Bionda, Alisha / Parzzival, S.H.A. – Calvin (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 6)

Band 1: [„Der ewig dunkle Traum“ 1899
Band 2: [„Kuss der Verdammnis“ 1900
Band 3: [„Die Kinder der fünften Sonne“ 1949
Band 4: [„Blutopfer“ 1977
Band 5: [„Der Schattenkelch“ 2483

„Calvin“ heißt der sechste Band der „Schattenchronik“, diesmal aus der Feder der ominpräsenten Alisha Bionda und ihres Gastautors S. H. A. Parzzival. Und Calvin ist auch Programm in diesem rasanten Mix aus Mystery, Crime und Romanze. Er ist es schließlich, der das Wissen um den Schattenkelch besitzt – nur kann er sich daran leider nicht wirklich erinnern. Doch der Kampf um den Gral, der im letzten Band begonnen hat, erreicht nun seinen Höhepunkt und Calvin sollte möglichst schnell eine Seite wählen; am besten natürlich die richtige!

Zunächst jedoch lockt ihn sein Vater nach St. Barbara. Er drängt auf eine Versöhnung, impliziert, dass seine Ende naht. Doch tatsächlich will er Calvin nur in seine Gewalt bringen, um ihm unter Drogeneinfluss die Geheimnisse des Schattenkelchs zu entlocken. Allerdings hat er die Rechnung ohne Dilara gemacht. Diese reist ihrem Seelengefährten natürlich hinterher und kann ihn aus den Fängen seines Vaters befreien: Zwischen Vater und Sohn kommt es danach endgültig zum Bruch.

Währenddessen sind Mick und Cassandra in London immer noch damit beschäftigt, die brutale Mordserie aufzuklären, die die Stadt heimsucht. Dass Micks Ermittlungsmethoden einige Ungereimtheiten aufweisen, kann Cassandra dabei nicht länger übersehen; auch wenn sie immer noch hoffnungslos in Mick verknallt ist. Und so bleibt Mick nichts anderes übrig, als Cassandra endlich in seine Arbeitsweise einzubeziehen. Tatsächlich ist er nämlich nicht nur ein Vampir, sondern auch noch ein Necromancer, fähig, in Trance Verbindung zu den Toten aufzunehmen. Dort bezieht er seine Informationen von seinem ermordeten Partner Greg Lane und ist damit den bösen Buben immer haarscharf auf den Fersen.

Luna Sangue wiederum muss mit unvorhergesehenen Problemen kämpfen: Unerwarteterweise hat sich nämlich ihr Handlanger Mark Garimont den Schattenkelch geschnappt und versucht nun – recht ungeschickt – Luna Sangue damit zu erpressen. Doch hat er die Rechnung ohne die leicht schizophrene Vampirin gemacht.

Die Handlung verdichtet sich also zusehends. Die Schlinge zieht sich zusammen und das Geheimnis um den finstren Gral wird Stück für Stück vor dem Leser ausgebreitet, bis es auf den letzten Seiten zu einem Finale kommt, das den Leser vor Spannung die Tage bis zur Fortsetzung der Reihe zählen lässt (der nächste Band erscheint im November).

Die eigentlichen Stars dieses Bands sind das dynamische Duo Cassandra/Mick: Mick, der gut aussehende Zombie-Vampir, der genau weiß, wie er seine Reize einzusetzen hat, und die pummelige Cassandra, die Mick vergeblich schöne Augen macht und deren innere Monologe über ihre Verliebtheit, ihr Gewicht und die Ungerechtigkeit der Welt wohl jede Frau kennt. Die beiden landen – wenig überraschend – mitten in dem Kampf um den Gral und sollen dabei lange keine Nebenrolle spielen!

Als einzigen neuen Charakter lernen wir diesmal Delphine kennen. Man könnte ihr nachsagen, ein „plot device“ zu sein, ein Charakter, der nur dazu da ist, die Handlung in die richtige Richtung zu forcieren. Doch sollte man sich hüten, dem Autorenteam so niedere Motive nachzusagen. Wir erfahren wenig über Delphine: Eine alte Freundin von Dilara ist sie, die nun – aus rein egoistischen Gründen – plötzlich wieder in deren Leben auftaucht. Die beiden scheint in der Vergangenheit ein enges Band verbunden zu haben, doch dieses zerriss, als Delphine Dilaras Vertrauen missbrauchte. Es gibt nur Andeutungen über die Vergangenheit der beiden, gerade so viel, um den Leser nur noch neugieriger auf diese vampirische Lolita zu machen. Und da Bionda/Parzzival dem Leser diesmal einen Handlungsstrang in der Vergangenheit vorenthalten haben, ist davon auszugehen, dass wir in Zukunft noch mehr von Delphine sehen werden.

Alles in allem ist „Calvin“ wieder ein gelungenes Puzzleteil innerhalb des Schattenchronik-Universums. Weder die Charaktere noch die Handlung stagnieren an irgendeinem Punkt. Bionda und Parzzival erzählen flott und ohne Schnörkel und vermeiden so das Schicksal vieler anderer Romanserien; nämlich im Sumpf der eigenen Charaktere stecken zu bleiben und die Handlung aus den Augen zu verlieren. Diese Gefahr besteht hier keineswegs: Die Handlung bewegt sich unweigerlich auf das Finale zu, und in gewohnter (und lang erprobter) Serienmanier lassen die beiden Autoren den geneigten Leser in der Luft hängen. Wie wird sich nun der Schattenkelch auswirken? Welche Macht besitzt er tatsächlich? Wie geht es weiter? In welche Richtung wird sich die Handlung wenden?

Da gibt es wohl nur eine Antwort: Im November geht’s weiter mit Band 7, „Zorn des Drachen“.

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