Gibt es eigentlich etwas Langweiligeres als Musiktheorie durchzunehmen? Sture Noten- und Skalenlehre, die Bestimmung von Tonarten, Akkorden und Intervallen oder aber überhaupt die Grundlagen eines Liedes – muss das alles sein?
Nun, wenn man sich mal in den heutigen Single-Charts umschaut, in denen sich enorm viele Songs mit einfachsten Arrangements und simplen Melodien tummeln, mag man glauben, dass ein theoretisches Fundament als Grundlage für die Karriere als Komponist gar nicht notwendig ist. Und ich wage selber mal zu behaupten, dass eine Vielzahl der momentan gefragten Popsternchen auch nach wie vor nicht viel Ahnung von Aufbau, Struktur und Notation seines bzw. ihres Songs hat (woran die Tatsache, dass es externe Songschreiber gibt, sicherlich einen großen Anteil hat). Aber dennoch: Ohne das Basiswissen der Musiktheorie wird es einem kaum möglich sein, irgendwann einmal als selbständiger Komponist aktiv zu sein, egal, wie viel musikalisches Talent man auch mit sich bringen mag. Vom schulischen Musikunterricht natürlich ganz zu schweigen.
Jetzt ist es aber eine unbestrittene Tatsache, dass die Beschäftigung mit eben dieser Theorie um ihrer Selbst Willen alleine ziemlich dröge sein kann. Ich denke, dass kann jeder nachvollziehen, der in seiner Schullaufbahn diese Tortur durchlaufen hat – eben trockenes Handwerk, farblos und im weitesten Sinne auch total langweilig.
Doch wie kann man das ändern? Wie bekommt man Schwung in die Sache und entwickelt sich auch ohne langjähriges Pauken zu einem kompositorischen Könner? Diese Fragen hat man sich auch beim |Bosworth|-Verlag gestellt und dort ein Buch von Joe Bennett in den Vertrieb genommen, mit dessen Hilfe das Lernen nicht nur erleichtert, sondern auch der Spaßfaktor bei der Beschäftigung mit dem Theoriewissen erhöht wird. Sinnbildlich ist hierfür schon der Titel, unter dem die über mehrere Bücher laufende Reihe an den Start geht: „Ganz einfach Blöffen …“.
Natürlich geht es deshalb in „Musiktheorie“ nicht um Lug und Trug. Stattdessen handelt es sich bei diesem witzig aufgebauten, aber dennoch sehr gut strukturierten Werk um einen knappen Crash-Kurs, in dem die wichtigsten Basics Schritt für Schritt aufgearbeitet werden. Bennett beginnt das Ganze mit einem etwas detaillierteren Überblick über die bisherige Musikhistorie und beschreibt anhand prägender Figuren und Werke die Geschichte von der Renaissance bis zur Popmusik. Statt jedoch mit ellenlangen Abhandlungen zu langweiligen, nennt er lediglich die Fakten, die als Grundlage wirklich wichtig sind, was natürlich den entscheidenden und leider oft vernachlässigten Vorteil hat, dass sich die Dinge leicht einprägen und die Entwicklung auch nachvollziehbar bleibt. Wer indes sein Wissen in bestimmten Gebieten erweitern will, hat schließlich immer noch die Möglichkeit, sich mit fachspezifischer Literatur einzudecken. In diesem Fall übernimmt „Ganz einfach blöffen … Musiktheorie“ eben den Part des Appetizers.
Anschließend intensiviert Bennett aber auch noch einige wichtige Punkte und führt Persönlichkeiten wie Mozart, Louis Armstrong und die Beatles noch etwas ausführlicher auf und erläutert einige Hintergründe zu ihrem Vermächtnis. Erst nachdem all dies geschehen ist, beginnt über einen kurzen Instrumentenüberblick die tiefer gehende Auseinandersetzung mit der Notenlehre, die ebenfalls in kurzen, sprachlich locker formulierten Beispielen nahegebracht und immer wieder anhand von Parallelen zur Praxis dargestellt wird. Von der Skalenlehre bis zu den grundlegenden Akkorden deckt das Buch thematisch die wichtigsten Inhalte der Theorie ab und veranschaulicht sie zudem leicht verständlich für jedermann – ohne dass man hier ein großes Vorwissen benötigt (welches man ja zuvor schon in groben Zügen erlesen hat). Zum Schluss lässt Bennett das Ganze dann noch mit ein paar heiteren Schoten und Musikerwitzen ausklingen.
Und damit sind wir wieder bei der eingangs angesprochenen These „Musiktheorie ist langweilig“. Wer nach dieser Lektüre immer noch dieser Meinung ist, sollte sich besser erst gar nicht mit Musik auseinandersetzen. So kompliziert und dröge, wie es in der Schule oft sein mag, so locker und ungezwungen ist der Unterreicht bei Joe Bennett. Mit seinem ersten Band in der Reihe „Ganz einfach blöffen …“ bringt der studierte Musiker einem zwar nicht sofort die gesamte Kompositionslehre nahe, erweitert das Wissen seiner Leser jedoch um alle wichtigen Grundlagen in Sachen Geschichte, Notation und Gehörbildung. Wer in einer ähnlichen Bredouille steckt wie so viele Nachwuchsmusiker und eigentlich gar keine Lust hat, sich näher mit der theoretischen Seite des Sounds zu beschäftigen, sollte sich mit diesem schmucken Büchlein schnell umstimmen lassen. Von meiner Seite gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung.
http://www.bosworth.de