_Frecher Ideenklau_
3..2..1..meins! – na, klingelt’s? Kirsten Becker und Jens-Peter Schliemann haben sich bei der Idee zu ihrem neuen Bluff- und Versteigerungsspiel völlig bewusst am Werbeslogan eines renommierten Internetportals orientiert und auch das Spielprinzip teilweise nach dessen Vorgaben ausgerichtet. Wie die Damen und Herren bei eBay das wohl finden?
Der freche Ideenklau scheint aber auch nur kurzzeitig interessant; das gleichnamige Brettspiel aus dem |Winning Moves|-Verlag verliert nämlich wesentlicher schneller seinen Reiz als die ungebremste Feilscherei im Auktionshaus – und ist mit einem Verbraucherpreis von stolzen 20 € bei eher minderwertigem Material außerdem noch indiskutabel teuer. 3..2..1..meins? Hm, nicht dringend …
_Spielidee_
Ähnlich wie im Internet bieten die Spieler in „3..2..1..meins!“ auf eine ganze Reihe exklusiver Waren und versuchen dabei gezielt, einige Schnäppchen zu machen. Die Waren sind in drei verschiedene Farbkategorien unterteilt und weisen einen unterschiedlichen Zustand und Verwendung auf. Ziel des Spieles ist es nun, als Erster drei Warenkarten einer gleichen Sorte zu erlangen, sei es nun nach Farbe, Zustand oder eben Verwendung sortiert. Allerdings haben alle Spieler nur begrenzte finanzielle Möglichkeiten, so dass man nicht wild an jeder Feilscherei teilnehmen kann. Wer nämlich sein Geld aufbraucht, bevor das Spielziel erreicht ist, scheidet leider vorzeitig aus.
Die Schwierigkeit besteht also darin, intuitiv vorzubeugen, seinen Mitspielern in entscheidenden Spielphasen einen Strich durch die Rechnung zu machen und auch selber dafür zu sorgen, dass man noch genügend Geld übrig behält, um sich mit den benötigten Waren zu versorgen. Und dies will in der Tat gelernt sein!
_Spielmaterial_
• 1 Spielplan
• 10 rote Blockade-Chips
• 5 Sichtschirme
• 90 Warenkarten
• Je 20 Spielgeldscheine und -münzen zu 50 €, 20 €, 10 €, 5 €, 2 € und 1 €
• 1 Spielregel
Die wirklich lieblos gestalteten Spielmittel sind im Prinzip schon der wesentliche Kritikpunkt an „3..2..1..meins!“. Die völlig billigen Spielgeldscheine sind in ihrer Haltbarkeit schon stark eingeschränkt und im Handling außerdem äußerst unpraktisch. Da nämlich jeder Spieler seine Gebote bei den Auktionen in die Faust nimmt, dauert es nicht lange, bis sich die ersten unfreiwilligen Eselsohren einschleichen. Und ohne diesbezüglich penibel zu sein: Das hemmt doch schon mal gewaltig den Spielspaß.
Aber auch die detailarme grafische Gestaltung des Materials trägt nicht gerade zur allgemeinen Heiterkeit bei. Der Spielplan ist zweckdienlich, aber grundsätzlich nur eine Bestätigung für die unambitionierte Arbeit an den Grundvoraussetzungen des Spiels, und die Warenkarten – nun, kurz gesagt: Wirklich toll ist es nicht, was dieses Spiel optisch zu bieten hat. Und dass sich dies früher oder später auf die Atmosphäre des Spiels niederschlägt, erklärt sich eigentlich schon von selbst.
_Vorbereitung_
Vor jedem Spiel wird der Stapel mit den Warenkarten gut durchgemischt und anschließend auf das Startfeld des Spielfelds gelegt. Dort befinden sich nun drei weitere Felder, in denen die einzelnen Gebotsschritte markiert sind, sowie das Feld ‚meins!‘, auf dem die Versteigerungen ausgetragen werden. Auf die Felder 1 und 3 legt man nun die obersten beiden Karten des Nachziehstapels offen aus und komplettiert somit die Startaufstellung. Als Letztes erhält jeder Spieler einen Sichtschirm, ein Startguthaben von 352 € (jeweils vier Exemplare jeder Geldeinheit) und zwei Blockadechips, die allesamt hinter dem Sichtschirm aufbewahrt werden. Anschließend kann das Spiel beginnen.
_Spielablauf_
In jeder Runde wählt der aktive Spieler nun, ob er eine Karte vom Nachziehstapel zieht und sie auf das nächste freie Feld legt, oder ob er eine der bereits ausliegenden Karten um ein Feld weiter schiebt. Dabei ist zu beachten, dass jede bewegte Karte immer auf das nächste freie Feld wandert; bereits belegte Felder werden also übersprungen, so dass eine Karte von der letzten Position auch womöglich sofort auf das Versteigerungsfeld gesetzt werden darf.
Sollte der aktive Spieler schließlich eine Karte auf jene Position gebracht haben, initiiert er eine Auktion; ansonsten ist auch schon der nächste Spieler an der Reihe.
Während einer Auktion wählt nun jeder Spieler geheim einen bestimmten Betrag, den er gerne einsetzen würde, um den angebotenen Gegenstand zu erwerben. Natürlich darf man in dieser Phase auch bluffen. Ganz egal, für welchen Betrag man sich entscheidet, nimmt man diesen nun geschlossen in die Faust und deckt ihn zeitgleich mit allen Mitspielern auf. Der Spieler mit dem höchsten Gebot gewinnt die Auktion, alle anderen Spieler müssen jedoch die Münze oder den Schein mit dem insgesamt größten Geldwert aus ihrem Gebot als Gebühr abgeben und haben somit möglicherweise einen unplanmäßigen Netto-Verlust.
Es besteht allerdings auch die Option, erst einmal abzuwarten, was die anderen Bieter einzusetzen bereit sind. Hierzu legt man einen Blockadechip in die Faust und verhindert somit eine direkte Versteigerung. Nun kann man beim Aufdecken den Einsatz der Mitspieler anschauen und nun entscheiden, welchen Betrag man selber bietet. Das endgültige Höchstgebot wird nun in einer zweiten Auktionsphase erörtert, in der schließlich das erste und das zweite Gebot aller Spieler addiert werden. Wie gehabt bekommt der Höchstbietende die Warenkarte und legt sie für alle sichtbar vor sich ab.
Das Spiel endet schließlich, sobald ein Spieler in einer der drei Kategorien insgesamt drei zusammengehörige Karten besitzt, also beispielsweise drei gelbe Karten, drei Waren in neuem Zustand oder drei Luxusartikel. Derjenige, dem dies als Erstem gelingt, gewinnt das Spiel.
_Persönlicher Eindruck_
Zugegeben, die ersten Eindrücke waren bereits bescheidener Natur, und die freche Abkupferung des Spieltitels sprach nicht gerade dafür, dass sich hier ein Top-Spiel ansagen würde. De facto ist die grundsätzliche Idee, die hinter „3..2..1..meins!“ steckt, allerdings gar nicht mal so schlecht, es fehlt lediglich eine liebevollere Umsetzung der Inhalte. Dies beginnt natürlich schon mit der biederen Gestaltung des Spielmaterials; dass man auf Spielgeld zurückgreift, ist ja prinzipiell in Ordnung, schließlich soll ja auch ein entsprechend authentischer Realitätsbezug gewahrt werden. In diesem Fall wären aber dennoch einige stabilere Plättchen oder dergleichen angebracht gewesen, um zumindest zu gewährleisten, dass die Scheine und Münzen auch langfristig alle Partien schadlos überstehen. Davon kann man aber bereits nach drei bis vier Runden nicht mehr ausgehen …
Doch auch auf anderen Ebenen wurden gute Chancen bzw. die konsequente Ausarbeitung der Ideen versäumt. Warum nicht mehrere Farben wählen oder die einzelnen Kategorien noch etwas aufstocken? Das Ziel ist einfach zu schnell und zu einfach erreicht, auch samt den finanziellen Begrenzungen, die den Spielern auferlegt werden. Aber auch hier wäre man ja flexibel. Fakt ist jedenfalls, dass zumindest eine weitere Auswahl pro Kategorietyp dem Spiel merklich gut getan hätte, ohne dabei das Tempo herauszunehmen.
Positiv ist hingegen besagte Limitation, letztendlich der Grundstein für ein dennoch überraschend strategisches Spiel. Man muss schon gut haushalten und kann nicht beliebig die Preislage bestimmter Artikel in die Höhe treiben. Jedes fehlgeschlagene Gebot ist nämlich an empfindliche Gebühren geknüpft, die einen gerade beim Einsatz höherer Scheine schmerzlich treffen können. Allerdings greift dieser Mechanismus erst ab mindestens vier aktiven Spielern und stellt sich besonders im Spiel zu zweit als ziemlich kontraproduktiv heraus. Letzteres ist indes sowieso nicht zu empfehlen, weil einfach kein Spielfluss entstehen will. Sobald beide Seiten ein höheres Gebot abgeben müssen und dabei schon in den dreistelligen Bereich gehen, ist die Brisanz des Spiels sofort erloschen. Der Höchstbietende ist nämlich ziemlich gekniffen, weil ihm auf diese Weise schon das Geld aus der Tasche gezogen wurde, hat jedoch situationsabhängig keine andere Wahl, um dem Gegenüber nicht den sofortigen Sieg zu gönnen. Sollte ein Spieler zum Beispiel schon zwei Artikel einer Kategorie besitzen, und es kommt der erforderliche dritte unter den Hammer, kann dieser Spieler nun sein gesamtes Hab und Gut setzen. Gewinnt er nicht, hat er nur verhältnismäßig geringen Schaden. Sein Mitspieler jedoch muss nun mindestens überbieten und verliert anschließend möglicherweise sein gesamtes Geld, so dass der Verlierer der Versteigerung indirekt doch profitiert, weil er ja nun anteilmäßig Gebühren zahlen muss – und fürs nächste Gebot schließlich alle finanziellen Trümpfe in der Hand hält.
Es sind so einige Ungereimtheiten, die auf einige undurchdachte Spielszenarien zurückzuführen sind und den Spielspaß immer wieder ausbremsen. Dabei könnte „3..2..1..meins!“ bei entsprechender Detailverliebtheit durchaus ein reizvolles Spiel sein und für Kurzweil sorgen. In der hier dargebrachten Form jedoch ist die Messeneuheit von Schliemann und Becker hingegen eher durchschnittlich, aufgrund des billigen Spielmaterials ist eigentlich sogar vom Kauf abzuraten. Bei einem Endpreis von unverschämten 20 € sollte sich die Diskussion um Pro und Kontra aber sowieso erledigt haben. Hier stehen Inhalt und Preisvorstellung nämlich in keiner vertretbaren Relation mehr zueinander!
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