Elfen oder in Tolkiens Vokabular Elben gibt es als Fabelwesen in fast jeder Mythologie. Die Autoren beschreiben die Elfen als feingliedrige, zerbrechliche und schöne Geschöpfe, die nahezu unsterblich sind. Geheimnisvolle Ausstrahlung und magische Fähigkeiten werden diesen Wesen immer zugesprochen.
Sie lieben den Frieden und leben meist im Einklang mit der Natur; in verschiedenen Romanen und Erzählungen der Moderne besteht eine Erzfeindschaft mit den unterirdisch existierenden Zwergen, die immer rauflustig und aggressiv wirken. Aber auch diese Fantasy-Elfen können im Kampf gefährliche, außerordentlich gute Kämpfer stellen.
Bekannte und immer wiederkehrende Details wie diese finden sich auch im Jugendroman „Ravenhill – Das Vermächtnis der Elfen“ der norwegischen Autorin Sissel Chapman, der nun im |Arena|-Verlag erschienen ist.
_Inhalt_
Ravenhill. Das Land wird bedeckt von einer bedrückenden Kälte. Schnee und Eis liegen wie ein Grabtuch über dem Land und machen es zu einer Insel, eingeschlossen durch das treibende Eis auf dem Fjord. Völlig isoliert und verzweifelt stehen die Menschen vor der Wahl, zu sterben oder aber in die Tiefen des Rabenberges hinabzusteigen, um dort ein Artefakt zu suchen und dem Land Licht und Leben zurückzugeben.
In den Tiefen dieses Berges soll es einen Sonnenstein geben, den die Dunkelelfen in die Finsternis gestoßen haben. Nur ein Feuermeister mit besonderen Gaben kann diesen Stein bergen und aktivieren. Der junge Jarlssohn Bendik erkennt aber, dass Lilja die Königstocher der Feuermeister ist. Doch das junge Mädchen hat eigene Probleme und ist auf der Flucht vor Männern, die sie mitsamt ihrem vor kurzem verstorbenen Vater opfern wollen.
Unter dem Eindruck dieser unruhigen Vorkommnisse flüchten Bendik und Lilja in die Wildnis. Doch auch hier besteht Lebensgefahr, denn die Dunkelelfen lauern ihnen auf und entführen das Mädchen. Aber Bendik, zwischen Verzweiflung und Mut zerrissen, lässt sich nicht ohne Weiteres abschütteln und folgt Lilja und den Elfen hinab in die Dunkelheit des Rabenberges. Dort trifft er auch einen jungen Drachen namens Skimre, der ihm helfen wird, denn er weiß um die Gefahren, die sich ihm vielleicht entgegenstellen könnten: Riesen, Trolle, Zwerge und nicht zuletzt die Dunkelelfen selbst. Trotz aller Gefahren sieht Bendik ein, dass die letzte Chance darin besteht, den Sonnenstein wiederzubeschaffen, um das Land retten zu können …
_Kritik_
Die norwegische Autorin Sissel Chipman bedient sich reichlich bei Figurenzeichnungen von Autorenkollegen, selbst ein Drache als Begleiter spielt auch hier wieder eine tragende Rolle. Von nordischen Märchen inspiriert, hält sie sich jedoch gerne an die Sagen aus ihrer Region. Vieles erkennt man wieder, wenn man sich ein wenig auskennt in den nordischen Legenden.
Chipmans Geschöpfe sind nicht unbedingt ehrenvolle, immer friedliche und schöne Wesen, gerade die Elfen sind nicht unbedingt märchengerecht. Auch die Gefahren, die sich unseren Helden in den Weg stellen, sind nicht von Pappe, doch die Autorin versteht es, Grausamkeiten in ihrer Geschichte geschickt zu umschreiben. Sofern es in der Handlung zu heftigen Auseinandersetzungen kommt, blendet sie diese Details kurzerhand aus.
In ihrer eigenen phantastischen Welt geht es primär um die Erfahrungen und die persönliche Charakterentwicklungen ihrer Hauptpersonen Bendik und des Drachen Skimre. Auf ihrem beschwerlichen Weg lernen die beiden jeweils die andere Spezies kennen und lieben, befreien sich von Vorurteilen und lernen, gemeinsam Hand in Hand zu arbeiten. Mit wirklich wenigen Beschreibungen gelingt es Chipman, dabei eine geheimnisvolle, mystische Atmosphäre zu erschaffen. Besonders jugendlichen Lesern wird das Abenteuer vor dieser phantastischen Kulisse gefallen, gerade weil der Drache im Verlauf der Handlung immer mehr an Wichtigkeit gewinnt.
_Fazit_
„Ravenhill – Das Vermächtnis der Elfen“ ist vor allem für Jugendliche geschrieben. Die Handlung ist nicht unbedingt vielschichtig, sondern erklärt einfach und knapp, was dem erwachsenen Leser ein wenig lückenhaft erscheinen mag. Wer sich mit der nordischen Sagenwelt ein wenig auskennt, wird diesen Roman aber ebenso zu schätzen wissen, denn aus diesem Kulturkreis wird einiges vermittelt. „Ravenhill“ ist ein frischer Roman, der mehrheitlich für die junge Leserschaft verfasst wurde; besonders für Kinder und Jugendliche, die sich mit der Welt der Fantasy gerade anfreunden, ist dieses Werk ein wahrer Schatz.
_Die Autorin_
Sissel Chipman, geboren 1965, wuchs auf der norwegischen Insel Notteroy auf. Bevor sie für vier Jahre nach Kanada auswanderte, arbeitete sie mit Pferden. Heute ist sie verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren Töchtern wieder in Norwegen.
http://www.arena-verlag.de