Bargen, Ascan von – Legenden des Abendsterns, Die

Der |Ubooks|-Verlag ist bekannt für sein ausgefallenes Programm, und dementsprechend passt „Die Legenden des Abendsterns“ von Ascan von Bargen perfekt zu dem kleinen Verlag in der Nähe von Augsburg.

Seltsame Dinge ereignen sich in der Umgebung von London im 17. Jahrhundert. Tote werden gefunden, deren Körper auf grausame Art und Weise entstellt und mit Tätowierungen übersät sind. Als ob das noch nicht genug wäre, erstehen einige der Toten wieder auf.

Grund dafür ist „die Hurentochter“, eine tote Göttin, die einst von einer Gruppe junger Männer zum Leben erweckt wurde und sich nun ihrer Macht besinnt. Die meisten Männer des magischen Zirkels sind bereits verstorben. Einzig Dunclan Claireborne, Sohn des Mannes, der damals den Schaden anrichtete, hält die Waffe gegen die Göttin in der Hand: der Brief seines Vaters. Schafft er es, rechtzeitig die darin enthaltene Botschaft zu enträtseln?

Ascan von Bargen hat es sich zur Aufgabe gemacht, in seinem Buch das England des 17. Jahrhunderts wieder aufleben zu lassen, und das ist ihm sehr gut gelungen. Der Barock hatte zu dieser Zeit seinen Höhepunkt und dementsprechend prunkvoll sind die Menschen gekleidet und gestalten ihren Lebensstil teilweise sehr ausschweifend.

Von Bargen lässt seinen Blick allerdings nur kurz auf dem Prunkgehabe ruhen. Er nutzt den Hintergrund des Barock, um eine sehr finstere Geschichte voll zwielichtiger Gestalten, Degenkämpfe und schlechter Sitten zu stricken, ohne dabei zu sehr die Sex-and-Crime-Schiene zu fahren. Im Gegenteil schafft er es, einen düsteren, aber nicht überzogenen Schauplatz zu kreieren, der einen sehr authentischen Hintergrund für die gruselige Handlung bietet.

Selbige ist nicht wirklich stringent und scheint ab und zu ins Leere zu verlaufen, fängt sich aber auch immer wieder. Leider bleiben die Personen und ihre Motive dem Leser so gut wie verschlossen, weshalb der Zugang zu diesem Buch schwer fällt. Trotzdem kommt man nicht umhin, von Bargens Sorgfalt und Detailgenauigkeit zu loben, auch wenn er diese manchmal so übertreibt, dass das eigentliche Ereignis darin verloren zu gehen scheint.

Die Personen fügen sich gut in dieses Schema ein. Auch sie sind sehr detailreich und scharf umrissen, der Epoche entsprechend. Leider wirken sie etwas steif und es fällt schwer, sich in sie hineinzuversetzen. Erneut stolpert der Autor hier über seinen sehr stark ausschmückenden Stil. Es fällt schwer, zwischen all den Beschreibungen die Person durchschimmern zu sehen, die der Leser sich gerne mit seiner Fantasie selbst zu einem originellen Charakter zusammengesetzt hätte. Ausführliche Beschreibungen sind keine Schande. Wenn sie jedoch geradezu diktatorisch jede Wolke, jeden Stein und jedes noch so kleine Wesensmerkmal wiederzugeben versuchen, engen sie sehr stark ein.

Schuld an dieser Kleinteiligkeit ist sicherlich auch von Bargens Schreibstil, an dem rein technisch nichts auszusetzen ist. Er schreibt sicher, wählt seine Worte treffend und weiß, wie man einen abwechslungsreichen Satzbau schafft. Er passt seine Schreibe ein wenig der Epoche in seinem Buch an, ohne den Leser jedoch zu überfordern. Er unterfordert ihn aber auch nicht. Es ist Konzentration vonnöten, sich durch die dichten Sätze zu kämpfen, was allerdings nicht negativ ist.

Was dagegen viel mehr Probleme bereitet, ist van Bargens bereits erwähnte Art, so umfassend wie möglich zu schreiben. Bei Handlung und Personen fällt das zwar auf, stört aber nicht wirklich. Im Schreibfluss dagegen ist die Anzahl von erklärenden Sätzen und vor allem von ergänzenden Adjektiven – stellenweise befindet sich vor jedem Nomen eines – manchmal irritierend. Hier wäre etwas weniger mehr gewesen, denn diese Fülle von Informationen erfordert manchmal enervierend viel Konzentration.

In der Summe hat Ascan von Bargen eine interessante, nostalgische Horrorgeschichte geschaffen, die mit einigen Struktur- und Schreibproblemen zu kämpfen hat. Trotzdem kann man von „Die Legenden des Abendsterns“ nicht behaupten, dass es nicht gelungen wäre. Dafür ist der Inhalt zu qualitativ hochwertig und der Schreibstil, trotz der Überfülltheit, zu geschliffen.

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_Ascan von Bargen bei |Buchwurm.info|:_
[„Annwyn – Die Tore zur Anderwelt“ 1825
[„Annwyn 2“ 2266

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