Baldacci, David – Spieler, Die

_Die |Camel Club|-Serie:_

1) [„Die Wächter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4513
2) [„Die Sammler“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5748
3) _“Die Spieler“_
4) „Die Jäger“
5) „Hell’s Corner“ (noch ohne dt. Titel)

_Der Camel Club in Aktion_

Der geheimnisvolle Camel Club will die verborgenen Machenschaften der US-Regierung aufdecken, um Korruption und Betrug ein Ende zu bereiten. Auch Trickbetrügerin Annabelle Conroy hat sich dieser hehren Aufgabe verschrieben, doch unvermittelt wird sie selbst zur Gejagten. Nachdem sie den Mörder ihrer Mutter, einen skrupellosen Kasinoboss, um 40 Mio. Dollar erleichtert hat, steht sie als Nächste auf seiner Abschussliste.

Im Kampf um Leben und Tod ist ihr die Hilfe des Klubs gewiss. Die Karten werden jedoch neu gemischt, als dessen Anführer Oliver Stone von seiner Vergangenheit eingeholt wird und plötzlich selbst vor einem Killer fliehen muss … (abgewandelte Verlagsinfo)

_Der Autor_

David Baldacci wurde 1960 in Virginia geboren, wo er heute lebt. Er wuchs in Richmond auf; sein Vater war Mechaniker und später Vorarbeiter bei einer Spedition, seine Mutter Sekretärin bei einer Telefongesellschaft. Baldacci studierte Politikwissenschaft an der Virginia Commonwealth University (B. A.) und Jura an der University of Virginia. Während des Studiums jobbte er u.a. als Staubsaugerverkäufer, Security-Guard, Konstrukteur und Dampfkesselreiniger. Er praktizierte neun Jahre lang als Anwalt in Washington, D. C., sowohl als Strafverteidiger als auch als Wirtschaftsjurist.

Neben seiner Arbeit als Schriftsteller engagiert sich Baldacci für eine Reihe karitativer und gesellschaftlicher Institutionen, darunter der National Multiple Sclerosis Society, der Barbara Bush Foundation for Family Literacy, der Virginia Foundation for the Humanities, der America Cancer Society, der Cystic Fibrosis Foundation und der Viriginia Commonwealth University. David Baldacci ist verheiratet und hat zwei Kinder: Tochter Spencer und Sohn Collin. Laut Verlag liegt die Gesamtauflage seiner Bücher weltweit bei über 55 Millionen Exemplaren.

Mehr Infos: [www.david-baldacci.com]http://www.david-baldacci.com (Verlagsinfo)

_Handlung_

Annabelle Conroy, 36, ist auf der Flucht. Sie hat den Gangster Jerry Beggar, den Mörder ihrer Mutter, um 40 Millionen Dollar betrogen. Anthony Wallace, der ihr Komplize war, ist schwer verletzt und drei weitere Personen sind in einer Villa getötet worden, sie selbst konnte entkommen, gerade noch. Doch Beckers Rache ist ihr gewiss. Sie muss die Hilfe des Camel Club in Anspruch nehmen, die man ihr sicher nicht verweigern wird. Sie kennt zumindest dessen Mitglieder Caleb Shaw und Oliver Stone.

Stone arbeitet auf dem Friedhof und wird am TV-Gerät Zeuge, wie Carter Gray, dem ehemaligen Sicherheitschef des Präsidenten, eine Medaille verliehen werden soll. Dabei plante doch Gray, den Präsidenten zu ermorden. Als Gray mit seiner Medaille aus dem Weißen Haus gefahren wird, zeigt er Stone den Stinkefinger, denn Stone hält ein Schild hoch, auf dem steht: „Ich will die Wahrheit wissen.“

Von Stone unbemerkt folgt Harry Finn dem Wagen von Gray zu dessen Wohnsitz an der Chesapeake Bucht. Er hat den Auftrag, Gray umzulegen. Nur zwei Wachen beschützen das Zielobjekt. Finn ist ein ehemaliger Spezialkämpfer der Marine, ein Navy SEAL. Er hat bereits einen Plan, wie der Mord gelingen kann. Denn unerkannt arbeitet er beim Heimatschutz.

Stone rät Anne Conroy dringend, nicht unterzutauchen, sondern in Washington zu bleiben und herauszufinden, was Beggar überhaupt weiß. Sie ist einverstanden, und Stone ruft den Club zusammen. Sie finden heraus, dass der Fall Beggar vom Justizministerium, also vom FBI, untersucht wird. Unterdessen folgt Stone einer Einladung Grays. Gray zeigt ihm Fotos dreier ehemaliger Kollegen Stones beim Secret Service: Sie wurden alle in den letzten zwei Monaten ermordet. Von wem und weshalb? Und Stone, der ehemalige Mr. John Carr, steht bestimmt ebenfalls auf der Liste des Killers. Am nächsten Tag wird Grays Haus in die Luft gejagt. Kein Wunder, dass das FBI ihn dringend sprechen will.

Stone hat damit kein Problem: Er besitzt zwar keine Ausweispapiere, aber dafür eine Belobigung vom FBI-Chef selbst. Grays Haus ist ein Trümmerfeld. Grays Leiche ist nicht eindeutig zu identifizieren. Es gibt verwirrende Berichte von Überlebenden, doch als Stone ein Druckventil findet, reimt er sich zusammen, dass der Täter im Haus Gas ausströmen ließ und es dann mit einem Schuss zur Explosion brachte. Dieser Schuss muss von einer Steilwand über der Brandung gekommen sein. Der Mörder ist ein verdammt guter Kletterer.

Aus alten Unterlagen, die er in einem Grab auf seinem Friedhof deponiert hat, fischt Stone ein altes Foto aus seiner Zeit beim CIA in Vietnam. Dort erledigte er mit drei Kollegen die Drecksarbeit für Gray und Roger Simpson, einen jetzigen Senator mit Ambitionen auf den Präsidentensessel. Haben diese beiden vielleicht ein Unrecht begangen, das gesühnt und nun auch ihren Untergebenen in die Schuhe geschoben werden soll?

Stone ruft Anne Conroy an. Sie ist in ihrer Heimatstadt in Maine, in Kennebunk. Dort fing alles an, was dann zu ihrer Vergeltung an Beggar führte. Beggar tötete ihre Mom, will Annes Vater ihm 10.000 Dollar geraubt hatte. Während er zu ihr fährt, erkundigen sich drei seiner Freunde vom Club in Atlantic City nach Jerry Beggar. Sie erfahren, dass er nach Washington geflogen ist. Caleb Shaw, ein weiteres Clubmitglied erhält in einer Bibliothek Beggars Besuch. Beggar bietet ihm viel Geld an, um an Annabelle Conroy heranzukommen, die mit Calebs Vorgänger liiert war. Caleb ruft aufgeregt Stone an, der in Maine ist. Dieser warnt Reuben in Atlantic City sowie Annabelle in Maine, die ihm falsche Papiere verschafft.

Es sieht ganz so aus, als müsste Stone nicht nur gegen den unbekannten Killer kämpfen, sondern auch sehr bald schon gegen den skrupellosen Jerry Beggar. Doch auch Carter Gray weilt keineswegs unter den Toten, sondern bereitet Stone schon bald ein unangenehmes Wiedersehen …

_Mein Eindruck_

Im typischen Baldacci-Stil springt die Erzählung von Szene zu Szene und wechselt dabei stets Schauplatz und Figuren. Schon bald hat der Hörer Mühe, den drei – oder waren’s vier? – Erzählsträngen zu folgen. Da ist zum einen Oliver Stone, dann Annabelle Conroy und ihr wiedergefundener Vater, die noch ein Hühnchen mit Jerry Beggar zu rupfen haben.

Schließlich taucht aus der Vergangenheit ein gewisser Harry Finn auf, der die ehemaligen Kollegen Stones bei der CIA eliminiert. Aber warum und in wessen Auftrag, fragen sich Stone und Carter Gray. Wie sich herausstellt, steckt Lesya, eine ehemalige russische Spionin, dahinter, die von Harry Finns Vater Ray Solomon für die CIA rekrutiert wurde. Doch zu welchem Zweck? Harry Finn ist hinter Stone alias John Carr her, weil dieser von Gray und Roger Simpson seinerzeit den Befehl erhielt, Solomon zu eliminieren. Solomon war ein unerwünschter Zeuge für eben jenen supergeheimen Zweck, den der US-Präsident nicht autorisiert hatte: die Ermordung der beiden sowjetischen Ministerpräsidenten Adropow und Tschernenko, denen 1986 Gorbatschow folgte.

Selbstverständlich darf nichts davon auch nur mit einem Sterbenswörtchen an die Öffentlichkeit gelangen, sondern wird der dritte Weltkrieg entfacht, suggeriert der Autor mehrfach. Also wächst bei allen Beteiligten der Druck, besonders bei Gray, Simpson und Stone. Indem sich jedoch Stone einfach an Finns Fersen heftet und ihm über die grüne Grenze nach Kanada folgt, stößt er auf Lesya und Geheimdokumente, die Grays und Simpsons Schuld am Anti-Andropow-Komplott beweisen. Brisanter Stoff! Lesya will Solomons Rehabilitation, Stone will Grays und Simpsons Ende.

Doch als sie in Washington eintreffen, ist dort die Lage bereits zu ihren Ungunsten gedreht worden – Gray ist auf alles vorbereitet. Deshalb kommt es direkt vor dem Capitol und dessen neuem Besucherzentrum zu einem explosiven Showdown, der sich gewaschen hat. Auch das Nachspiel bleibt spannend bis zur letzten Szene. Also: dranbleiben!

Man sieht also, dass der Autor nicht nur die Drecksarbeit der Spezialkommandos in Vietnam aufgearbeitet hat, sondern auch noch eine Erklärung für den vorzeitigen Tod der beiden Ministerpräsidenten Andropow und Tschernenko serviert. Sollen wir diesem Braten wirklich trauen? Lieber nicht, sonst könnte ja der dritte Weltkrieg ausbrechen.

Wem dieses ganze Geflecht von Querverbindungen und laufendem Szenenwechsel zu kompliziert ist, weil er lieber MTV schaut, der soll sich doch einfach das Buch zulegen. Da hat er dann Gelegenheit, jederzeit wieder zurückzublättern.

_Die Übersetzung_

… durch Uwe Anton, einen früheren Übersetzer von Comictexten – lang ists her – ist kompetent gelungen. Allerdings hatte ich am Anfang Schwierigkeiten, alle Abkürzungen zuzuordnen. Dass es sich beim NIC um das Heimatschutzministerium (das eigentlich DHS abgekürzt wird) handeln muss, begriff ich erst allmählich.

Anton hat einen erschreckend schweren Fehler schon in den ersten Kapiteln eingebaut. Da ist die Rede von einer „Foltermethode Surfbrett“. Das ergibt natürlich keinen Sinn. Gemeint sein dürfte wohl der allseits berüchtigte Begriff „Waterboarding“, der garantiert nichts mit Surfen zu tun hat, sondern mit dem simulierten Ersäufen eines Opfers. Mir ist schleierhaft, wie dieser Fehler in den Text geraten konnte.

_Unterm Strich_

In seiner üblichen Technik des spannenden Erzählens verknüpft Baldacci mehrere Handlungsstränge, um sowohl finstere Machenschaften aufzudecken als auch um ein altes Familiengeheimnis aufzudecken und zu sühnen. Dass dabei bestimmte Figuren auf der Strecke bleiben, andere aber überleben, versteht sich von selbst – mehr darf nicht verraten werden.

Seit „Der Abgrund“ hat Baldacci immer mehr Actionthriller geschrieben und mit den Romanen um den Camel Club (ab „Die Wächter“) verlegt er die Handlung regelmäßig in das Machtzentrum des Weißen Hauses. Damit macht er den amerikanischen Thrillern um Jason Bourne (Lustbader) und Alex Cross (Patterson) heftig Konkurrenz.

Baldacci schreckt nicht davor zurück, die Tode der beiden russischen Ministerpräsidenten Andropow und Tschernenko, die den Aufstieg Gorbatschows ermöglichten, der CIA unterzuschieben. Natürlich wusste der Präsident nichts davon! Aber klar doch. Und der Präsident genehmigte auch nie Foltermethoden wie Waterboarding (das hier fälschlich als „Surfbrett-Methode“ übersetzt wird). Schon klar.

Merkwürdig, dass sich zwischen Stone und Annabelle Conroy kein Techtelmechtel entwickelt. Aber er ist wohl „einfach zu alt für diesen Scheiß“, hat er doch schon in Vietnam gedient. Jedenfalls hat er nicht seine Kampffähigkeiten verloren. Der Leser ist gut beraten, Action bis zum Schluss zu erwarten.

|Taschenbuch: 480 Seiten
Originaltitel: Stone Cold (2007)
Aus dem US-Englischen von Uwe Anton
ISBN-13: 978-3404160808|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_David Baldacci bei |Buchwurm.info|:_
[„Mit jedem Schlag der Stunde“ 2400
[„Im Bruchteil der Sekunde“ 836
[„Das Geschenk“ 815
[„Der Abgrund“ 414
[„Die Verschwörung“ 396
[„Das Versprechen“ 361
[„Die Versuchung“ 676
[„Im Takt des Todes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5677
[„Im Takt des Todes“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5880
[„Die Sammler“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7058

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