Blazon, Nina – Königreich der Kitsune, Das (Die Taverne am Rande der Welten 3)

Mit „Das Königreich der Kitsune“ ist mittlerweile der dritte Teil von Nina Blazons Reihe um den Jungen Tobbs, der auf der Suche nach seiner Heimat ist, erschienen. Und dieses Mal, so scheint es, hat die Suche endlich Erfolg …

Tobbs und Anguana, seine Freundin mit dem Ziegenfuß, haben schon viel erlebt. Tobbs, der dreizehnjährige Waisenjunge, ist in der Taverne am Rand der Welten groß geworden, die eine Art Knotenpunkt darstellt. Zig Türen aus mindestens genauso vielen Ländern führen in ihren Flur, und Tobbs hat es sich nicht nehmen lassen, einige dieser Pforten auszuprobieren. Doch eine Tür reizt ihn ganz besonders. Sie führt in das Land Doman, wo er seine Wurzeln vermutet, und wurde zugemauert, um zu verhindern, dass er seiner Herkunft auf den Grund geht.

Das kann den neugierigen Jungen und seine kompetente Freundin natürlich nicht aufhalten. Sie lassen die Tür durch den Hauskobold Domojov aufsprengen und gelangen nach Doman, wo sie gleich zu Anfang ihrer Reise von fleischfressenden Pferden und einer weißen Schlange verfolgt werden. Als Tobbs die weiße Schlange tötet, bringt er sich noch mehr in die Bredouille, denn nun wird er steckbrieflich in der Stadt Katuro gesucht. Dabei gerät er in die Fehde zwischen König Tanuki und dem Volk der Kitsune. Durch die Intrige einer Kitsune, also einer Füchsin, die sich in eine betörend schöne Frau verwandeln kann, gerät Anguana in Gefangenschaft, und Tobbs muss zusammen mit seinen Freunden die Quellnymphe befreien. Dass sie dabei auf Minotauren reiten, ist nur eine der Sensationen, die den Leser erwarten, wenn er die Taverne am Rande der Welten betritt …

„Das Königreich der Kitsune“ lässt am Ende die Frage offen, ob die Reihe fortgesetzt wird oder nicht. Sollte Letzteres eintreten, wäre das sehr traurig, denn obwohl der vorliegende Band nicht immer an seine Vorgänger heranreicht, verspricht er doch kurzweiliges und fantasiereiches Vergnügen, wie man es von der Autorin gewohnt ist. Abstriche muss man vor allem am Anfang machen. Hier kommt die Geschichte nicht in Gang und man vermisst das Feuerwerk von Ereignissen und Erfindungen, das Nina Blazon sonst immer auf ihre Leser loslässt. Außerdem ist das Buch auf weiten Strecken zu handlungslastig, so dass die Personen sich nicht richtig entfalten können.

Glücklicherweise geht es im letzten Drittel nochmal richtig rund. Es wird rasant, spannend und sehr actionreich. Trotz des hohen Erzähltempos behält die Autorin einen kühlen Kopf und schafft es, dass die Geschichte in geordneten Bahnen verläuft und trotzdem mit überraschenden Wendungen aufwartet. Ihren Einfallsreichtum vermisst man dennoch. Während die beiden Vorgängerbände mit einer Vielzahl von Wesen aus Mythen und Sagen geschmückt waren, fällt das Ensemble dieses Mal sehr karg aus. Blazon bedient sich hauptsächlich japanischer Quellen, doch die Auftritte ihrer Gottheiten oder Wesen sind kurz und hinterlassen wenig Eindruck. Das ist schade, da dieser Kulturkreis sicherlich einen weiteren Höhepunkt in der Reihe hätte kennzeichnen können.

Liebenswert geblieben sind aber der Erzählstil und die Figuren. Tobbs und Anguana sind interessante, heitere Charaktere, die toll ausgearbeitet sind und vermutlich jedem jungen Leser gefallen. Sie haben etwas Märchenhaftes an sich und wirken wie Helden, mit denen man sich identifizieren kann. Ein besonderes Spannungsschmankerl ist dabei natürlich die Aufklärung von Tobbs‘ Herkunft, die der Autorin gut gelungen ist. Auch die Nebenfiguren gefallen durch ausgefallene Eigenschaften und liebenswerte bis einfach nur lustige Charakterzüge. Sie werden häufig sehr amüsant dargestellt und spendieren der Geschichte Frische.

Der Schreibstil ist zwar nicht ganz so beschwingt und humorvoll, wie man es gewohnt ist, aber er ragt immer noch durch seine witzige Note und eine gute, kindgerechte, aber nicht simple Wortwahl hervor. Auch dieses Mal stören die teilweise neumodischen Begriffe. „Karate“, „Volleyball“ und „Paparazzi“ wollen nicht so recht zu rätselhaften Fuchswesen, Quellnymphen mit einem Ziegenhuf und Höllenhunden mit Mönchskutten passen. Auch wenn sich damit schöne, alltagsnahe Metaphern basteln lassen, wirkt das moderne Vokabular etwas unangebracht.

Alles in allem ist „Das Königreich der Kitsune“ aber eine rasante, vergnügliche Lektüre mit tollen Ideen und einer größtenteils gelungenen und spannenden Handlung. Blazons leichtfüßiger Schreibstil sowie ihr Einfallsreichtum machen auch den letzten Band der Reihe trotz einiger Abstriche zu einem echten Vergnügen.

_Nina Blazon bei |Buchwurm.info|:_

[„Die Reise nach Yndalamor (Die Taverne am Rande der Welten 1)“ 3463
[„Im Land der Tajumeeren (Die Taverne am Rande der Welten 2) 3980
[„Im Bann des Fluchträgers (Woran-Saga 1)“ 2350
[„Im Labyrinth der alten Könige (Woran-Saga 2)“ 2365
[„Im Reich des Glasvolks (Woran-Saga 3)“ 2369
[„Die Sturmrufer (Die Meerland-Chroniken 1)“ 4180
[„Der Bund der Wölfe“ 2380
[„Die Rückkehr der Zehnten“ 2381
[„Der Spiegel der Königin“ 3203
[„Der Maskenmörder von London“ 3983

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