Burkhardt, Günter – Globalissimo

Welches Land hat die größte Bevölkerungsdichte? In welchem Staat befinden sich prozentual die meisten Menschen im Gefängnis? Die meisten Straßenkilometer? Und wo ist das Ärzteaufkommen tatsächlich am niedrigsten? In „Globalissimo“ schätzen, raten und bestimmten insgesamt zwei bis sechs Spieler anhand von zehn unterschiedlichen Kriterien die interne Rangfolge von insgesamt 100 Staaten und kämpfen mit Wissen und Glück um Punkte. Dabei kommt es manchmal nicht immer darauf an, wer im Geografieunterricht die wenigste Zeit geschlafen hat. Oftmals reicht es schon aus, eins und eins zu kombinieren, um an die richtigen Lösungen bei den Schätzaufgaben zu gelangen. Doch Günter Burkhardt wäre nicht der clevere Spielautor, der er ist, hätte er nicht auch noch für die klügsten Köpfe einige Hindernisse aufgestellt …

_Spielidee_

Tatsächlich geht es in „Globalissimo“ darum, verschiedene Länder statistisch miteinander zu vergleichen, und dies in insgesamt zehn unterschiedlichen, aufeinanderfolgend gespielten Kategorien. Je nach Spielerzahl werden fünf oder sechs Länder pro Runde aufgedeckt und anschließend in einer bestimmten Kategorie aneinander gemessen. Es gilt nun anhand von Schätzungskärtchen zu bestimmen, welchen Rang eines dieser Länder beispielsweise im direkten Vergleich der Einwohnerzahlen innehat. Oder aber man muss in einer anderen Kategorie überlegen, welche Sortierung man bei diesen fünf oder eben sechs Ländern die Grundfläche betreffend vornehmen müsste.

Je besser man individuell tippt, desto mehr Punkte erhält man auf der Zählleiste. Doch um den Anspruch hier noch ein wenig zu steigern, müssen noch einzelne Zwischenaufgaben gelöst werden, um nicht an bestimmten Barrieren auf der Zählleiste einen unfreiwilligen Stopp einlegen zu müssen. Wer nun nach genau zehn Runden den vordersten Rang belegt, hat das Spiel gewonnen. Alternativ siegt derjenige, der die meisten Barrieren aus dem Weg geräumt hat.

_Spielmaterial_

• 4 Übersichtstafeln
• 100 Länderkarten
• 10 Kategoriekarten
• 6 Spielfiguren
• 36 Tippkärtchen
• 14 Barrieren
• 1 Startspielerfigur
• 15 Standfüße
• 1 Spielplan
• 1 Spielregel

Das Spielmaterial zu „Globalissimo“ ist recht simpel gestrickt und nicht direkt stimmig zum Thema ausgewählt. Der Spielplan ist dazu ein wenig unübersichtlich (wobei sich die doppelte Aufführung der Europakarte nachteilig auswirkt), die Grafiken auf den Karten könnten sich zudem ein wenig deutlicher voneinander angrenzen, und letzten Endes ist auch das Kartenmaterial selber nicht gerade der grafische Hit. Zweckdienlich sind sie, die Kärtchen und Figuren, stabil außerdem auch noch, hübsch aber leider nicht so wirklich.

_Spielvorbereitung_

Vor der ersten Partie werden die Barrieren und der Startspielerstein in die Standfüße eingesetzt. Anschließend erhält jeder Spieler Figur und Tippkärtchen in seiner Farbe sowie eine Übersichtstafel.

Auf dem Spielbrett werden nun die fertig präparierten Barrieren aufgesetzt. Kategorie- und Länderkarten werden gemischt. Der jüngste Spieler erhält als Letzter die Startspielerfigur und legt los.

_Spielablauf_

Vor jeder einzelnen Runde wird nun eine neue Kategoriekarte gezogen, deren Inhalt im anschließenden Vergleich zur Disposition steht. Zieht man beispielsweise die Kategorie Bruttosozialprodukt, gilt es nun in der folgenden Runde, die Rangfolge des pro-Kopf-Einkommens der nachfolgend gezogenen Länder zu ermitteln.

Hierzu werden nun fünf respektive sechs Länderkarten gezogen und an die Leiste am Spielfeldrand angelegt. Beginnend mit dem Startspieler darf nun jeder Spieler ein Tippkärtchen auf eines dieser Länder legen und somit dessen Rang innerhalb dieser hier aufgedeckten Länder ermitteln. Liegen beispielsweise ein südamerikanisches Land, drei afrikanische Staaten sowie eine europäische Industrienation aus, so sollte die Antwort, welche Nation auf Rang eins landet, relativ klar sein. Der Startspieler wählt also die Industrienation. Die nachfolgenden Spieler dürfen dieses Land aber nun nicht mehr bei ihren Tipps verwenden, da pro Land auch immer nur ein Plättchen ausgelegt werden darf. Also müssen sie ausweichen, was die Sache gerade bei einigen eher unbekannten Ländern um einiges schwieriger machen dürfte. Hat nun jeder Spieler ein Land ausgewählt und dessen Position in diesem Vergleich geschätzt, wird die tatsächliche Rangfolge aufgedeckt.

Im Vergleich wird nun die exakte Reihenfolge auf den jeweiligen Rängen am Spielfeldrand festgehalten. Anschließend kommt es zu einer Wertung. Derjenige, der nun völlig richtig gelegen hat mit seinem Tipp, bekommt drei Punkte. Eine Abweichung um eine Position bringt immerhin noch zwei Punkte, und selbst zwei Ränge Abweichung werden noch mit einem Punkt belohnt. Alles darüber hinaus geht leer aus.

Allerdings können professionelle Topographen sich an dieser Stelle noch nicht dringend auf ihrer guten Intuition und eventuell auch ihrem Glück ausruhen. An mehreren Stellen der Zählleiste warten nämlich Barrieren mit schwierigen Aufgaben auf die vermeintlichen Durchstarter. Hierzu wird nun die oberste Karte des Länderstapels herangezogen, falls eine Barriere überschritten werden soll. Nun müssen die betroffenen Spieler abhängig von der Aufgabenstellung entweder die Hauptstadt dieses Landes benennen oder den Standort auf der Weltkarte anzeigen können. Gelingt dies nicht, bleibt man an Ort und Stelle stehen. Andernfalls bekommt derjenige, der als Erster eine solche Barriere meistert, das zugehörige Schild ausgehändigt. Bei einem Gleichstand am Spielschluss werden nämlich auch die gesammelten Barrieren gewertet und sind womöglich das Zünglein an der Waage.

Nach dem Abschluss der Runde und der entsprechenden Wertung wechselt die Startspielerfigur an den linken Nachbarn. Die verwendeten Länderkarten werden aussortiert und neue gezogen. Schließlich wird eine neue Kategorie aufgedeckt und im selben Procedere erneut getippt.

_Spielende_

Sobald alle zehn Kategorien durchgespielt sind, ist das Spiel zu Ende. In der Schlusswertung wird der Spieler, der die meisten Punkte gesammelt hat, zum Sieger erklärt. Bei Gleichstand entscheiden die eingesammelten Barrieren.

_Persönlicher Eindruck_

„Globalissimo“ ist sicherlich ein sehr spezielles Spiel, da die Zielgruppe aufgrund des eingeschränkten Interessengebiets sehr klar definiert ist. Wieder einmal wird das vor allem in den vergangenen beiden Jahrzehnten sehr gerne aufgegriffene Thema Geografie in den Mittelpunkt gestellt und in einer Art interaktivem Wissensquiz recht lebendig dargebracht. Wichtig hierbei: Es geht nicht um die sture Wissensabfrage, sondern in erster Linie darum, dieses Wissen auf eher außergewöhnliche Weise zu vermitteln, ohne dabei Einbußen beim Spielspaß hinnehmen zu müssen.

Gelungen ist dies – so lässt sich nach mittlerweile unzähligen Runden konstatieren – Spielautor Günter Burkhardt ausgesprochen gut. Auf den ersten Blick mögen gerade einmal 100 Länder zwar quantitativ als weitere Limitationen erscheinen, doch bei genauerem Hinsehen wird man feststellen, dass in den einzelnen Sparten derart viele andersartige Vergleiche infrage kommen, dass man nie Gefahr läuft, lediglich mit auswendig Gelerntem ans Ziel zu kommen. Immer wieder wird man auch mal nur raten und schätzen können, da die Werte in den Kategorien doch teilweise nicht wirklich eindeutig bestimmbar sind, und das macht schließlich auch den Reiz des Spiels aus, nämlich dass die Chancenverteilung eigentlich gar nicht mal so ungleich ist.

Die Umsetzung des Spiels hätte lediglich noch ein Stückchen temporeicher sein können, denn gerade die Barrierenaufgaben sind oftmals ein super-kniffliges Hindernis. Wo liegt Brunei? Oder Kambodscha? Wie heißt die Hauptstadt von Nigeria? Und wo regiert die Führungsriege der Fidschi-Inseln? Häufig schmilzt ein hart erarbeiteter Vorsprung wegen solcher Monsterfragen, was den Spielverlauf insgesamt schon ein bisschen unfair macht. Kleinere Abstufungen und eventuell noch zwei oder drei andere Aufgabenbereiche hätten hier eindeutig für mehr Frische gesorgt.

Davon abgesehen ist „Globalissimo“ aber nichtsdestotrotz ein ziemlich abwechslungsreiches und über weite Strecken auch witziges Spiel, welches außerdem beweist, dass lehrreiche Inhalte nicht zwangsläufig den Spaßfaktor senken. Die Frage ist lediglich, wie das zugehörige Wissen vermittelt wird. Und dies geschieht in „Globalissimo“ auf innovative, spielerische und größtenteils begeisternde Art und Weise.

http://www.kosmos.de
http://www.burkhardt-spiele.de

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