Busiek, Kurt (Autor) / Nord, Cary (Zeichner) – Conan 1 – Die Tochter des Frostriesen und andere Geschichten

Die einst von Robert E. Howard erfundene Fantasy-Figur |Conan| gilt als eine der ersten Heldengestalten des so genannten „Sword & Sorcery“-Genres und war gleichzeitig eine der wichtigsten Figuren, die der 1936 nach tragischem Suizid verstorbene Kultautor zu Lebzeiten etabliert hat. Während die meisten mit Conan sicherlich erst einmal die Filme mit Arnold Schwarzenegger assoziieren (und dabei hoffentlich auch an den genialen Soundtrack von Basil Poledouris denken), werden Comic-Freunde sich auch der längst etablierten illustrierten Geschichten und legendären Bücher um den Cimmerier entsinnen.

Vor ungefähr drei Jahren entstand in Amerika eine weitere Comic-Reihe um den barbarischen Kämpfer, dieses Mal gezeichnet von Cary Nord und geschrieben von Kurt Busiek, der unter anderem auch schon für |Marvel| Comic-Storys zu „Green Lantern“ oder „Power Man“ schrieb, also seit einiger Zeit kein Unbekannter mehr in diesem Genre ist. Hierzulande musste man sich hingegen, wie so oft im Bereich der Comic-Zunft, eine ganze Weile gedulden, bekommt aber via |Panini| direkt in einem Rutsch die absolute Vollbedienung. Im Juli ist der erste Sammelband der ’neuen‘ „Conan“-Comics erschienen, im November erscheint bereits die Fortsetzung. Kein Grund zum Meckern also, trotz sehnsüchtigen Abwartens!

_Story_

Bei ihrer Reise treffen ein orientalischer Prinz und sein Gefolge auf eine rätselhafte Statue – die Statue des legendären Barbaren Conan, dessen Geschichte der Hoheit im Folögenden erzählt wird.

Einst ritt Conan aus seiner Heimat aus, um das sagenumwobene Land Hyperborea kennen zu lernen. Tagein, tagaus ritt er vorwärts gen Norden und traf alsbald auf das Volk der Aesir, die mitten im Krieg gegen die befeindeten Vanir eine weitere bittere Niederlage haben einstecken müssen. Frauen und Kinder fielen dem heimtückischen Angriff zum Opfer, und selbst Conan konnte die Schreckenstat nicht mehr abwenden. Statt ihm Dank für seinen Einsatz zu zollen, greifen ihn die Aesir jedoch an, sind sich aber schnell darüber im Klaren, dass sie in diesem mächtigen Kämpfer einen wertvollen Verbündeten gefunden haben.

Conan zieht mit den Aesir fortan in die Schlacht, wenngleich er sein Ziel Hyperborea nie aus den Augen verliert. Allerdings ist er bei seinen neuen Freunden nicht überall gerne gesehen. Man neidet ihm seine Ausstrahlung und seinen Einfluss und spinnt im Hintergrund bereits eine Intrige, die ihn das Leben kosten soll. Doch statt Conans Tod müssen viele Leute des eigenen Heers ihr Leben lassen, und statt Frieden, den sich Conan auch zwischenzeitlich bei seiner Begegnung mit der mysteriösen Tochter des Frostriesen versprochen hatte, geraten alle Überlebenden nach dem überraschenden Angriff der Soldaten aus Hyperborea in die Sklaverei.

Nach und nach stellt Conan fest, dass seine Vorstellung des paradiesischen Ortes ein Trugbild war; zwar sind die Einheimischen unsterblich und leben genau das Leben, das Conan sich einst ersehnte, doch besteht der Preis dafür in zahlreichen unschuldigen Menschenleben, die den Hyperboreern geopfert werden. Der Barbar wehrt sich vehement gegen die auferlegte Fessel und stößt alsbald auf die hübsche Sklavin Iasmini, die ihm nach einer kurzen Liebelei ein Gegenmittel gegen die magischen Drogen des hyperboreeschen Volkes beschafft. Insgeheim plant Conan die Befreiung seiner Gefährten und eine letzte blutige Schlacht. Doch trotz gründlicher Beobachtung hat er die Kraft seiner übermenschlichen Gegner unterschätzt …

_Meine Meinung_

Diese Serie ist die erste Zusammenarbeit des Teams Busiek/Nord, brachte dem Autor der wiederbelebten Serie aber auf Anhieb den |Eisner Award| für die beste Kurzgeschichte ein. Zu Recht, wie ich nach dem Genuss dieses gigantischen Auftaktepos berichten kann, denn was vor allem Busiek hier entworfen hat, ist in kreativer Hinsicht eine absolute Wucht und verdient selbst unter Kritikern, die dem Neustart der Reihe eher skeptisch gegenüber stehen, den größten Respekt.

Mal abgesehen vom unnötigen Prolog um den orientalischen Prinzen, dem die eigentliche Geschichte erzählt wird, glänzt dieser insgesamt siebenteilige Sammelband (im Original zwischen November 2003 und August 2004 veröffentlicht) durch einen ungeheuer spannungsvollen Aufbau, dessen Ausmaß sich erst im Laufe der Handlung offenbart. Vermutet man anfangs nicht mehr als eine ’normale‘ Abenteuerreise, wird dem Leser schon beim ersten Aufeinandertreffen von Conan und den Aesir bewusst, wie umfassend und spektakulär Busiek seine Geschichte aufgezogen hat. Wichtig ist hierbei, dass es ihm von Abschnitt zu Abschnitt von Neuem gelingt, Überraschungen zu platzieren, sei es nun die Finte der beiden intriganten Betrüger, die Liebschaft zu Iasmini, das ständige Hin und Her im Lande Hyperborea, oder, oder, oder …

Dabei schreckt der Autor auch nie davor zurück, sich genreübergreifender Stilmittel zu bedienen. Die Begegnung mit der Riesentochter beispielsweise hat schon fast etwas Horrormäßiges, mit den magischen Formeln der hyperboreeschen Zauberer driftet Busiek gar in die düstersten Bereiche der Fantasy ab, während die gesamte Reise des Cimmeriers ohnehin einem einzigen, historisch inspirierten Mythos gleicht, das gleich mehrere geschichtliche Generationen inhaltich abdeckt. Was die Story betrifft, ist „Die Tochter des Frostriesen und andere Geschichten“ ein vollkommen stimmiges, gar überragendes Werk und selbst über das vorzeitige Ende hinaus noch immer unheimlich spannend.

Hinsichtlich der Illustrationen kann man dies im weitesten Sinne ebenfalls behaupten, wobei man jedoch nicht verleugnen darf, dass der ureigene Stil von Cary Nord gerade zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Der Mann verfolgt einen recht groben Stil, der besonders in den Winterlandschaften des Frostriesen, aber auch in den dunklen Höhlen Hyperboreas in einigen recht schwammigen Hintergrundbildern gipfelt. Dies sind allerdings auch die einzigen negativen Aspekte seiner Zeichnungen, die ansonsten sehr schön der Stimmung der Handlung angepasst sind und gerade bei den Darstellungen der finsteren Szenarien zu überzeugen wissen. Ebenfalls sehr gelungen sind die Momentaufnahmen der Kampfszenen, insbesondere diejenigen, die Conan beim Töten seiner Gegner zeigen. Hier wird, speziell zum Schluss, die gesamte gebündelte Wut und anschließend eben auch der Hass auf das ungerechte Leben bzw. das unmenschliche Ungleichgewicht in Hyperborea in fesselnden Bildern zusammengefasst, in denen einem dann doch die Gewissheit kommt, dass Cary Nord nach anfänglichen Bedenken ob seiner eigensinnigen Skizzen genau der richtige Mann für diese Arbeit gewesen ist.

Am Ende gibt es dann neben einigen graphischen Leckerbissen auch noch ein kurzes Interview mit dem Zeichner, der hier in wenigen Sätzen über seine Beziehung zum Vermächtnis von Original-Autor Howard und die Zusammenarbeit mit dem als Eigenbrödler bekannten, komplizierten Kurz Busiek berichtet. Eine schöne Ergänzung, die diesen genialen Sammelband würdig abschließt.

_Fazit_

Ohne große Worte: „Conan“ ist wieder zurück, und dies so eindrucksvoll wie eh und je. Dieser edel aufgemachte Comic ist eine der Top-Ausgaben der gesamten Saison.

http://www.paninicomics.de

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