_Commissario Montalbano:_
01 [„Die Form des Wassers“ 306
02 [„Der Hund aus Terrakotta“ 315
03 [„Der Dieb der süßen Dinge“ 3534
04 [„Die Stimme der Violine“ 321
05 [„Das Spiel des Patriarchen“ 312
06 [„Der Kavalier der späten Stunde“ 670
07 [„Das kalte Lächeln des Meeres“ 594
08 „Die Passion des stillen Rächers“
09 [„Die dunkle Wahrheit des Mondes“ 4302
10 [„Die schwarze Seele des Sommers“ 5474
11 [„Die Flügel der Sphinx“ 5875
12 [„Die Spur des Fuchses“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6461
13 „Il campo del vasaio“ (bislang nicht auf Deutsch erschienen)
14 „L’età del dubbio“ (bislang nicht auf Deutsch erschienen)
15 „La danza del gabbiano“ (bislang nicht auf Deutsch erschienen)
16 „La caccia al tesoro“ (bislang nicht auf Deutsch erschienen)
„Die Nacht des einsamen Träumers – Kurzkrimis“
_Inhalt_
Livia, Commissario Montalbanos Langzeitfreundin, hat Urlaub, und den würde sie gern bei ihrem Liebsten verbringen. Allerdings kennt sie ihren Salvo nach all den Jahren gut genug, um zu wissen, dass bei ihm immer ein Mord dazwischen kommen kann und dass sie dann allein in seinem hübschen Haus am Strand sitzen würde. Um dem dann unausweichlich folgenden Streit aus dem Weg zu gehen, beschließt Livia, das Angenehme mit dem Angenehmen zu verbinden und die Familie ihrer Freundin Laura einfach mitzubringen. Sie kann nicht ahnen, dass in der hübschen Villa am Meer, in der Laura sich mit Gatten und Sohn niederlässt, etwas wartet, dass ihr nicht nur den Urlaub vermiest: In einem verborgenen Zimmer stolpert der Commissario auf der Suche nach dem verschwundenen Sohn Lauras über eine Leiche.
Die Situation eskaliert, und zornesbebend reist Livia ab. Montalbano verschiebt die Sorge darüber auf später; hier hat er die Überreste eines jungen Mädchens entdeckt, das zu Lebzeiten hinreißend gewesen sein muss. Diese Vermutung bestätigt sich kurze Zeit später, als die Zwillingsschwester der Ermordeten vor ihm steht und ihn um Hilfe bittet. Adriana ist zweiundzwanzig, hinreißend und wild entschlossen, den Mörder ihrer Schwester zu finden. Wie so oft führen Salvo seine Ermittlungen in einen Sumpf aus Korruption und Verschleierungen, in ein Milieu, in dem ein Menschenleben nicht viel Wert ist und zu einem Mann, der Vorlieben hat, für die Montalbano ihn gern vierundzwanzig Stunden täglich verprügeln würde. Aber es heißt vorsichtig sein; dunkle Mächte halten die Hand über den Verdächtigen, der außerdem ein Alibi hat.
Montalbano befindet sich in einem Ausnahmezustand der Erschöpfung: Die glühende Hitze des sizilianischen Sommers setzt ihm zu, er traut seinem Urteilsvermögen nicht, weil er um seine Voreingenommenheit weiß, Livias Schweigen macht ihm zu schaffen, und dann ist da noch Adriana, die mit verwirrender Stetigkeit um ihn herumschwirrt. Es ist ein tiefer Abgrund, der sich diesmal zu Montalbanos Füßen auftut, mit einer Plötzlichkeit, dass es fraglich ist, ob der Commissario noch anhalten kann …
_Kritik_
Wer Camilleri kennt, ist wie gehabt von Anfang an gebannt (wer Camilleri nicht kennt, sollte das schleunigst ändern; er ist eine Bereicherung). Das übliche Hin und Her mit Livia, diese beiden so unterschiedlichen Charaktere, die immer wieder aufeinander prallen und doch nicht voneinander lassen können, ist großartig gemacht. Entsprechend sorgenvoll betrachtet man Livias Schweigen – oh bitte, kein krasser Ärger bei den beiden! Aber über den Ereignissen hat man das schnell wieder vergessen: Speziell die Stimmung, die die drückende Hitze verbreitet, die einem das Gehirn kocht und die einfachsten Bewegungen zur Unmöglichkeit macht, ist hervorragend ausgearbeitet – ein bisschen wie in Felicitas Mayalls „Hundszeiten“, nur noch krasser; sizilianischer eben.
Camilleri lässt seinen Montalbano nicht zum ersten Mal im korruptionsverseuchten Baugewerbe ermitteln, diesmal aber garniert er ihm diesen wenig hübschen Weg noch dazu mit einem so widerwärtigen Gegenspieler, dass alles irgendwie auf die Spitze getrieben erscheint. Dass Adriana dann zusätzlich als Circe durch die Gegend läuft und alle verbliebenen Sinne verwirrt, verleiht der sonnendurchglühten trägen Hysterie der Seiten noch den letzten Dreh.
Die üblichen Zutaten, die einen guten Camilleri ausmachen, muss man wohl kaum noch erwähnen, wenngleich sie alle vertreten sind: Die liebenswert-nervenaufreibende Zusammensetzung des Kommissariats, das schwelgerisch-wundervolle süditalienische Essen und die ausgesprochen eigentümlichen Einfälle, die den Commissario immer wieder ans Ziel bringen und ihn von seinen Männern abheben.
_Fazit_
Was gibt es zusammenfassend über Commissario Montalbanos zehnten Fall noch groß zu sagen? Lest ihn, Leute. Lest, was immer ihr von Andrea Camilleri in die Finger kriegen könnt; er ist einer der ganz Großen unserer Zeit und sollte mit Andacht betrachtet werden. Er ist nicht nur lebensklug, belesen und wortgewandt wie nur wenige neben ihm, er hat auch einen Humor, der seinesgleichen sucht. Der Mann ist auf dem Buchmarkt, der immer wieder so viele Fragwürdigkeiten hervorbringt, Gold wert.
|Taschenbuch: 288 Seiten
Originaltitel: La Vampa d’Agosto
aus dem Italienischen von Moshe Khan
Besprochene Auflage: 2. Auflage, Juli 2010
ISBN-13: 978-3404164547|
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