Brandis, Katja – Feuerblüte – Das Mond-Orakel (Band 3)

Katja Brandis‘ Fantasytrilogie um Feuerblüte, wie die junge Schwertkämpferin Alena genannt wird, ist nicht unbedingt vielversprechend im [ersten Band 2876 gestartet, konnte sich im zweiten allerdings steigern. Nun liegt das Finale mit dem Titel „Feuerblüte – Das Mond-Orakel“ vor, und als Leser stellt man sich die Frage, ob das 454 Seiten starke Werk nach den Fortschritten des zweiten Bandes einen krönenden Abschluss der Reihe bieten wird oder ob es die gesamte Trilogie vernichtet.

Alena, die junge Schwertkämpferin, hat sich in Jorak verliebt, doch ihre Liebe scheint keine Zukunft zu haben, da Jorak ein Gildenloser ist. In Daresh, der Welt, die Katja Brandis sich für ihre Geschichten ausgedacht hat, ist ein Mensch nur dann etwas, wenn er einer der vier Gilden – Feuer, Wasser, Erde oder Luft – durch Geburt angehört. Wer Eltern verschiedener Gilden hat oder aus seiner Gilde ausgestoßen wurde, muss ohne das Recht, legal arbeiten zu dürfen, und in Armut in der farbenprächtigen Welt leben. Jorak hat das Pech, dass seine Mutter zur Luft-Gilde und sein Vater zur Feuer-Gilde gehört, und trotz seiner Versuche, in eine der beiden Gilden aufgenommen zu werden, hatte er bislang kein Glück.

Nachdem er mit Alena ein Abenteuer erlebt hat, das ihm die Anerkennung durch die Regentin verschafft hat, möchte er bei den Gilden noch einmal um Aufnahme bitten. Tatsächlich lässt man ihn vor den Rat der Gilden treten, doch an seine Aufnahme ist eine Bedingung gekoppelt: Er muss sich zwei unlösbaren Aufgaben stellen. Jorak nimmt die Aufgaben auf sich, um endlich in aller Öffentlichkeit mit Alena zusammen sein zu dürfen. Selbstverständlich kann er dabei auf die Hilfe seiner Freunde zählen, aber er und Alena ahnen nicht, dass sie sabotiert werden.

Währenddessen macht sich Rena, eine alte Freundin von Alenas verstorbener Mutter, auf, um zu erkunden, was das mysteriöse Mond-Orakel ist. Es handelt sich dabei um drei seltsame Kinder, welche die Zukunft vorhersagen können und von deren Prophezeiungen sich der Rat der Gilden abhängig gemacht hat. Rena ahnt, dass dies nicht unbedingt das Beste für das Land bedeutet, und schmuggelt sich als Heilerin in den Tempel des Orakels, wo sie erschreckende Entdeckungen macht …

Katja Brandis schmiedet einen sehr vielschichtigen, spannenden und wendungsreichen Plot, den sie in der dieses Mal sehr gelungen präsentierten atmosphärischen Welt von Daresh ansiedelt. Durch die Menge an Schauplätzen wird das Buch sehr bunt und lebendig aufbereitet. Außerdem treten viele neue und interessante Charaktere auf, und die Beschreibungen der Besonderheiten von Daresh sind anschaulich und abwechslungsreich gestaltet. Vor dieser Kulisse entwickelt die Autorin eine Handlung, die flott vorangeht und immer wieder durch unvorhergesehene Ereignisse überrascht. Es gibt kaum Längen, was die Spannung konstant hält, und die verschiedenen, anfangs unabhängig voneinander wirkenden Erzählstränge sorgen dafür, dass der Leser umso mehr rätselt. Er fragt sich nicht nur, ob die einzelnen Stränge irgendwann (und vor allem wie) zusammengeführt werden, sondern auch, wie es im Einzelnen weitergeht.

Die Personen tragen eine Menge dazu bei, dass „Feuerblüte – Das Mond-Orakel“ zu solch einem Lesegenuss wird. Innerhalb der zwei vorhergehenden Bände sind sie gereift. Aus den zumeist jugendlichen Protagonisten sind Erwachsene geworden, die sich mit einer Menge Probleme herumschlagen müssen. Die Charaktere, allen voran Alena, wirken sehr lebensnah und mehrdimensional. Brandis hat es geschafft, ihnen trotz des fantastischen Grundmotivs des Buches Charakterzüge und Probleme zu verpassen, mit denen sich der normale Leser identifizieren kann. Die Figurenzeichnung geht dabei teilweise sogar über das hinaus, was in der Fantasy normalerweise üblich ist, denn trotz des Happy-Ends wird vorher eine Menge schmutziger Wäsche gewaschen.

Der Schreibstil, in den Vorgängerbänden kritisiert, ist dieses Mal durchaus gelungen. Nach wie vor ist er mehr Mittel zum Zweck als Träger von Originalität. Allerdings entwickelt Brandis in „Feuerblüte – Das Mond-Orakel“ eine geradezu epische Erzählkraft, die bei dem Umfang des Romans auch vonnöten ist. Brandis schreibt spannend, dicht, mit einem sicheren Händchen bei der Wortwahl und ohne Ermüdungserscheinungen trotz der Länge der Geschichte.

Um auf die Fragestellung in der Einleitung zurückzukommen, ist der abschließende Band der Trilogie um Feuerblüte eine runde Sache. Die Handlung birgt enormes Erzählpotenzial, die Personen wirken ausgeglichen und gut durchdacht, der Schreibstil unterstreicht die Qualität der Handlung – Katja Brandis hat sich im Laufe der Zeit gesteigert und legt mit „Feuerblüte – Das Mond-Orakel“ ihr bislang bestes Buch vor.

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_Katja Brandis bei |Buchwurm.info|:_
[„Feuerblüte“ 2876
[„Feuerblüte – Im Reich der Wolkentrinker“ 2887
[„Der Verrat der Feuergilde (Kampf um Daresh 1)“ 2909
[„Der Prophet des Phönix (Kampf um Daresh 2)“ 2931
[„Der Ruf des Smaragdgartens (Kampf um Daresh 3)“ 2964

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