Martin Compart – G-man Jerry Cotton. Sachbuch mit Bonusmaterial

Sammlerstück und Einstiegsdroge: Jerry Cotton deluxe

Kürzlich (2009/10) kam der neue „Jerry Cotton“-Film als Komödie in die deutschen Kinos, verfilmt mit Christian Tramitz und Christian Ulmen. Offenbar ist der G-Man des FBI inzwischen Kult und mit seinem roten Jaguar XKE zu einer Pop-Ikone geworden. Wie sonst wäre dieses Motiv als Centerfold des neuen Sachbuches über Cotton zu erklären? Solche „Ehre“ widerfährt nur Pin-up-Motiven – weil man sie ja an die Wand pinnt. Das vorliegende Sachbuch ist das erste seiner Art, verfasst von einem deutschen „Krimi-Papst“.

Die limitierte Sonderauflage enthält neben dem Centerfold auch einen Heftchenroman aus dem Jahr 1965/66 – als Anschauungsunterricht für Einsteiger sowie als Bonusmaterial für Sammler.

Der Autor

Martin Compart gilt als „Deutschlands Krimi-Papst“ (Focus). 1954 in Witten/Ruhr geboren, schrieb Compart für Comixene und ScienceFiction Times. Er studierte Politikwissenschaften, gründete die AG Kriminalliteratur, wurde 1982 Herausgeber der gelben Ullstein-Krimis und konzipierte die Reihen Populäre Kultur und Ullstein-Abenteuer. Ab 1996 entwickelte Compart für Bastei-Lübbe das kriminalliterarische Segment (u. a. die Schwarze Serie).

Als erster Deutscher wurde er Präsidiumsmitglied des Weltverbandes der Kriminalschriftsteller; er schrieb für den Spiegel, Esquire, taz, Musik-Express, TV-Spielfilm und die Funk-Korrespondenz und gilt als einer der härtesten Kritiker überhaupt. 1994 erhielt er den 1. Preis des SAT.1-Drehbuchwettbewerbes, 1996 den Preis „Das Skript“ der Taunus-Film. Seit 1999 ist Compart Herausgeber der Kriminalliteraturreihe DuMont Noir und arbeitet an diversen eigenen Fernseh- und Buchprojekten.

Inhalt

Der Autor versteht sein Buch „Eine Hommage an den erfolgreichsten Krimihelden der Welt“, von einem „kritischen Fan“. Das klingt zunächst, als würde der Autor seinen Mund etwas zu voll nehmen, aber vielleicht kann er diesen Anspruch ja belegen.

Zunächst einmal macht er klar, dass Deutschland, im Unterschied zu den USA, nicht gerade reich mit Pop-Mythen gesegnet ist. Wir haben Loriot, Karl Mays Winnetou, Perry Rhodan, die Raumpatrouille Orion, Heimat- und Edgar-Wallace-Filme, manche davon sind epigonale Nachahmungen angelsächsischer Vorbilder. „Aber wir haben Jerry Cotton – kein billiger Abklatsch, sondern sein eigenes Genre.“

Wie Verlagsleiter Stefan Lübbe erklärt, hat Jerry Cotton bis heute in Heft und Taschenbuch mehr als 3000 Abenteuer bestanden, die Romane wurden in 14 Sprachen übersetzt und die Gesamtauflage erreicht fast eine Milliarde – „aneinander gelegt, wäre das die halbe Strecke bis zum Mond“.

Wer ist dieser „Jeremias Baumwolle“ überhaupt?

Vor beinahe 60 Jahren, genauer gesagt 1953, erfand ein fleißiger Autor mit dem schönen deutschen Namen Delfried Kaufmann einen Helden, den es bis dahin noch nicht gegeben hatte, der aber ob seines Erfolges fleißig kopiert wurde: ein FBI-Agent, der das Böse in jeder Gestalt bekämpft. Aus dem Dörfchen Hapers Village stammend, begibt sich der zu Höherem berufen fühlende Jerry in die Großstadt, wo er sich alsbald seiner 54 Dollar Reisegeld entledigt sieht. Er wird Türsteher vor der Bar eines mit der Mafia verbandelten Besitzers – bis eines Tages ihm die Razzia der Bundespolizei ihm die Augen öffnet und sich der Agent Phil Decker sich seiner annimmt.

Phil ist ein wenig belesener und gebildeter als das Landei Jerry, aber nach einer entsprechenden Ausbildung findet jerry Gnade vor seinem Boss, Mr. High, dem Übervater. Er wird eingestellt und trifft fortan Phil jeden Morgen „an ihrer Ecke“, vermutlich in Manhattan oder in Brooklyn – kurz vor dem ersten Auftrag des Tages. Und als er ein wenig Taschengeld hat, kauft sich Jerry von allen möglichen und unmöglichen Autos ausgerechnet einen knallroten Jaguar E-Type, des Sexsymbol unter den Sportwagen. Fertig ist der Frauenheld. Später kommen noch einige Agentenkollegen weiblichen und männlichen Geschlechts hinzu, weitere Schauplätze außerhalb New York Citys – und jede Menge Bösewichter, die es einzubuchten gilt.

Woher rührt der Erfolg?

Deutschland hungerte, das Wirtschaftswunder ließ noch ein wenig auf sich warten, die Alliierten saßen überall, hatten gerade den Marshallplan in Gang gesetzt und 1949 erste Presse- und Verlagsfreiheit gewährt, so dass 1949 die Republik gegründet werden konnte. 1953 gab es noch nicht mal wieder eine Bundeswehr. Amerika war das Land der Träume und Verheißung, und alles, was den grauen Alltag versüßte, kam von dort: Coca-Cola, Cadbury-Schokolade, Herschey Bars, Kellog’s Cornflakes, Nylonstrümpfe, Western und Kriminalfilme – und vieles mehr.

Jerry war der gute Amerikaner, der gute Cop, und natürlich ein Government Man, ein G-Man, der den Schurken Angst und Schrecken einjagte und so für Ordnung sorgte. Etwas, was man wohl im Adenauer-Deutschland vermisste. Das FBI, das in den Heftchen und Taschenbüchern geschildert wurde, war nur das Symbol für die Bundespolizei des Oberschnüfflers J. Edgar Hoovers, und hier konnte sich Jerry, der Deutsche in USA, einbringen. Natürlich mit deutschen Tugenden wie Pflichtbewusstsein, Fleiß, Ehrlichkeit und vor allem treuer Freundschaft. Er achtet auf Gehorsam und Anstand, lässt sich anfangs nie mit Frauen ein, die er erst in den sechziger Jahren näher kennenlernen darf. Er ist nie verheiratet, was vielleicht den mit 30 Prozent immer noch hohen Anteil weiblicher Leser an seinem Publikum erklärt.

Michael Peinkofer, mittlerweile ein erfolgreicher Fantasy-Schriftsteller, ist ebenso Jerry-Cotton-Autor wie viele andere klingende Namen. Sie alle werden nie auf dem Titel genannt, denn sonst würde ein zentrales Merkmal wegfallen: Jerry Cotton erzählt immer in der Ich-Form und gibt vor, einen echten Fall zu berichten, den er erlebt hat. Dadurch fällt es ihm leicht, seine eigenen Charaktereigenschaften zu verbergen, verrät aber die in einer Ära jeweils politisch korrekte Gedanken, Empfindungen und Werturteile über die Schurken, die ihm begegnen. Er ist wie Phil Decker eine Projektionsfläche für die Wünsche der Leser und Leserinnen – und er erfüllt sie stets auf spannendem unterhaltsame Weise.

Interview mit einem G-Man

Der Autor führt ein fiktives Interview mit Jerry und bringt diesen (fast) zur Weißglut, indem er fiese Unterstellungen macht und unfaire Fragen nach Jerry Privatleben stellt – aber immer gegründet auf realen Angaben in bestimmten Bänden. Jerry gesteht: „An dem Tod von Pamela Westlake bin ich damals fast zerbrochen.“ Seltene Einblicke …

Zahlen

Nach einem Überblick über die zahlreichen Kollegen Jerrys, die er im Laufe von fast 60 Jahre gehabt hat, und zu seinem Chef Mr. High sowie Phil Decker folgt ein chronologischer Überblick. Die Reihe entwickelte sich ab dem ersten ersten Band, der 1954 in Güstav Lübbes Verlag erschien, rasch zu einer eigenständigen Heftchen- (1956) und später Taschenbuchreihe (1963): „1962 werden wöchentlich etwa 130.000 COTTON-Hefte gedruckt.“ 1965 hat Jerry wöchentlich 2,4 Mio. Leser in der BRD. Die Nummer 2500 erscheint im Mai 2005.

Theorien

Dieser riesige Erfolg blieb nicht ohne Kritiker und Neider. In dem Kapitel „Der Groschenroman – Zur Geschichte der deutschen Unterhaltungskultur“ breitet der Autor vor uns ein Panorama des Groschenromans vom 18. Jahrhundert bis heute aus. Schon seit 1799 hagelt es Kritik an den als „moralisch verdorben“ angeprangerten Figuren und ihren Handlungsweisen. Aber zugleich spiegelten die Romane die Wünsche und Sehnsüchte ihrer Leserschaft wider. In Millionenauflagen verbreiteten sich so mitunter wahre Begebenheiten in trivialliterarischer Form unter den weniger Privilegierten und Gebildeten, meist eingepackt in Umschläge voller Reklame.

Compart weist die politische Kritik ebenso in ihre Schranken wie die ästhetische Literaturkritik – beiden qualifizieren den Groschenroman als unter ihrer Würde ab. „Kein Wunder, dass heute die Akademien nichts über Jerry Cotton & Co. wissen“, ätzt der Autor, „und daher auf das Wissen der Sammler angewiesen sind, um das Phänomen überhaupt untersuchen zu können.“

Die Entwicklungsgeschichte der Reihe

Eines der für den Sammler (und an ihn richtet sich dieses Buch ja in erster Linie!) wichtigsten Kapitel ist zweifellos „Ich gegen die Zeit – Zur Entwicklungsgeschichte der COTTON-Reihe“. Angefangen vom ersten Delfried-Kaufmann-Roman schildert das reich mit relevanten Titelseiten illustrierte Kapitel , wie die Reihe ihre Markenzeichen herausbildete, so etwa die markigen Untertitel. Wenn der Titel lautet „Der Teufel locht das Höllenticket“, dann klingt der Untertitel noch reißerischer: „Ein Kriminalroman, explosiv wie Dynamit“. Seit Band 2496 gibt es keine Untertitel mehr – was den Kult unter den Sammlern noch bestärkt.

Das Kapitel zeichnet die vier Phasen der Entwicklung nach: 1) Vom Beginn zum Erfolg; 2) Konsolidierung; 3) Veränderung; 4) Der Kampf mit anderen Medien. Nicht nur auf der verlegerischen Seite veränderte sich vieles, sondern auch auf der kreativen und inhaltlichen Seite. Dies alles aufzuzählen, würde zu weit führen. Aber Jerry und seine Kollegen waren und sind stets auf der Höhe der Zeit. Deshalb wird es die Serie noch eine ganze Weile geben.

Die Autoren

Nach einem Exkurs über das Kultauto Jaguar E-Type bzw. XKE bzw. XKR und die jeweilige Dienstwaffe des G-Man‘ folgt ein weiteres wichtiges Kapitel für den Sammler: „Jerry Ghostwriter – Die Autoren“. Wie schon erwähnt, zählt auch Michael Peinkofer zum Stall der COTTON-Autoren. Einer der Autoren (Höber) wollte seinen Namen jedoch endlich auf dem Titel sehen und strengte einen Prozess an, nicht ohne finanzielle Hintergedanken. Hätte er ihn gewonnen, so Compart, wäre dies das Todesurteil für die Reihe gewesen. Nun, soweit ist es nicht gekommen. Aber es ist spannend zu lesen, welche Gedanken sich die Autoren zu ihrem Helden machen. Mehr dazu im Schluss-Interview mit Delfried Kaufmann. Auch über Hommagen und Zyklen ist hier mehr zu erfahren.

Jerry vor dem Kadi

Es gibt nur einen einzigen Mann, der absolut jeden COTTON-Roman gelesen hat: Der Mann, der als Rechtsberater der Serie als Filter dient, bevor der neueste Roman der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften vorgelegt wird. Welche Gefahr eine Indizierung durch diese Zensurbehörde für den wirtschaftlichen Erfolg darstellte, kann man sich heute und v. a. als Laie kaum vorstellen. Aber wenn eine Reihe mehr als zwei- oder dreimal indiziert wurde, erlitt sie das schlimmste Schicksal überhaupt: „Dauerindizierung“. Nach diesem einen Jahr „Kerkerhaft“ war diese Reihe so gut wie tot. Kein Wunder also, dass der Lübbe-Verlag alles unternahm, um so ein Malheur zu vermeiden. Davon berichtet dieses kuriose Kapitel.

3x „K“: Kunst, Kritik, Kalbitz

Nach Kapiteln über Jerry in der Kunst und bei den Kritikern sowie über „die dunkle Seite des FBI“ folgt ein weiteres umfangreiches Sammler-Kapitel: „Der G-Man von Bieber“. Gemeint ist Herbert Kalbitz, der Vorsitzende des Jerry Cotton Club Deutschland. Kalbitz und seine Sammlung lieferten Compart die nötigen Details, um dieses Reihen-Porträt überhaupt trag- und kritikfähig sowie akkurat zu machen. Ohne diese Fakten würde dieses Buch einer Untersuchung durch einen Fan keine zwei Minuten standhalten.

Außerdem gibt es hier die ultimative Jagd- und Sammelliste für den Fan: die seltensten und teuersten Preziosen unter den Heften (bis 450 Euro pro Stück), Hardcover-Sonderausgaben (bis 400 Euro) und BRAVO-Ausgaben (bis 300 Euro).

Auf zur Zielgeraden: die Filme

Zwischen 1965 und 1969 entstanden acht „Jerry Cotton“-Filme, vier schwarzweiße, vier farbige. Die Titelrolle spielte George Nader, seinen Freund Phil Decker verkörperte der offenbar gehbehinderte Heinz Weiss, der später als Traumschiff-Kapitän seine Karriere beschloss, die er mit dem Heimkehrer-Drama „So weit die Füße tragen“ begonnen hatte. Nader war offenbar stets ein Hardcore-Fan der Reihe, obwohl er bei den Dreharbeiten beinahe draufging.

Der erste Film „Schüsse aus dem Geigenkasten“ war auch der erfolgreichste. Drehbuchschreiber Herbert Reinecker, bekannt für TATORT- und DERRICK-Folgen, hielt sich nicht an irgendwelche Vorlagen, sondern schrieb eigenständig. Mit insgesamt 34 Mio. DM Einspielergebnis und 13 Mio. Kinobesuchern kann man die Filme als Erfolg bezeichnen.

Aktuell: „Jerry Cotton 2010“

Dieses Kapitel über den neuen Film mit Christian Tramitz in der Titelrolle und Christian Ulmen als Phil Decker ist der eigentliche Grund für die Neuauflage dieses Buches. Verbrecherfotos stellen vor:

Das DUO INFERNALE
Die HINTGERMANNSCHAFT
Der CHEF
Die ANKLÄGERIN
Das CORPUS DELICTI (lies: die LEICHE)
Die GANGSTER
Die ZWIELICHTIGE (Monica Cruz, Schwester von Penelope)
Ein paar Filmfotos und Statements folgen leider keine weitere Inhalte zum Film.

Das Interview mit dem Erfinder

Aber dafür folgt ein ausführliches Interview mit Autor Delfried Kaufmann, Schauspieler Christian Tramitz und dem Regisseur & Drehbuchautor-Duo Cyrill Boss & Phlipp Stennert. Es wird durch Fotos aufgelockert. Mit elf Seiten gehört das Interview zu den längsten Beiträgen dieses Buches überhaupt. Alle Inhalte sind interessant, vor allem für den Sammler, aber auch für Kulturwissenschaftler. Kaufmann erzählt u. a., warum und wofür er diesen speziellen Helden schuf.

Anhang und Bonus

Den Abschluss bilden eine Bibliografie, ein Bildnachweis und eine Danksagung. Doch dieses Porträt wäre nicht vollständig, wenn ich nicht das Bonusmaterial erwähnen würde: das echte COTTON-Heft „Süße Bienen, blaue Bohnen“ (Untertitel: „Einen G-Man sticht man nicht“) aus dem Jahr 1965/66 (es gab damals einen Abdruck in der Jugendzeitschrift BRAVO, daher weiß ich das. Ein weiteres Extra ist natürlich das Centerfold in der Mitte des Buches. Es zeigt, wie könnte es anders sein, den Helden mit seiner Dauergeliebten, dem knallroten Jaguar E-Type!

Unterm Strich

Dieses Buch ist offensichtlich für Fans und Sammler und solche, die es werden sollen, gedacht. Durch das beigefügte „Cotton“-Heft von anno Asbach, das Centerfold, das Kapitel über Sammler und Preziosen, aber vor allem durch die zwei Kapitel über den neuen Film bietet sich das Buch förmlich als künftiges Sammlerstück an. Wenn nicht als Ergänzung einer Sammlung, so doch zumindest als Startpunkt einer solchen.

Das Buch ist nämlich der entscheidende Faktor dessen, was Marketingfachleute als „Konversion“ bezeichnen: die Überführung eines Interessenten zu einem Käufer – hier wäre es die eines Kinobesuchers zu einem „Cotton“-Sammler, was aufs Gleiche rauskommt. Und je mehr Leute dieser Strategie folgen, desto höher ist die „Konversionsquote“, freut sich der Fachmann. Natürlich gibt es noch viele weitere Medien, um dieser „Bekehrung“ auf die Sprünge zu helfen: Webseiten, Gewinnspiele, Fanartikel, you name it.

Die Generation, die hier eingefangen werden soll, ist wohl nicht die der eh schon erreichten Sammler, die allesamt über fünfzig Jahre alt sein dürften, sondern vielmehr die junge Generation, die Schauspieler wie Tramitz und Ulmen irgendwie (noch) witzig findet, weil sie „Schuh des Manitu“ witzig fand. Das Buch wird also diesen leicht beeinflussbaren Zuschauern als Einstiegsdroge gereicht. Aber ist das wirklich alles?

Natürlich nicht. Martin Compart ist ein Autor mit einem beeindruckenden Kenntnisreichtum und Erfahrungsschatz, was Kriminalliteratur anbelangt. Und auch hier stellt er glaubwürdig sein Wissen unter Beweis, natürlich mit Dank an seine Quellen. Ich würde ihn nicht als Krimi-Papst bezeichnen, aber was er dieser Neubearbeitung seines Buches vorlegt, verdient Beachtung.

In einer Handvoll großer Kapitel schlägt er den weiten Bogen über die Entwicklung der „Cotton“-Reihe zu einem rein deutschen Kulturphänomen über den Hintergrund des Groschenromans bis zu den Filmen und Sammlern. Die Krönung bildet das aktuelle, ziemlich umfangreiche Interview mit dem Schöpfer der Hauptfigur und den drei Filmschaffenden der Neuverfilmung.

Um diese Materialfülle den Leser nicht erschlagen zu lassen, sind ständig kleine und kleinste Kapitelchen zwischengeschaltet, sei es über die Zensur, die Kritik oder das FBI, seien es auch nur Grafikseiten voller „Gadgets“, die nur Sammler brauchen. Auf diese Weise gelang es mir, das Buch in nur zwei Tagen zu lesen, und ich bin sicher, dass andere, nicht so häufig abgelenkte Leser die Lektüre sogar an einem Abend schaffen würden.

Dieses Buch fällt teils in die Rubrik Devotionalienhandel, teils in den der Dokumentation. In jedem Fall führt das Fehlen einer gültigen Gegenposition, die Sinn und Zweck des Groschenromans infragestellt, zu einem deutlichen Ungleichgewicht in der Darstellung. Letzten Endes läuft es auf eine Apologie des Bestehenden hinaus, was auch sonst?

Ich gebe es gleich zu: Ich wurde jedenfalls nicht bekehrt, denn ich bin bereits Konvertit. Mein Herz gehört der klassischen SF, und da rüttelt auch kein Jeremias Baumwolle mehr daran. Anderen Lesern mag es anders ergehen, und sie seien gewarnt: 3000 Hefte und Taschenbücher warten darauf verschlungen zu werden.

Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
ISBN-13: 978-3785724002

www.luebbe.de

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