Bergting, Peter – The Portent – Zeichen des Unheils 1: Das Reich der Geister

Helden haben’s schwer. Da will man sich als Held nützlich machen und die Welt retten und eh man sich versieht, hat man selbige auch schon versehentlich zerstört. So ergeht es Milo, dem Helden in Peter Bergtings Comic-Werk „The Portent – Zeichen des Unheils 1: Das Reich der Geister“.

Milo ist der Held, der gesandt wurde, die Welt vor den Dämonen zu schützen und den Geist der Menschheit zu retten. Das zumindest glaubt der Rat und schickt Milo zusammen mit zwei Vertretern des Rates los, um genau diese Mission zu erfüllen. Die eine ist die junge Frau Lin, der andere ist der Wächter des Rates Alkuin. Sie sollen zusammen mit Milo Dai-Jiu den ersten und ursprünglichen Geist der Menschheit vor der Zerstörung durch den Mokkurkalven bewahren, einen mächtigen Diener des bösen Dämons Guishen, der die Macht über das Reich der Lebenden erringen will.

Doch die Mission misslingt, am Ende ist Dai-Jui zerstört und die Welt damit dem Untergang geweiht. Nun verdunkelt sich die Welt und das Zeitalter der Toten bricht heran. Milo muss sich in der Welt der Geister direkt Guishen zum Kampf stellen und versuchen, dort einen Sieg zu erringen, um das dunkle Schicksal der Menschheit abzuwenden …

Die Zusammenfassung von „Das Reich der Geister“ klingt nach einem gruseligen Horror-Fantasy-Mix, doch Peter Bergting vereint in „The Portent – Zeichen des Unheils“ einiges mehr. Peter Bergting selbst sagt, dass er das „F-Wort“ (Fantasy) nicht mag, auch wenn sein Verlag „The Portent“ als Fantasy vermarktet. Er sieht sein Werk vor allem als mythologisch inspirierte Horrorgeschichte, aber eben als eine Horrorgeschichte, bei der nicht einfach Dämonen abgeschlachtet werden, sondern als komplexe und vor allem auch dramatische Geschichte voller „echter“ Gefühle.

„The Portent“ ist von der ersten Seite an durch eine melancholische Grundstimmung geprägt, die den Charakter der Geschichte sehr stark dominiert. Bergting bedient sich ausgiebig chinesischer und nordischer Mythologien und bindet sie als feste Bestandteile in seine Geschichte ein. Durch diesen Mythenmix entsteht eine ganz faszinierende Grundstimmung, die „The Portent“ zu einem besonderen Genuss macht.

Mit Milo wirft Bergting eine Art tragischen Antihelden in den Ring. Milo hat gute Absichten, will ein großer Held werden und steht sich dabei doch einigermaßen selbst im Weg. Wenn man hört, dass die Hauptfigur versehentlichen die Welt zerstört, erwartet man einen trotteligen, tollpatschigen und witzigen Titelhelden. Doch diese Vorstellung deckt sich absolut nicht mit dem, was Bergting uns in der Person des Milo serviert. Milo ist selbstbewusst und geht keinem Kampf aus dem Weg. Ihn umgibt ein sonderbares Geheimnis, das sich im Laufe von „Das Reich der Geister“ auch nicht wirklich lüftet.

Die heimliche Heldin der Geschichte ist im Grunde Lin. Sie ist eine weniger ambivalente Figur als Milo, der Held und Zerstörer zugleich ist. Sie weiß, was zu tun ist und schreckt vor keinem Dämon zurück. Sie stellt sich mutig dem Kampf und stellt damit auch Milo leicht mal in den Schatten.

Peter Bergting hat „The Portent“ im Alleingang geschaffen. Er ist der alleinige Autor, er zeichnet und koloriert seine Geschichte selbst. Besonders die Zeichnungen verdienen dabei Lob. Die Farben spiegeln die wunderbar melancholische Atmosphäre der Geschichte wider, schaurige und düstere Elemente kommen sehr schön zur Geltung. Die Ausdruckskraft von Bergtings Geschichte liegt vor allem in der Kraft seiner Bildern begründet.

Ein Grund dafür ist sicherlich auch darin zu suchen, dass Bergting auf erzählerischer Ebene noch einige Schwächen offenbart, die den Lesegenuss von „The Portent“ leider trüben. Da Bergting seine Geschichte an manchen Stellen etwas verwirrend erzählt, da dem Leser manche Verknüpfungen und Zusammenhänge auch bei zweimaliger Lektüre nicht unbedingt klar werden, geht die Anziehungskraft von „The Portent“ eben in erster Linie von den Zeichnungen aus. Von der Geschichte selbst bleibt am Ende leider kaum etwas hängen. Klappt man den Comic zu, wird man das Gefühl nicht los, eine entscheidende Szene verpasst zu haben, und wenn man daraufhin das ganze Werk noch ein zweites Mal liest, ändert sich das Gefühl leider nicht wesentlich.

Manchmal sind es Bezüge zwischen Personen, die Bergting undeutlich lässt, mal ist es der gesamte Handlungsrahmen, der etwas wackelig erscheint. Der Leser bleibt mit vielen unbeantworteten Fragen zurück und dem Wunsch, Bergting hätte sich etwas klarer ausgedrückt. So bleibt der Gesamteindruck am Ende ein flüchtiger und es bleibt einfach zu viel Raum für Interpretationen. Man hat Schwierigkeiten, die Geschichte überhaupt richtig zu rekapitulieren, und so ist „The Portent“ eben auch ein sehr komplexes Werk, das nicht immer klar und verständlich ist. Das ist gerade deswegen sehr bedauerlich, weil ansonsten die Zutaten stimmen: hervorragende Zeichnungen, eine dichte Atmosphäre und ein eigentlich interessanter Plot.

„The Portent“ ist ein Stoff, aus dem man eigentlich Großartiges machen könnte, aber wenn unterm Strich in der Umsetzung nicht alle Elemente überzeugen können und die erzählerischen Mängel sich am Ende als großes Manko entpuppen, bleibt außer schönen Bildern und einer schönen Idee leider nicht mehr viel im Gedächtnis haften. Bleibt zu hoffen, dass Peter Bergting sich mit den folgenden Bänden der Reihe weiterentwickelt und diese anfänglichen Schwächen noch ausbügeln kann.

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