Bajram, Denis – Universal War One 1: Genesis

_Story_

Seit geraumer Zeit bewacht die Flotte der United Earth Forces die Peripherie des Sonnensystems in der Nähe des Saturns. Bei einem Routineauftrag kommt es dabei zu einer unerwarteten Eskalation. Ein mit explosivem Stoff geladener Frachter rast unbarmherzig auf die Raumstation der Erdförderation zu und muss vom Team der Raumpilotin Kate Williamson in kürzester Zeit aus der Bahn geworfen werden. Jedoch hat ihr Pilot Balti nichts Besseres zu tun als selbst an Bord des Schiffes zu gehen, es in Richtung des Saturns zu lenken und mit der folgenden Explosion eine Loslösung der Ringe des Planeten zu entfachen.

Denn in der Nähe der Saturn-Umlaufbahn befindet sich die Mauer, ein schier unüberwindbares Konstrukt mit einem Durchmesser von ganzen drei Millionen Kilometern, das den Aufprall des Frachters begünstigte. Ihre unwahrscheinliche Größe macht den Forschern Angst und Bange, und händeringend sucht man einen Weg, sie zu durchbrechen oder zumindest einen Tunnel durch sie hindurch zu bauen. Kate und ihr Team halten sich mit ihrer Beteiligung noch zurück. Doch als die geächtete Mannschaft aus ehemaligen Verbrechern nach einem erneuten Eklat in die Ecke gedrängt wird, sieht sich Balti ein weiteres Mal zum Handeln gezwungen und setzt sich dabei über jegliche Gesetze hinweg.

_Meine Meinung_

Hier ist sie, die erste Science-Fiction-Saga beim |Splitter|-Verlag und dazu eine atmosphärisch bereits im ersten Band sehr dichte Story mit einem viel versprechenden Setting und ungewöhnlichen, jedoch markanten Charakteren. Der erste Band dient dabei vorrangig der (spannungsvollen) Einleitung, in der nicht nur die Problematik der undurchdringlichen Mauer, sondern vor allem auch das Umfeld der Hauptfiguren sowie ihre Beziehung zueinander beleuchtet werden. Eine Schar von Gaunern, Mördern und Taugenichtsen tritt im ersten Album zu „Universal War One“ in den Vordergrund und erkämpft sich zumindest schon mal einen vorderen Platz im comicweiten Anti-Heldentum.

Derart zwielichtige Gestalten in einem Science-Fiction-Abenteuer sind zwar beileibe nichts Neues, doch ist ihre Darstellung in diesem Comic wirklich fabelhaft, weil sie sich nach wie vor nicht anpassen bzw. sich gegenseitig grün sind und auch auf dem Weg ihrer Rehabilitation noch immer von den Schatten der Vergangenheit gefressen werden.

So beachtet Balti nach wie vor keine Vorschriften und sorgt für einen chaotischen Vorfall im Gravitationsfeld des Saturns. Mario hingegen ist ein echter Angsthase und setzt damit das Leben der ganzen Crew in Gefahr, weil er bei den Missionen jegliches Risiko scheut. Milorad hat sich als Vergewaltiger einen Namen gemacht und bleibt sich selber auch treu, als er seine Teamgefährtin Amina zu misshandeln versucht. Ihr kommt Lieutenant Ed Kalish zur Hilfe, ein skrupelloser Schläger, der Milorad wegen des versuchten Attentats beinahe umbringt. Aber auch Amina ist kein unbeschriebenes Blatt. Auch sie hat schon einmal Erfahrungen mit Vergewaltigungen gemacht und wurde vom Opfer zum Täten, als sie ihrem Schänder sein bestes Teil mit einem Cutter entfernte. Man muss daher auch nicht lange überlegen, wie ihre hasserfüllte Reaktion ausgesehen hat, als sie sich für die jüngste Tat rächen wollte.

Im Schmelztiegel zwischen Saturn und Jupiter treffen diese Gestalten nun aufeinander, um Seite an Seite die Forschung anzukurbeln und auf Geheiß des Admirals die Wand zu erforschen. Doch die chaotischen Zustände und nicht zuletzt der Übergriff auf Amina machen jeden von ihnen zu einer tickenden Zeitbombe, die jederzeit zünden könnte, und gefährden so die gesamte Mission.

Das Anfangsszenario, das Denis Bejram im ersten Band mit dem Titel „Genesis“ kreiert, zeugt von einigen mysteriösen Verstrickungen und arg verzwickten Hintergründen, die der Story zugrunde liegen. Zwar erhält man einen groben Abriss über die Vergangenheit der individuellen Charaktere, doch was zum Beispiel genau hinter der Wand steckt bzw. worin das erklärte Ziel der Wissenschaft liegt und welchen Einfluss die Forschungen haben, bleibt noch offen. Aber das ist für den Auftakt auch durchaus legitim und kurbelt die Spannung natürlich ebenfalls an.

Was indes Action und dergleichen betrifft, hält sich der Autor in der ersten Geschichte noch vornehm zurück. Baltis Ausflug zum Schluss und seine kurz entschlossenen Handlungen fördern diesbezüglich zwar das Tempo, aber anstatt die Erzählung bereits zu Beginn mit allzu viel Action zu füllen, konzentriert Bajram sich verstärkt darauf, den Leser mit zahlreichen Dialogen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit der Geschichte und ihrem Setting vertraut zu machen und mit kontinuierlichen Fortschritten den Spannungslevel aufzuwerten.

Dies macht die Story recht leicht konsumierbar und auch angenehm zu lesen, wobei man jedoch nicht vergessen darf, dass schon „Genesis“ den umfassenden Rahmen der Handlung umreißt und nach den temporeichen Inszenierungen für die Zukunft noch rasante Entwicklungen erhoffen lässt. Bis hierhin hat „Universal War One“ bereits eine fabelhafte Vorstellung abgegeben, sowohl hinsichtlich der Texte und der Story als auch bezogen auf die herrlichen Zeichnungen, von denen die eh schon reizvolle Atmosphäre durchgehend zehren kann.

Das |Splitter|-Debüt im Bereich Science-Fiction ist schlussendlich vollends gelungen und schürt große Erwartungen für den bereits veröffentlichten Nachfolgeband. Die auf insgesamt sechs Teile ausgelegte Serie sollte man definitiv im Auge behalten, denn ansonsten würde man höchstwahrscheinlich eine tolle Serie verpassen.

http://www.splitter-verlag.de/

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