäre des Comics nach wie vor von einigen logischen Patzern beeinträchtigt wird. Darüber hinaus ist die teils sehr brutale Präsentation ein weiterer Kritikpunkt, der bei der Gesamtbewertung nicht außer Acht gelassen wird. Die Szene, in der William einen Jugendlichen erdrosselt, ist jedenfalls hart an der Grenze. Von daher kann man kaum einschätzen, ob „Maries Drachen“ noch in die richtige Bahn gelenkt werden kann. Die ersten beiden Kapitel, auch wenn eine qualitative Steigerung zu verzeichnen ist, sind jedenfalls noch nicht das Gelbe vom Ei!

|Graphic Novel: 56 Seiten
ISBN-13: 978-3868691573|
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