Barceló, Elia – schwarze Brautkleid. Das

Eine schicksalhafte Begegnung bei einer Tangoveranstaltung: Eine Frau verdreht einem Mann völlig den Kopf mit ihrem Tanz und ihrer Ausstrahlung. Doch am Ende des Abends verschwindet sie ohne ein Wort und lässt ihren Verehrer ohne Erklärung stehen. Zurück im Hotel entdeckt er bei seinen Sachen einen Zettel, an den er sich nicht erinnern kann. Darauf stehen der Name Natalia und eine Adresse in Buenos Aires. Sobald der Mann kann, reist er nach Argentinien, um der Spur der mysteriösen Fremden zu folgen.

Dort aber entdeckt er lediglich ein Gemälde von einem Tangopärchen – und dieses erzählt die Geschichte von einer Liebe, die nicht sein darf. Natalia ist die Tochter eines nach Buenos Aires eingewanderten Spaniers, der sehr krank ist. Aus diesem Grund will er seine Tochter rechtzeitig verheiraten. Ein deutschstämmiger Matrose ist der Mann seiner Wahl. Natalia ist auch einverstanden mit dieser Entscheidung, bis sie sich eines Tages auf den ersten Blick in einen anderen Mann verliebt. Diego entflammt sofort ihr Herz, und im gleichen Moment versteht Natalia plötzlich, was wahre Liebe ist. Bis ins Mark trifft sie dieses Gefühl, doch kann sie die Hochzeit nicht mehr absagen, so gerne sie auch möchte.

Und so fügt sie sich in ihr Schicksal und heiratet den Falschen. Noch in der Hochzeitsnacht merkt sie, dass ihr Mann nicht annähernd die Gefühle in ihr auslösen kann, wie Diego dies vom ersten Moment an getan hat. Bald nach der Hochzeit muss ihr Mann in See stechen. Doch sein Schiff wird nach Monaten als verschollen gemeldet. Zehn Jahre lang darf Natalia nun keinen anderen Mann heiraten, erst dann wird sie offiziell als Witwe anerkannt. Doch das Schicksal führt sie wieder mit Diego zusammen. Und bei einem gemeinsamen Tango entflammt ihre Liebe erneut – doch wissen beide nicht, dass Natalias Ehemann das Seeunglück überlebt hat und sich auf dem Weg nach Buenos Aires befindet …

_Die Liebe im Tango_

Der Tango zieht sich als Motiv durch das ganze (viel zu kurze) Buch. Wir lernen zwei Menschen kennen, die sich beim Tanzen ineinander verlieben und doch noch am gleichen Abend verlieren. Den Mann führt eine Spur zu einem Gemälde, das die Geschichte einer unglücklichen Liebe erzählt. Und dort trifft er auf eine Frau, die ebenfalls auf der Suche nach ihrem Liebsten ist. Wie aber hängen diese Geschichten miteinander zusammen? Das erfahren wir natürlich erst ganz am Schluss.

Bis Elia Barceló uns ihre Aufklärung präsentiert, erzählt sie in gefühlvollen Worten von einer einzigartigen, aber doch so unglücklichen Liebe. Obwohl das Buch so kurz ist, hat man beim Lesen das Gefühl, als würde man Natalia gut kennen lernen. Elia Barceló weiht uns in Natalias geheimste Gedanken und in ihre chaotische Gefühlswelt ein, wir sind ihr ganz nah und leiden hautnah mit. Es bricht einem fast das Herz, als sie den falschen Mann heiraten muss und ihren Liebsten doch so nah vor Augen hat. Mit nur wenigen Worten versetzt uns Elia Barceló eindrucksvoll in die bunte und fremdartige Welt von Buenos Aires, in der der Tango zuhause ist. Der Tango verbindet alle Protagonisten – nur einer fällt hier aus dem Rahmen, da er nicht tanzen kann und eigentlich nicht zur Geschichte gehören sollte, und das ist ausgerechnet Natalias Ehemann.

Elia Barceló schafft es eindrucksvoll, uns ihre Charaktere näher zu bringen und uns in jede Szene hineinzuversetzen. Sie entführt uns in das Jahr 1920, wo Natalia ihre schicksalhafte Ehe schließen muss. Beim Lesen versinkt man völlig in der Geschichte und vergisst die eigene Welt um einen herum.

Das einzige Manko von „Das schwarze Brautkleid“ ist die Kürze des Buches. In der Kürze liegt zwar bekanntlich die Würze, doch ich hätte gerne noch viel mehr über die Menschen erfahren, mehr mit ihnen gelitten und mehr mit ihnen erlebt, zumal ich weiß, wie grandios Elia Barceló ihre Geschichten auch in der Breite entfalten kann. „Das schwarze Brautkleid“ aber ist klein und fein – ein Kleinod in der oft so durchschnittlichen Bücherwelt und sollte unbedingt von allen Liebhabern von guten und ziemlich unkitschigen Liebesromanen entdeckt werden.

|Taschenbuch: 176 Seiten
Originaltitel: Corazon de Tango (2007)
Übersetzung: Stefanie Gerhold
ISBN-13: 978-3492271936|
[www.piper.de]http://www.piper.de

_Elia Barceló bei |Buchwurm.info|:_
[„Töchter des Schweigens“ 7089

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