Stephan R. Bellem – Tharador (Die Chroniken des Paladins 1)

Handlung

Tharador Suldras ist Kommandant der Stadtgarde von Surdan. Doch er wird von ständig wiederkehrenden Albträumen geplagt, die ihn immer mehr dazu bringen, in den Norden gehen zu wollen. Also desertiert er zusammen mit seinem Freund Queldan und macht sich auf über das Gebirge in Richtung Norden. Dort treffen die beiden den Zwergenprinzen Khalldeg, der zur Gruppe der Berserkerzwerge gehört.

Währenddessen hat der Magier Tarvin Xandor alle anderen Magier in Surdan getötet und hilft den Orks und deren Häuptling Ul’goth mit seiner schwarzen Magie dabei, die Mauern von Surdan zu erstürmen und die Stadt einzunehmen. Xandors Plan sieht vor, die Orks weiter gen Süden zu schicken, und die anderen Städte in einen Krieg zu verwickeln, um von seinen Plänen. das mächtige Zauberbuch Karand zu finden, abzulenken. Doch Ul’goth will nicht weiter in den Krieg ziehen, sondern sich mit seinem Stamm in Surdan niederlassen.

Unterdessen hat der böse Magier Tharadors Freund Dergeron mit einem Zauber in seinen Bann gezwungen und setzt ihn auf dessen ehemaligen Kommandanten an, denn bei einer Begegnung mit Tharador wird Xandor schnell klar, dass Tharador ein sagenumwobendes Engelskind, ein Paladin, sein muss, der seine düsteren Pläne gefährden könnte.

Der Autor

Stephan R. Bellem wurde 1981 in Heidelberg geboren, wo er noch bis heute lebt. Nach dem Abitur schloss er eine Lehre als Bankkaufmann ab. Danach entschloss er sich aber, Soziologie in Heidelberg zu studieren, was ihm genug Zeit zum Schreiben eröffnet. „Tharador – Die Chroniken des Paladins“ ist sein Debütroman und der Auftakt zu seiner Trilogie um den Paladin Tharador Suldras. Momentan arbeitet er am zweiten Teil, der „Das Amulett“ heißen wird.

Mein Eindruck

Der |Otherworld|-Verlag aus Österreich hat sich in der Fantasy-Szene einen sehr guten Ruf erarbeitet, indem er immer wieder hauptsächlich englischsprachige Autorentalente auf den deutschen Markt gebracht hat. Als nun mit Stephan R. Bellem der erste deutsche Autor einen Vertrag unterschrieb, weckte das gleich das Interesse vieler Fantasyjünger. Und ich muss sagen, der |Otherworld|-Verlag wird seinem Ruf als Talentschmiede durchaus gerecht, denn mit „Tharador – Die Chroniken des Paladins“ überzeugt Bellem mit einem sehr beachtlichen Debütroman.

Innerhalb seines Debütwerkes, welches wie erwähnt den Auftakt zu einer Trilogie bildet, bewegt er sich im klassischen, als „Sword & Sorcery“ bekannten Teil der Fantasysparte. Hierbei hat er sehr viel Wert darauf gelegt, sich eine komplexe Mythologie für seinen Kontinent Kanduras auszudenken, die sich aus einem interessanten Mix von christlicher und nordischer Mythologie zusammensetzt. So treffen etwa Elfen und Zwerge als Vertreter nordischer Mythologie auf die Gestalt des Engels, welcher eindeutig der christlichen Mythologie entspringt. Interessanterweise funktioniert dieser Mix sehr gut und ist einfach mal „etwas anderes“.

Wer viel Wert auf die klassischen „Sword & Sorcery“-Klischees legt, wird aber durchaus nicht enttäuscht, denn Bellem bedient sich gerne, das gibt er auch selbst zu, an den verschiedenen Stereotypen, sei es der böse Magier in der Gestalt von Xandor oder der strahlende, heldenhafte Protagonist, als welcher ganz klar Tharador zu erkennen ist. Auch wird mit Zwergen, Elfen, Goblins und Orks so ziemlich alles geboten, was in der klassischen Fantasy Rang und Namen hat. „Aber wo ist da das Neue?“, mag sich der geneigte Leser an dieser Stelle fragen, denn der eigentliche Rahmen ist in altbekannten Bahnen abgesteckt. Nun, viel Neues gibt es wirklich nicht, aber Bellem schafft es sehr geschickt durch kleine Nuancen an seinen Charakteren, dass das Ganze trotzdem frisch und unverbraucht wirkt. So ist Tharador als strahlender Held durchaus nicht frei von Selbstzweifeln, der Elf Faeron melancholisch bis depressiv (was mir deutlich lieber ist als die Elfen aus der Schönling-Hippie-Fraktion) und die Orks sind nicht etwa, wie in so vielen Romanen, tumbe Mordbrenner, sondern ein kulturschaffendes Volk, die in Ul’goth einen durchaus intelligenten Häuptling haben. So muss die Gestaltung der Charaktere als eine Stärke des Autors gezählt werden, denn auch seine Bösewichte sind ihm gut gelungen. Neben dem klischeehaften bösen Magier Xandor gibt es mit Dergeron einen wirklich tragischen Widersacher von Tharador, mit dem man als Leser fast schon mitfiebert.

Bellems Schreibstil ist gut und sehr flüssig lesbar und bewirkt dadurch, dass er seiner Storyline ohne größere Umwege folgt, sodass man fast durch das Buch fliegt. Hieran mache ich auch einen meiner wenigen Kritikpunkte fest, denn mir verläuft die Handlung teilweise etwas zu straight; der Autor konzentriert sich fast ausschließlich auf wichtige Personen und verpasst damit die Chance, die Orte, in denen die Handlung spielt, dem Leser ein wenig näher zu bringen. So trifft man etwa beim Aufenthalt im Elfenwald nur einen einzigen Elf, und zwar Faeron, der dann zur Gruppe stößt. Das ist aber reine Geschmackssache, zumal man Bellem zugute halten muss, dass er mehre Seitenstränge der Handlung unter einen Hut bringen muss und das sehr geschickt macht. Man merkt zwar, dass die Handlung klar auf mehrere Bände angelegt ist, allerdings ist das in keiner Weise störend.

Besonders gefallen haben mir Bellems teilweise äußerst witzige Ideen, die den Leser immer wieder zum Schmunzeln bringen. Wenn ich im nachhinein daran denke, was etwa die Goblins mit den Katapulten anstellen, die sie vom Magier Xandor bekommen haben, muss ich immer noch grinsen.

Um jetzt zum Schluss den Bogen zum Anfang zu schlagen, hat mir die Aufmachung des Buches ebenfalls sehr gut gefallen. Der |Otherworld|-Verlag hat sich zusammen mit dem Autor sehr viel Mühe gegeben, diesen Band ansprechend zu gestalten, was sich am besten bei der Covergestaltung zeigt, die sehr passend und überraschend detailreich daherkommt.

Fazit

„Tharador – Die Chroniken des Paladins“ ist ein überraschend starker Debütroman, der mit einem interessanten Mix aus klassischen „Sword & Sorcery“-Elementen und frischen unverbrauchten Ideen überzeugt. Der Auftakt ist also gelungen, und so ist von Stephan R. Bellem und seiner Trilogie noch einiges zu erwarten. Ich bin schon auf den zweiten Teil gespannt.

Taschenbuch: 353 Seiten
www.otherworldverlag.com
www.srbellem.de

Bitte beachtet auch mein Interview mit dem Autor: http://buchwurm.org/interviewmitstephanr-bellem/