Mit dem Krimi „Nadelstiche“ melden sich zwei Erfolgspaare des Genres zurück: Zum Einen die Autoren Dr. Michael Baden und Linda Kenney, zum anderen die Romanhelden Dr. Jake Rosen und Philomena „Manny“ Manfreda. Ähnlich wie bei den Protagonisten der Geschichte handelt es sich auch bei den Autoren um einen Forensiker und eine Bürgerrechtsanwältin. Das Duo Baden Kenney weiß also, worüber es schreibt, lässt dies aber zum Glück nicht heraushängen.
_In Manhattan geht_ die Angst um. Ein Unbekannter, von den Zeitungen „Vampir“ genannt, sucht verschiedene Personen in ihren Wohnungen auf, betäubt sie mit Äther und nimmt ihnen anschließend Blut ab. Die Taten ergeben keinen Sinn, doch als eine Frau beinahe an einer Überdosis Äther stirbt, kommt Dr. Jake Rosen ins Spiel. Der Forensiker mit dem Hang zu eigenen Ermittlungen findet bald heraus, dass der Täter das Blut weder zum Spaß noch als Fetisch abzapft. Er scheint es zu analysieren.
Doch plötzlich ändert er sein Vorgehen. War vorher noch niemand zu Tode gekommen, findet die Polizei innerhalb kurzer Zeit zwei Leichen mit den charakteristischen Einstichstellen in der Armbeuge. Doch Jake ist nicht der Einzige, der alle Hände voll zu tun hat. Seine Freundin Manny, die fashionverrückte Bürgerrechtsanwältin mit dem transsexuellen Anwaltsgehilfen Kenneth und dem Zwergpudel Mycroft, muss einen Jungen verteidigen, der der Mitgliedschaft einer terroristischen Organisation verdächtigt wird. Eigentlich hat Travis nur die falschen Leute kennen gelernt, die sich einen Streich erlaubt und eine selbst gebastelte Bombe in einen Briefkasten geschmissen haben. Dummerweise lief im Moment der Explosion ein Bundesrichter vorbei und wurde schwer verletzt. Der Dumme-Jungen-Streich ist nun ein Angriff auf den Staat und Travis der einzige der Verdächtigen, den die Polizei fassen konnte. Trotz mauer Beweislage wird er gefangen gehalten. Manny setzt alles daran, um ihn frei zu kriegen, doch je mehr sie ermittelt, umso mehr hat sie das Gefühl, dass er vielleicht nicht schuldlos im Gefängnis sitzt …
_“Nadelstiche“, der zweite_ Krimi mit den Protagonisten Jake und Manny glänzt durch viel, aber nicht durch seine Handlung. Diese beginnt viel versprechend. Die Taten des Vampirs geben nicht nur Jake Rätsel auf, sondern auch dem Leser. Er giert darauf, zu erfahren, was es hiermit zu tun hat, vermutet etwas wirklich Gewieftes hinter den Überfällen. Auch Mannys Fall fängt spannend an. Es gibt Verwicklungen und Ungereimtheiten bezüglich Travis‘ Festnahme, dann die Hinweise darauf, dass er vielleicht doch kein unbeschriebenes Blatt ist. Hätten die Autoren die Fälle so weitergeführt, wäre sicherlich eine großartige Geschichte dabei herausgekommen. Tatsächlich machen sie aber den Fehler, die beiden Erzählstränge zusammenzuführen. Das gelingt ihnen zwar einigermaßen, aber wirklich glaubwürdig ist das Buch von da an nicht mehr. Die Handlung wirkt sehr bemüht und verliert dadurch an Spannung und Authentizität.
Angenehm ist allerdings, dass die Arbeit von beiden Protagonisten nicht übertrieben in den Vordergrund gestellt wird. Baden Kenney verzichten auf seitenlange Beschreibungen von Knochensägereien oder juristischen Winkelzügen. Stattdessen räumen sie dem Privatleben der beiden Hauptfiguren viel Raum ein. Dadurch kommt ihre Persönlichkeit wesentlich besser zum Tragen als das in Büchern ähnlicher Machart der Fall ist. Beide Charaktere (und auch die Nebenfiguren) machen zudem sehr viel Spaß. Manny wirkt stellenweise wie aus einem Frauenroman entsprungen, wenn sie mal wieder über Bekleidungsprobleme oder ihren Hund klagt. Sie tut dies aber zumeist so überspitzt, dass man auch als Nicht-Fan dieses Genre nicht verstimmt ist. Jake hingegen schlägt in eine ganz andere Kerbe. Er entspricht dem Klischee des irren Wissenschaftlers. Seine Arbeit bedeutet ihm viel und spielt auch in den Alltag mit hinein. Er macht sich wenig aus seinem Äußeren, weshalb er der perfekte Gegenpol zu Manny ist.
Der Schreibstil ist locker und häufig sehr humorvoll, besonders bei den Dialogen. Vor allem dadurch erinnert das Buch manchmal an die Bücher von Lisa Scott. Dieser lässige Stil mag Lesern, die auf richtige Krimis stehen, vielleicht nicht gefallen. Wer jedoch gerne unterhalten wird und kein Problem mit ein bisschen weniger Ernsthaftigkeit hat, dem wird „Nadelstiche“ gefallen.
_Auch wenn die_ Handlung mit der Zeit etwas verwaschen wird, ist Baden Kenney ein amtlicher Nachfolger für [„Skalpell N° 5“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5195 gelungen. Witzig, unterhaltsam und leicht zu lesen – für Fans von Lisa Scott genau das Richtige!
|Broschiert: 364 Seiten
Originaltitel: Skeleton Justice
Deutsch von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
ISBN-13: 978-3896672865|
http://www.blessing-verlag.de