David Brin – Der Sieg der Foundation (Second Foundation 03)

Wortreicher FOUNDATION-Zyklus-Abschluss

David Brin, der Autor des wegweisenden Uplift-Zyklus, hat es übernommen, den dritten Teil des Zweiten Foundation-Zyklus zu schreiben.

Die ersten beiden Bände „Der Aufstieg der Foundation “ und „Foundation und Chaos“/“Der Fall der Foundation“ schrieben jeweils Gregory Benford und Greg Bear. Alle Autoren versuchen, sich so genau wie möglich an das von Isaac Asimov vorgegebene Universum zu halten, aber dennoch nicht Altes wiederzukäuen, sondern möglichst viele Dinge innovativ zu behandeln oder neu zu präsentieren. Keiner der zwei ersten Bände war langweilig – eine hohe Messlatte, die David Brin gesetzt wurde.

Diese Besprechung beruht auf der englischsprachigen Originalausgabe.

Handlung

Hari Seldon, der Gründer der Disziplin „Psychohistorik“ und der geheimen „Foundation„, ist praktisch entmachtet, auf der Stahlwelt Trantor eingekerkert worden und sieht sein Ende nahen.

Er ist alt und fast schon bereit, endgültig den Löffel abzugeben. Doch er ist nicht bereit, kampflos aufzugeben. Sein Werk ist zwar vollbracht, doch hört er von einer neuen Theorie, die die Chaos-Planeten erklären würde, die seinen Tausendjahreplan und die zwei Foundations von Anfang an bedroht haben. Die erste Foundation soll das Wissen der Menschheit in der galaktischen Enzyklopädie zusammentragen und so einen Neubeginn nach dem bevorstehenden Zusammenbruch des galaktischen Imperiums beschleunigen (siehe dazu die erste FOUNDATION-Trilogie).

Hari wird klar, wie sehr die Roboter-Population aufgrund des „Nullten Gesetzes“ in zwei Quasi-Religionen gespalten ist. Das Nullte Gesetz, das die drei ersten ergänzt, besagt, dass einzelne Menschen durch Roboter verletzt oder getötet werden dürfen, sofern dies dem höheren Wohl der ganzen Menschheit dient. Doch die Geschöpfe von Susan Calvin, die Calvinianer, lehnen dieses Gesetz ab, wohingegen die Giskardianer es für unerlässlich halten. (R. Giskard spielte in den Roboter-Romanen eine ebenso zentrale Rolle wie R. Daneel Olivaw.) Zudem kommt ihm der üble Verdacht, dass im Namen dieses Gesetzes zahllose Lebensformen (= Aliens) ausgelöscht wurden, um der Menschheit den Weg zur Besiedlung der Galaxis zu ebnen.

Er entkommt seinem Gefängnis in der Gesellschaft eines Bürokraten, eines Piraten und eines hübschen Blinden Passagiers. Auf seinem Weg von Wurmloch zu Wurmloch und später auf einem privaten Sternenschiff sucht er die Antwort auf das, was ihm das letzte übrig gebliebene Rätsel scheint: Warum haben die Chaoswelten und ihre jeweilige Renaissance nicht das Imperium vernichtet?

Stattdessen findet er ein undurchsichtiges Geflecht aus Zweifel, Ehrgeiz und Täuschung. Denn Lodovik Trema, eine der Hauptfiguren des 2. Bandes, der als erster Robot nicht mehr an die drei Asimovschen Robotergesetzte gebunden ist und zudem telepathische Fähigkeiten besitzt, schart aus dem gesamten Imperium rebellierende Robots um sich.

Und R. Daneel Olivaw, der sich 20.000 Jahre lang um das Wohl der Menschheit gekümmert hatte, dient einem neuen Ziel, wie Hari schließlich erkennt: Er strebt nicht nur ein erdengebundenes Gaia-Bewusstsein an, sondern ein Bewusstsein namens Galaxia, das die Vereinigung allen Lebens in der Galaxis auf mentalem Wege darstellt.

Die geheime Zweite Foundation selbst, die die Dunklen Zeitalter überdauern soll, steht auf dem Spiel. Reichen die Fünfzig mit ihren großen mentalen Fähigkeiten aus, um die Zukunft der Menschheit sicherzustellen? Oder wird die Zweite Foundation den Weg der ersten gehen, nur um den Kräften des Chaos zum Opfer zu fallen?


Mein Eindruck

Dieser Schlussband der Second Foundation-Trilogie fasst auf angemessene Weise zahlreiche Fäden und angeschnittenen Themen, die im gesamten (!) Foundation-Zyklus auftauchen, zusammen und bringt sie mindestens einen Schritt weiter. Dass es daher ratsam ist, vor der Lektüre mindestens die zentralen Werke des Zyklus zu kennen (die Chronologie tut’s zur Not auch), dürfte einleuchten. Nur so kann man den zahlreichen Anspielungen, die Hari und Daneel in ihren Dialogen austauschen, einigermaßen folgen. Der Einsteiger sei gewarnt!

Brins Roman besteht vor allem aus diesen Dialogen, die sich häufig seitenweise dahinziehen und mich zuweilen rasch ermüdet haben. So habe ich etwa ein Vierteljahr gebraucht, um das Buch fertig zu lesen. Das ewige Quasseln der auftretenden Figuren wird regelmäßig unterbrochen durch Handlungselemente, deren wichtigstes sicherlich Haris Odyssee durch die Galaxis ist und die auf der Erde zu einem vorläufigen Ende kommt. In Neu-Chicago findet eine sehr kurz beschriebene Schlacht zwischen den beiden Roboter-Sekten statt, von Actionabenteuer ist hier allerdings keine Spur zu finden.

Erhöht wird die Spannung ein wenig, indem sich die Reisegefährten des genialen Mathematikers nacheinander als etwas ganz Anderes herausstellen: Jeder ist nicht er oder sie selbst. Womöglich ist der ganze Trip sogar eine von Olivaw abgekartete Sache! Denn der Ober-Roboter will seiner Kreatur Hari Seldon sein wichtigstes Ziel offenbaren: die Schaffung des Gestaltwesens Galaxia. Hari soll daran mitwirken. Das kann der auch gut, nachdem er um etliche Jährchen verjüngt worden ist.

Unterm Strich

Benford oder Bear hätten diesen Roman wesentlich actionbetonter geschrieben. So aber ist der Anteil der tief schürfenden Dialoge für meinen Geschmack viel zu hoch: Quassel-Science-Fiction für Akademiker.

Die Chronologie

Eine wertvolle Zugabe des Buches besteht in der ausführlichen Zeittafel, in der alle Bücher von Asimovs Future History ihren Platz finden. Es ist daraus zu ersehen, welche Zeiträume die drei Romane der Second Foundation-Trilogie abdecken, denn diese schließen ja nicht aneinander an, sondern liegen relativ weit auseinander. Es wäre interessant, diese Aufstellung mit jener in Heynes Schuber-Ausgabe zu vergleichen.

Taschenbuch: 448 Seiten
Originaltitel: Foundations’s triumph, 1999
Aus dem US-Englischen von Irene Holicki.
ISBN-13: 978-3453521902

www.heyne.de

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