Band 1: [„Dunkelheit“ 3375
Band 2: [„Dämmerung“ 3437
Um die Territorien der verwandten Wesen vor den Einwanderern aus Tereille zu schützen, hat Jaenelle der Dunkelheit ihr Opfer dargebracht und den Thron des Schwarzen Askavi bestiegen. An ihrem Hof dienen die stärksten Hexen und Kriegerprinzen, die Kaeleer aufzubieten hat, und endlich kommt auch Daemon zum Askavi und wird ihr Gefährte.
Aber Dorothea und Hekatah lassen nicht locker. Sie hetzen die Territorien Tereilles zum Krieg gegen Kaeleer auf und versuchen gleichzeitig, Jaenelle und ihre Schwester Wilhelmina entführen zu lassen, um Saetan damit zu erpressen. Allerdings haben sie die Rechnung ohne Jaenelle gemacht …
|Charakterentwicklung|
Jaenelles Schachzug hat diesem dritten Band wieder einiges mehr an Spannung verliehen, als der zweite Band geboten hat. Vor allem bei dem Teil des Plans, dessen Ausführung Daemon oblag, hätte eine ganze Menge schiefgehen können. Er war auch nicht genialer eingefädelt oder besser vorbereitet als die Unternehmungen ihrer Gegner, deren Pläne mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder danebengehen.
Der Grund für den größeren Erfolg liegt allerdings nicht darin, dass Jaenelle und ihre Verbündeten einfach übermächtig und perfekt sind, im Gegenteil. Gerade diejenigen mit der größten Macht sind am verletzlichsten, allen voran Jaenelle, aber auch Daemon, Saetan und Lucivar. Dadurch wirkt keine der Hauptpersonen je flach oder plakativ. Dass sie so viel besser abschneiden, liegt eher daran, dass ihre Freunde zahlreicher sind. Es gibt einfach mehr Leute, die misstrauisch werden können, wenn ihnen etwas Verdächtiges auffällt.
Neue Personen bietet dieser dritte Band des Juwelenzyklus kaum noch, und die wenigen, die auftauchen, spielen nur am Rande eine Rolle.
Am bemerkenswertesten fand ich die Darstellung von Dorothea und Hekatah: Dafür, dass die beiden die Hauptintrigantinnen der Geschichte sind, sind sie erstaunlich schwer von Begriff. Durch ihre eigenen Leute auf dem Territorium Kleintereille in Kaeleer sollten sie eigentlich genügend Berichte erhalten haben, die ihnen Jaenelles Machtfülle klarmachen. Immer noch zu glauben, Jaenelle sei lediglich Saetans Marionette und er der eigentliche Herrscher, ist schlicht dumm! Und auch Jaenelles Charakter haben sie unterschätzt. Da vor allem Hekatah für Begriffe wie Ehrgefühl, Pflicht und Verantwortungsbewusstsein nur Hohn und Verachtung übrig hat, sie als Schwäche begreift, glaubt sie, Jaenelle durch Geiselnahme erpressen zu können. Pech für Hekatah, dass Jaenelles Verantwortungsgefühl weit ausgeprägter ist, als Hekatah annimmt, und Jaenelle macht keine halben Sachen. – Andererseits kam mir ihre mangelnde Menschenkenntnis gerade recht.
Überhaupt kam es im Verlauf der letzten etwa 800 Seiten zu einigen höchst befriedigenden Ergebnissen, was das Personal dieser beiden Damen anging. Damit meine ich hauptsächlich das Endergebnis, weniger die Methode, mit der es erreicht wurde. Diesbezüglich hält sich die Autorin eher zurück. Nur eine Szene geht tatsächlich in unappetitlichere Details, wird aber dadurch stark abgemildert, dass der Leser bereits vorher weiß, dass sie nicht echt ist.
Was sich zu meiner Überraschung ebenfalls sehr in Grenzen hielt, war die erotische Komponente, die im Zusammenhang mit diesem Zyklus stets so betont wird, und das, obwohl Daemon inzwischen Jaenelles Gefährte ist. Daemons Befreiung von Dorothea hat ihn auch aus seiner Rolle als Sadist befreit, und da das Hauptaugenmerk auf Jaenelles Hof liegt, wo alle ziemlich kumpelhaft miteinander umgehen, reduziert sich die Erotik größtenteils auf zweideutige Bemerkungen, die in der Regel mit einem Augenzwinkern daherkommen.
Denn das ist dem Zyklus bisher unverändert geblieben: der Humor. Zwar hat Jaenelle ihre Teenagerkapriolen längst hinter sich gelassen, trotzdem ist es der Autorin gelungen, den trockenen und schlagkräftigen Witz zu erhalten, indem sie ihn in andere Beziehungsverhältnisse transportiert hat, sei es zwischen Männern und Frauen oder zwischen Menschen und verwandten Wesen.
|Handlungsentwicklung und Ausblick|
Ich fürchte allerdings, ein Teil davon könnte in den folgenden Bänden verloren gehen. Denn der dritte Band bildet eine Zäsur, und das in mehr als einer Hinsicht.
Zum einen hat Jaenelles ungewöhnliche Maßnahme die Situation innerhalb des Zyklus massiv verändert. Nicht nur, dass sie selbst jetzt nicht mehr die dunkle Königin ist, was die Frage aufwirft, was sie denn dann in Zukunft sein wird. Es sind auch viele der Personen, die die Ereignisse bisher massiv mitgetragen haben, weggefallen. Einige davon werde ich ernstlich vermissen.
Zum anderen wird das Ende von Hekatah und Dorothea zwar nicht ausdrücklich und unwiderlegbar festgestellt, sie überleben zu lassen, würde allerdings einige Verrenkungen kosten, die der Logik sicherlich nicht zuträglich wären. Wie gesagt, Jaenelle macht keine halben Sachen. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass der neue Gegenpart aus einer völlig neuen Richtung kommen muss.
Trotz meiner Befürchtungen muss ich sagen, dass ich diese Wendung begrüße. Sie dürfte frischen Wind in die Ereignisse bringen, was den Eindruck einer endlosen Tretmühle vermeiden wird. Auf Dauer wirkt es äußerst ermüdend auf den Leser, wenn der Held über Bände und Bände hinweg immer wieder dieselbe Art von Gefechten und Gerangel mit ein und demselben Gegner ausfechten muss, ohne jemals wirklich etwas zu erreichen. Auch wenn das Böse nie wirklich ausstirbt, darf es gern gelegentlich einen neuen Vertreter vorschicken, mit anderen Eigenschaften und einer anderen Art, die Dinge anzugehen.
Und vielleicht gelingt es der Autorin ja, auch ihren trockenen Humor weiterhin einfließen zu lassen, eben nur auf anderen Wegen.
_Bisher_ jedenfalls ist es Anne Bishop gelungen, die einzelnen Bände ihrer Geschichte auf gleichbleibend hohem Niveau zu erzählen. Auch wenn im zweiten Band der Spannungsbogen nicht ganz so straff gespannt war wie im ersten und im dritten, enthält ihr Entwurf von Welt und Charakteren so viel Eigendynamik, dass es einfach Spaß macht, weiterzulesen, auch wenn nicht ununterbrochen um Haaresbreite eine Katastrophe nach der anderen abgewendet wird. Der Juwelenzyklus ist eigenwillige Fantasy, in der sich Exotik, Humor, Gefühl und Spannung ausgesprochen gut die Waage halten. Wärmstens zu empfehlen.
_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Vier Bücher aus diesem Zyklus, für den sie den |Crawford Fantasy Award| erhielt, sind bisher bei uns erschienen, Band fünf kam Mitte März auf den deutschen Markt. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie |Ephemera|, dessen zwei Bände den Zyklus der |Schwarzen Juwelen| weiterführen sollen. „Sebastian“ ist bereits seit letztem Jahr auf Englisch erhältlich, „Belladonna“ ab März dieses Jahres. Die deutsche Ausgabe des ersten Bandes erscheint im Juni 2007 bei |Heyne|.
http://www.annebishop.com
http://www.heyne.de