Bourgeon, Francois – Fest der Narren, Das (Die Gefährten der Dämmerung 3)

_|Die Gefährten der Dämmerung|:_

Band 1: [„Im Zauber des Nebelwaldes]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7170
Band 2: [„Die drei Augen der blaugrünen Stadt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7171
Band 3: _“Das Fest der Narren“_

_Story_

Der Winter ist eingekehrt und zwingt die drei ungleichen Gefährten zu einem längeren Halt. Da bietet sich der Verbleib in der anscheinend noch von der Pest verschonten Stadt Montroy regelrecht an, zumal der gesichtslose Ritter einige seiner Geheimnisse direkt mit diesem Ort verbindet. Vor allem Mariotte ahnt derweil noch nicht, welche finsteren Mysterien sich um die Stadt und die drei Sirenen-Schwestern ranken, die untrennbar mit der Festung und all ihren eigenartigen Gestalten ranken …

Die junge Rothaarige lernt in ihrem zwischenzeitlichen Zuhause den Mönch Aymon kennen, der ihr die Geschichten über die Geheimnisse der Stadt verrät und auch Zugang zu den seltsamen Ereignissen der Vergangenheit verschafft. Aber auch der reumütige Bruder Jacot und die angereiste Komödiantin Anais wecken ihre Aufmerksamkeit und starten Zweckbündnisse mit der hin und her gerissenen Reisenden, die sich alsbald in einem Konstrukt aus Lügen, Intrigen, Verrat und eigenartigen Begebenheiten verstrickt. Während der gesichtslose Ritter anscheinend der Burgherrin Neyrelle verfällt, mit deren ermordeter Schwester Blanche er einst eine enge Verbindung hatte, in der Stadt die Hatz auf die Legende des Werwolfs startet und auch Anicet immer mehr ins Abseits seiner Gefolgschaft gerät, begreift Mariotte langsam aber sicher, welches Spiel tatsächlich in Montroy gespielt wird – und dass sie und ihre Gefährten offenbar ungebremst ins Verderben stürzen …

_Persönlicher Eindruck:_

Erst einmal durchatmen, lange genug Luft holen, und dann verdauen, was Francois Burgeon im dritten und letzten Kapitel seines kleinen Meisterwerks „Die Gefärhten der Dämmerung“ geschaffen hat – denn dieser Wälzer hat es nicht nur inhaltlich in sich, er bietet auch eine Atmosphäre, die im historisch inspirierten Comic seinesgleichen sucht. Hierzu sollte zunächst auch erwähnt werden, dass die noch einmal in vier Teils gesplittete Story nicht wie gewohnt die gewöhnliche Fülle eines Albums aufweist, sondern sich über insgesamt 146 Seiten erstreckt, in denen der Autor und Zeichner in Personalunion sich alle Freiräume nimmt, eine Geschichte reifen zu lassen, die von so vielen einzelnen Fragmenten zehrt, dass man regelrecht von der Fülle an Bildern, Dialogen und entscheidenden Situationen erschlagen wird. Doch trotz der übergeordneten Komplexität, die Bourgeon seinen Lesern hier noch massiver bietet als schon im vorangegangenen Band, bleibt der rote faden kenntlich und hält die Fülle an Informationen und flotten Szenenwechseln immerzu problemlos zusammen – eine Kunst, wie man bestätigen wird, wenn man die Erfahrung namens „Das Fest der Narren“ selber hat machen dürfen.

Dabei scheint der Plot erstmal wieder völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Die Verbindungen zum bisherigen Kern gehen schon am Anfang verloren und scheinen sich in den verwinkelten Gassen von Montroy zu verlieren. Lediglich die drei Protagonisten sind geblieben, allesamt von irgendwelchen Geheimnissen umgeben, ferner von einer gemeinsamen Reise geprägt, die hier jedoch keine allzu große Bedeutung mehr zu haben scheint. „Das Fest der Narren“ könnte auch als eigenständige Erzählung funktionieren, wenngleich es dann weitaus schwieriger wäre, noch einmal erneuten Zugang zu den Charakteren zu bekommen, denn derer gibt es hier noch einmal zwei Hände voll weiterer wichtiger Namen. Und genau mit diesem Element droht auch zunächst eine absolute Überforderung.

Es ist die Masse an Schauplätzen und Sub-Plots, die für eine kurzzeitige Erstickung des Erträglichen sorgen, dann aber wieder in Windeseile aufgelöst werden, um weiteren Nebenschauplätzen Raum zu schaffen und den großen Mythos, der sich um diese Geschichte zieht, weiter zu beleben. Erst im letzten Drittel bekommt man den Durchblick, versteht das Geschehene, wagt einen optimistischen Blick auf die verbleibenden Seite, wird dann aber sogleich wieder in den Bann der Ereignisse gezogen, die hier Schlag auf Schlag folgen und dem Leser keine Sekunde der Ruhe gönnen – aber gleichwohl auch keinen Ausweg aus der Faszination, die die Handlung in sich trägt.

Es ist wahrhaftig außergewöhnlich, wie Bourgeon bei einer solch stattlichen Seitenzahl ein Spannungsniveau aufrechterhält, dessen aufregende Natur dem Leser nur noch Superlative entlockt. Was einst als stringente, noch nicht allzu verworrene Story begonnen hat, mündet hier in einem grandiosen, unendlich anmutenden Finale, welches wirklich alles auffährt, was die illustrierte Kunst ausmacht: Erhabene, dennoch schwer durchschaubare Figuren, ein sehr authentisches Setting, wiederholt Elemente aus der Phantastik, Grausamkeiten im Rahmen des mittelalterlichen Schauplatzes, dann aber auch Freizügigkeit, lockere Zungen und Schonungslosigkeit im Hinblick auf die Entwicklung der Geschichte. Wenn man nach knapp zwei Stunden das Buch zuklappt und die Ereignisse verarbeitet, kommt man schließlich zum einzig möglichen Schluss: „Die Gefährten der Dämmerung“ krönen sich selbst mit einem beeindruckenden Meisterwerk, dessen euphorisierendes Gesamtbild nachhaltig wirkt. Diese Ausgabe setzt ganz klar eine neue Messlatte für den historischen Comic!

|Hardcover: 146 Seiten
Originaltitel: Les Compagnons du Crèpuscule Tome 3: Le Dernier Chant des Malaterre
ISBN-13: 978-3868691467|
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