Bionda, Alisha / Haubold, Frank W. (Hgg.) – Fenster der Seele

„Fenster der Seele“ präsentiert düstere, unheimliche, teils aber auch sehr humorvolle Geschichten, die alle ein zentrales Motiv beinhalten: Katzen, diese eleganten, eigenwilligen und samtpfotenen Kreaturen, die bei Menschen die unterschiedlichsten und vielfältigsten Gefühle hervorrufen wie kaum ein anderes Tier. Teils subtil, teils plakativ und einfach nur mörderisch spannend oder witzig sind die Geschichten, welche die neunzehn sorgfältig ausgewählten Autoren für diese Anthologie zu Papier brachten.

Den Reigen eröffnet _Alexander Amberg_ mit |“Der Fluch“|, einer äußerst spannenden Geschichte um einen Mann, der mit finsteren Mächten paktiert, eindrucksvoll geschildert aus der Sicht einer Katze.

_Eddie M. Angerhuber_ berichtet in |“Les choses éternelles“| von dem Kampf zweier Katzen, wobei eine ein unglaubliches Geheimnis umgibt.

Die Herausgeberin _Alisha Bionda_ steuerte mit |“Fenster der Seele“| ihre beste und unheimlichste Kurzgeschichte bei. Eine Frau gefangen zwischen Wahn und Wirklichkeit. Ist sie das Opfer teuflischer Genexperimente oder ’nur‘ einer sinnverwirrenden Geisteskrankheit?

|“Eine Nacht mit Nivenar“| von _Nina Blazon_ schildert die Begegnung mit einer unheimlichen Katze in der Afrika-Abteilung eines Museums, der aber irgendwie der Aha-Effekt fehlt, um wirklich packend zu sein.

|“Der Katzenstrauch“| von _Corina Bomann_ ist eine verträumte und sehr subtile Story mit märchenhaften Elementen.

_Michael Borlik_ schrieb mit |“Die Gemeinschaft“| eine fesselnde Horror-Geschichte um die alte Thematik der Seelenvampire, welche die Lebenskraft der Menschen rauben, um selbst ewige Jugend zu erlangen.

Den mit Abstand unheimlichsten und düstersten Beitrag lieferte _Barbara Büchner_ ab, die mit |“Die Katze im Wald“| eine schauerliche Mär schrieb, die man nicht allein abends in freier Natur lesen sollte.

Eher humorvoll geht es dagegen bei _Wolfgang Fienhold_s |“‚Schach‘ sagt Gustav“| zu, wohingegen _Heide Solveig Göttner_s |“Die Goldkatze“| ebenfalls ein einfühlsames Märchen darstellt.

_Andreas Gruber_ schuf mit |“Philipp“| die gefühlvollste und schönste Geschichte dieses abwechslungsreichen Bandes. Eine Katze wird zum wahrhaft besten Freund eines Jungen, dessen Familie keinen Halt mehr bietet.

_Frank Haubold_, Herausgeber Nummer zwei, steuerte mit |“Sieben“| ebenfalls eine Kurzgeschichte bei: die Erzählung eines wahnsinnigen Mörders, der nicht mit der Treue und Freundschaft einer Katze zu einem seiner Opfer gerechnet hat. Oder verbirgt sich in dem anschmiegsamen Körper des Vierbeiners noch jemand anderer?

Sehr kurz, aber nicht minder einprägsam ist |“3 + 4″| von _S. Ch. Hirsch_. Danach liefert _Stefanie Hübner-Raddatz_ mit |“Ein Kinderspielzeug“| eine ebenfalls sehr gruselige Lektüre ab, die ein wenig an [„Die seltsame Geschichte des Mr. C“ 1203 von Richard Matheson erinnert.

Bestsellerautor _Christoph Marzi_ hat sich dazu bereiterklärt, auch eine Erzählung beizusteuern. |“Die Seekatze“| schildert die Kameradschaft eines Schiffbrüchigen mit einer Katze, die als einziges Lebewesen mit ihm gemeinsam den Untergang eines Schiffes überlebte. Leider kann das Ende der Geschichte nicht vollends überzeugen.

Auch _Stefanie Pappon_s |“Sieben Leben“| greift das Thema der seelenraubenden vampirischen Kreaturen auf, wenngleich auf eine sehr originelle und innovative Art und Weise.

_Judith Rau_s |“Nachtratten“| ist eine sehr schön geschriebene Story um eine Katze mit besonderen Vorlieben.

Sehr surreal mit Motiven von Edgar Allan Poe und H. P. Lovecraft versehen ist die Erzählung |“Der Ailuromorph“| von _Mark Francis Samuels_, die eindeutig dem Genre der düsteren Phantastik zuzuordnen ist und den Leser für ein paar Minuten in eine unheimliche Welt entführt.

Wenngleich ebenfalls sehr kurz, zeugt _Dirk Taeger_s |“Neun Leben“| von großem Ideenreichtum, und die Umsetzung ist dem Autor nicht minder gut gelungen.

Den Abschluss macht _Arthur Gordon Wolf_ mit |“Die neongrüne Katze“|, einer unheimlichen Science-Fiction-Story, die zeigt, in welchem Chaos die Tierliebe des Menschen eines Tages enden könnte.

Wenngleich mit einigen Druckfehlern versehen, ist die Aufmachung dieser wunderbaren Anthologie dem |Lerato|-Verlag sehr gut geraten. Jede einzelne Erzählung wurde von dem Wolfsburger Künstler Patrick Hachfeld liebevoll illustriert. Insbesondere die Werke zu den Geschichten von Eddie M. Angerhuber, Alisha Bionda, Andreas Gruber und Arthur Gordon Wolf sind echte Blickfänger. Sinnvoll ist zudem, dass die Autoreninfos direkt hinter der Illustration zur jeweiligen Geschichte abgedruckt wurden und nicht gebündelt am Ende des Buches, wie es gemeinhin üblich ist.

Das Buch wurde auf einem sehr hochwertigen Papier gedruckt und das Format, welches sonst zu groß wäre, ist genau richtig, damit die Grafiken inklusive des grandiosen Covers perfekt zur Geltung kommen.

_Fazit:_

„Fenster der Seele“ ist eine rundum gelungene Sammlung phantastischer Kurzgeschichten über das Thema „Katzen“. Ein Euro des Erlöses wird bei Direktbestellung beim Verlag dem Verein |Katzen in Not e. V.| gespendet und kommt somit den eleganten Vierbeinern zugute. Die Herausgeber, Autoren und der Illustrator haben sich sehr viel Mühe dabei gegeben, ein äußerst spannendes und liebevoll gestaltetes Buch zu kreieren.

|222 Seiten Paperback|
http://www.lerato-verlag.de
http://www.dunkelkunst.de

_Florian Hilleberg_

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