Ange / Varanda / Paty – Legende der Drachenritter, Die – Band 5: Schlossgärten

[„Band 1: Jaina“ 3349
[„Band 2: Akanah“ 3585
[„Band 3: Das leblose Land“ 3826
[„Band 4: Brisken“ 4153

_Story_

Die Lage in Faiza ist ziemlich brisant. In der Zeit des Drachens verlor die Stadt ihren Ruhm und ihren Glanz und avancierte über die Jahre zur Ruine. Selbst die einst so ehrwürdige Schule ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und beherbergt heuer die Letzte der noch nicht entflohenen Drachenritter, die stolze Ralena. Sie war es, die damals bei der Belagerung des Drachen als Einzige überlebte und das Monstrum zur Strecke brachte. Doch niemand konnte die Tat bezeugen, so dass ihr bislang nie der Ruhm zuteil wurde, der ihr rechtmäßig zustand.

Eine Offerte aus der letzten prunkvollen Stadt Alexira, dem Exil von Faiza, soll Ralena jedoch die Gelegenheit geben, sich erneut zu profilieren. Der künftige Monarch soll gekrönt werden, besteht dabei allerdings darauf, bei der Zeremonie mit dem königlichen Medaillon geschmückt zu werden. Dieses befindet sich aber in den Trümmern des prunkvollen Schlosses vergangener Tage und erfordert somit den Einsatz der Drachenritter, um es dort zu bergen.

Als Relena jedoch zwei weitere Vertreterinnen des Ordens zur Seite gestellt bekommt, steigen in ihr erneut Zweifel auf, zumal der Trupp verschiedener nicht sein könnte. Die junge Novizin Jo scheint nämlich im Grunde genommen nur in ihre Rolle hineingedrängt worden zu sein und verbirgt dabei ein finsteres Geheimnis: Sie ist keine Jungfrau mehr. Ritterin Snejana indes eilt der Ruf der erfahrenen Heldin voraus. Und da sie es ist, die in der Mission das Zepter übernimmt, realisiert Ralena von Stunde zu Stunde mehr, dass man ihr erneut den rechtmäßigen Ruhm stehlen will. Dennoch stellt sie sich ihrer Herausforderung voller Verbitterung und Argwohn – und erlebt in ihrem Abenteuer mehr als nur eine Überraschung …

_Persönlicher Eindruck_

Ging es im vergangenen Kapitel der „Legende der Drachenritter“ noch äußerst actionreich und turbulent zu, konzentriert sich das Autorengespann Ange im fünften Band der Serie wieder etwas intensiver auf Charakterentwicklungen und ein zumindest vorerst ruhigeres Setting. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen unterdessen drei völlig verschiedene Figuren, die in einem merkwürdigen Abenteuer Seite an Seite kämpfen müssen, sich im Grunde genommen aber überhaupt nicht grün sind. Den Anfang macht hierbei die naive Jo, die auf Geheiß ihrer Eltern in den Orden eingetreten ist, sich in dieser Position aber absolut nicht wohlfühlt. Dennoch stellt sie sich ihrer Aufgabe, wird aber von den erfahrenen Kolleginnen alsbald ausgenutzt und kaum mehr ernst genommen. In den entscheidenden Situationen ist sie jedoch zur Stelle und beweist Qualitäten, die durchaus eines Ritters würdig sind.

Snejana mimt indes den kompletten Gegenpart; sie ist dominant, hochnäsig und ziemlich strikt in ihrer Vorgehensweise, duldet daher auch keine Nebenbuhlerinnen. Dies kann die dritte im Bunde, Ralena, kaum ertragen. Sie wähnt in der Suche nach dem Medaillon endlich das ersuchte Erfolgserlebnis und die entsprechende Würde vor dem Thron, die ihr eigentlich schon seit Jahren zusteht. Und ausgerechnet die hochnäsige Snejana soll ihr nun einen Strich durch die Rechnung machen, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie die Ankunft Jos eher als hinderlich denn als wahre Unterstützung empfindet …

Die Geschichte hat in diesem Fall besonders auf emotionaler Basis ihre Qualitäten und distanziert sich ein wenig von der ewig während Bedrohung durch den/die Drachen. Zwar suchen die beiden Autoren immer wieder lose Verknüpfungen zu den Ereignissen der anderen Bände, diese jedoch sollen sich im Gesamtkontext nicht als elementare Inhalte herausstellen. Vielmehr dient der Drachenritter-Kontext in diesem Zusammenhang als Aufhänger für die Tragödie um die einzelnen Charaktere, die sich erst auf den letzten Seiten so richtig manifestiert und dort auch mit einer hochkarätigen Steigerung im Vergleich zum drögen Story-Beginn punktet. Letzterer ist aber eben gerade deshalb beschwerlich, weil die Einführung der Persönlichkeiten ein wenig schleppend vonstatten geht. Man findet zum richtigen Hintergrund der Erzählung erst Zugang, wenn schon ein Drittel der Geschichte erzählt ist, und so entwickeln sich manche Dinge in den letzten Passagen bisweilen hektisch und sprunghaft. Der zeichnerische und inhaltliche Detailreichtum, der hier an den Begrüßungszeremonien der drei Heldinnen abgeladen wird, kommt aber ein klein wenig zu kurz, auch wenn man mit dem Schlussszenario letzten Endes absolut zufrieden sein kann. Und dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass manche Phase des Plots noch eine Spur weiter ausgereift hätte sein können.

Nichtsdestotrotz ist auch das fünfte Kapitel aus „Die Legende der Drachenritter“ ein ziemlich lohnenswertes. Die Story bringt strukturell einige Neuerungen, klammert sich aber an den entscheidenden Stellen an die bisherigen Vorgaben und wird schließlich nur im Bereich der Action ein wenig ausgebremst. Dies kompensiert man aber gleich wieder mit tollen Charakterentwicklungen, klugen Dialogen und erneut fantastischen Zeichnungen. Insofern ist „Schlossgärten“ als eine der besten bisherigen Episoden für Liebhaber der Serie erneut verpflichtend!

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