Azzarello, Brian (Autor) / Risso, Eduardo (Zeichner) – 100 Bullets: Bd. 7 – Samurai

_Story_

Louis ‚Loop‘ Hughes wird nach einem Zwischenfall mit dem berüchtigten Nine Train sowohl von den Vorstehern als auch von seinen Mithäftlingen in die Ecke gedrängt. Seine Tage scheinen gezählt, auch wenn sich die meisten Gefangenen solidarisch zeigen und Loop sich mit einigen krummen Deals für die nächste Konfrontation mit Nine Train rüstet. Als dann jedoch der neue Häftling Lono in den Trakt verlegt wird und ebenfalls die indirekte Konfrontation mit Loop und seinen Genossen sucht, droht die Situation zu eskalieren. In einem Sumpf aus Korruption und Unmenschlichkeiten sucht er eigene Wege, sich seiner Probleme zu entledigen.

Mikey und Jack befinden sich auf dem Weg zu Mikeys Cousin Garvey, als sie von einer Polizeistreife gestoppt werden. Obwohl sie schwer mit Drogen beladen sind und Jack zudem auch noch einen Koffer mit 100 Schuss mit sich führt, lässt der Cop sie gewähren, schließlich steckt er mit dem Wilderer Garvey unter einer Decke. Dann jedoch rückt die Mafia im Hause des Tierhändlers an und zerstört die vorübergehende Familienidylle. Für Jack ist dies genau der richtige Zeitpunkt, seiner wahren Bestimmung zu folgen …

_Persönlicher Eindruck_

Nachdem gerade der [vorangegangene Band, 3283 seinerzeit gleichzeitig der |Panini|-Einstand von Brian Azzraellos hochgelobter Serie, mit einigen komplexen Gedankengängen aufwartete und die Story um Agent Graves und die geschlossene Organisation der Minutemen nicht sonderlich konsumentenfreundlich (wenn auch nicht weniger brillant) ausgestattet war, setzt der Autor den Plot in Episode sieben mit zwei vergleichsweise sehr geradlinigen Geschichten fort und demonstriert unterdessen auch noch einmal den ganzen Grad der physischen und psychischen Brutalität, der diese Reihe ausmacht.

Sowohl sprachlich als auch inhaltlich geht es vor allem in der ersten illustrierten Erzählung durchweg ungemäßigt zur Sache, wobei Azzraello allerdings auch ein sehr authentisches Bild des knallharten Gefängnislebens zeichnet. Hier werden hinterhältige Intrigen gesponnen, unter der Hand Pakte geschlossen und völlig unverblümt und kompromisslos das aggressive Treiben unter den teils auch rassistischen Häftlingen geschildert. Im Mittelpunkt steht dabei der gewiefte Loop, ein ehemaliger Minuteman, der sich von Graves hereingelegt fühlt. Sein 100-Bullet-Deal ist geplatzt, so dass er sich unverhofft zu Seinesgleichen gesellen muss, um die Konsequenzen für das unmoralische Vorgehen zu tragen. Doch Loop weiß sich zwischen den Knackis und der Reihe der gefährlichsten Mörder zu behaupten und knüpft die entscheidenden Kontakte, um vorerst unverletzt zu überleben. Nach seiner Konfrontation mit dem geächteten Nine Train wendet sich jedoch das Blatt; er muss um sein Leben fürchten und weitere krumme Dinger drehen, um seine Haut zu retten. Ausgerechnet in dieser Bredouille taucht ein weiterer von Graves‘ Schützlingen auf und mischt das Geschehen auf – Zeit für eine spannende und bärenstarke Story!

Im zweiten Plot wird das intrigante Dämmerspiel schließlich fortgesetzt; dieses Mal steht ein aktueller ‚Kunde‘ Graves‘ im Mittelpunkt, während er sich von einem entfernten Kumpel gerade in die Provinz transportieren lässt, um den Wilderer und Tierhändler Garvey zu besuchen. Jack verspürt ein großes Verlangen, in der Nähe dessen Tigerkäfigs die Grenzen der Natur auszutesten und lässt sich auf ein gefährliches Spiel mit den ungezähmten Tieren ein. Aber seine Neugierde wird strikt beendet, als die Mafia anrückt und die Szenerie auflöst. Eine brutale Schießerei später ist die Situation bereinigt – nicht jedoch ohne eine Vielzahl von Leichen, die nun beseitigt werden müssen – und auch hier ist Spannung angesagt!

Teil sieben dieser Serie wartet schlussendlich mit zwei völlig verschiedenen, unabhängigen Geschichten auf, die insgesamt zwar ein kleiner Part des Gesamtgeschehens sind, sich jedoch zunächst einmal nicht zusammenführen lassen. Gemeinsam ist ihnen die mehr oder weniger direkte Verbindung zu Graves und den Minutemen, doch inwiefern die einzelnen Hintergründe miteinander harmonieren, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden – hierzu gilt es nämlich, das bislang noch nicht komplett veröffentlichte Konstrukt zu betrachten. Allerdings verschaffen |Panini| dem großen Rätselraten zumindest im Auftakt ein wenig Abhilfe und erklären in einer kurzen Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse zumindest schon einmal im Groben, worauf „100 Bullets“ grundsätzlich aufbaut. Doch wie auch schon Band sechs, so ist auch die aktuelle Veröffentlichung nur ein Baustein in einem nicht transparenten Comic-Universum, welches sich – und dafür steht „Samurai“ von allen bis dato herausgegebenen Bänden am ehesten – aufgrund der richtig starken Einzelteile auf jeden Fall zu erforschen lohnt. Nicht zuletzt, weil die abgeschlossenen Geschichten auch losgelöst vom Konzept überzeugen können, scheint eine Verpflichtung von klassischem Stoff der Marke „Pulp Fiction“ selbstverständlich!

http://www.paninicomics.de

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