Warum hat eigentlich noch niemand einen Film über Gwen Stefani gedreht? Ihr Leben gibt immerhin allen Anlass dazu, wie uns nach dem Konsum von Guy Brandons Biografie zu der ewig jungen Dame bewusst wird.
Geboren und aufgewachsen im eher langweiligen Orange County, begann sie ihre Karriere als Backgroundsängerin in der Ska-Band ihres Bruders. Nach dem Selbstmord des eigentlichen Sängers von „No Doubt“ avancierte das eigentlich schüchterne Mädchen zur Leadsängerin. Damals hätte vermutlich noch niemand geahnt, dass Gwen nach einigen Jahren eine der großen Frauen im Musikgeschäft sein würde. Mit „No Doubt“ feierte sie Riesenerfolge, aber erst mit ihrer Solokarriere, dem Album „L.A.M.B.“ und der gleichnamigen Modekollektion konnte sie sich wirklich etablieren.
Die Dame, die heuer 37 Jahre alt geworden ist, bietet also genug Stoff für eine Biografie, auch wenn sie in den Klatschblattspalten des Planeten eher selten zu finden ist. Guy Brandon hat sich in einem reich bebilderten Hochglanzbändchen dieser Aufgabe angenommen und erzählt vom Aufstieg der platinblonden Sängerin.
Er handelt ihre Kindheit und Jugend dabei leider sehr kurz ab, um danach gleich zu „No Doubt“ überzugehen. Das Buch ist chronologisch aufgebaut und erzählt nicht nur den musikalischen, sondern auch den privaten Werdegang Stefanis, sprich von ihren beiden Beziehungen. Ob das in dem Maße, wie es geschehen ist, nötig war (die genaue Beschreibung ihrer Hochzeit mit Bush-Sänger Gavin Rossdale zum Beispiel), ist fraglich. Was aber auf jeden Fall nötig gewesen wäre, ist ein wenig mehr Tiefe an mancher Stelle.
Aspekte von Stefanis Leben werden extrem kurz abgehandelt, obwohl sie eigentlich einer Erklärung bedürften. Zum Beispiel wird im Text erwähnt, dass die zierliche Sängerin hin und wieder depressiv war und sie ihre Gefühle schließlich in Songtexten verarbeitete. Leider bleibt es zumeist bei dem eindimensionalen Wort „Depression“. Wie sie diese wirklich überwand, was die tieferen Beweggründe dazu waren und wie sie damit umging, bleibt außen vor. Nun kann man natürlich nicht von jedem Star erwarten, dass er seinen Fans all seine kleinen psychischen Problemchen präsentiert, aber in einem solchen Fall hätte der Autor der Biografie lieber etwas aufmerksamer sein sollen. Stellenweise beschleicht den Leser der Verdacht, dass es sich mehr um eine zeitliche Aufzählung der einzelnen Depressionen handelt – Stefanis Persönlichkeit bleibt dabei im Hintergrund.
Doch das passiert nicht nur an diesen Stellen. Insgesamt lässt das Buch ein wenig an Tiefgang missen. Der Schreibstil wirkt so glänzend wie die bunten Seiten mit den tausend neueren Fotos der Sängerin. Manchmal ein wenig verklärend, gegen Ende, wenn es um die Solokarriere Stefanis geht, aber vor allem zu wenig kritisch. Brandon bezieht dabei keine Stellung, sondern bezieht sich dabei auf das, was alte Fans von Gwens Achtziger-Jahre-Solo-Pop angeblich halten. Denn das ist einer der größten Fehltritte des Buches. Eine Menge Zitate, aber kaum anständige Belege.
Hätte diese Biografie einen fachliterarischen Anspruch, wäre dieser Fehltritt ihr Genickschuss. Da es sich hier aber eindeutig um Unterhaltungsliteratur handelt, ist es vielleicht nicht zu verzeihen, aber naserümpfend zu akzeptieren. Brandon nimmt sich dadurch jedenfalls selbst die Möglichkeiten, wirklich ernst genommen zu werden. Hinzu kommen der anfangs verklärende Schreibstil und die stellenweise Informationslosigkeit des Buches. Brandon schmeißt mit Fakten um sich, verpasst es jedoch, sie in einen flüssigen Gesamtzusammenhang einzubringen und unterbricht sie mit einer Menge Trivialem, das nicht wirklich interessant ist. Auf Seite 14 erwähnt er zum Beispiel, dass sie in jungen Jahren Ballettunterricht nahm und ihr im Kopf blieb, dass sie während des Unterrichts in die Hose machte. Informationsgehalt gleich null, Interesse des Lesers ebenfalls gleich null.
Guy Brandons Buch ist sicherlich ein netter Rundumschlag, wenn es um das Leben der quirligen Gwen Stefani geht. Man erfährt alle Fakten und ein paar nette Randgeschichten, aber das war es dann auch schon. Richtige Fans werden vermutlich sowieso schon alles wissen, was in dem Buch steht. Wer jedoch einen unterhaltsam geschriebenen Einstieg in das Leben der Stilikone haben möchte, der wird mit Guy Brandons Biografie zufrieden sein.
[Infoseite des Verlags]http://www.schwarzkopf-schwarzkopf.de/vorschau/gwenstefani.html