Connelly, Michael – Die Rückkehr des Poeten

_Nasser Showdown mit dem Serienkiller_

Die geschasste FBI-Agentin Rackel Walling, strafversetzt nach South Dakota, bekommt schließlich den Anruf, den sie all die Jahre gefürchtet hat: Der Poet ist wieder aufgetaucht, jener psychopathische Serienkiller, bei dessen Verfolgung sich das FBI bis auf die Knochen blamierte – Robert Backus war nämlich selbst beim FBI. Und Rachel musste es ausbaden. Und jetzt ruft er sie mit einem Trick in die Mojave-Wüste zwischen Kalifornien und Nevada. Dort wartet ein Massengrab auf sie …

Auch der frühere LAPD-Inspektor Harry Bosch bekommt einen Anruf – von der Witwe seines alten Freundes Terry McCaleb (aus „Blood Work“, s.u.). Sie glaubt, dass der Tod des pensionierten FBI-Agenten kein Zufall war, sondern Mord, und verpflichtet Bosch, McCalebs Vermächtnis zu schützen. Bei der Untersuchung der Akten von Kriminalfällen, mit denen sich McCaleb zuletzt beschäftigte, stößt er auf eine Spur, die in die Mojave-Wüste führt. Er hofft, ein Boot zu finden, stattdessen stößt er auf eine gigantische FBI-Operation – und auf seine frühere Bekannte Rachel Walling.

_Der Autor_

Michael Connelly war jahrelang Gerichtsreporter in Los Angeles und lernte das Polizeigewerbe von außen kennen. Bekannt wurde er mit seinen Romanen um die Gesetzeshüter Harry Bosch und Terry McCaleb, zuletzt besonders aufgrund der Verfilmung von „Das zweite Herz / Bloodwork“ durch Clint Eastwood.

Zuletzt erschienen die Romane „Kein Engel so rein“ (City of Bones, 2002), „Unbekannt verzogen“ (Chasing the dime) , „Letzte Warnung“ (Lost light) und „Die Rückkehr des Poeten“ (The Narrows). Connelly lebt in Florida.

Weitere wichtige Romane sind „Schwarze Engel“ (1998); „Der Poet“ (1996) und „Schwarzes Echo“ (1991).

_Handlung_

Harry Bosch ist inzwischen ein staatlich lizenzierter Privatermittler – und stolzer Vater einer fünfjährigen Tochter namens Madeline. Dass er von Eleanor Wish ein Kind hat, teilte sie ihm erst vor einem Jahr mit. Ziemlich überraschend für den einsamen Wolf, der von Eleanor geschieden ist. Um die kleine Maddie zu sehen, fährt er mehrmals in der Woche nach Las Vegas, wo ihre Mutter als Profi-Pokerspielerin arbeitet. Daher hat er in der Stadt der Sünde die besten Kontakte und kennt jedes Casino.

Vor Jahren hat auch Harry Bosch an den Ermittlungen und der Jagd auf den „Poeten“ teilgenommen, jenen Serienkiller, der seinen Opfern Verse von Edgar Allan Poe als Abschiedsbrief diktierte, bevor er sie umbrachte. Das FBI bekleckerte sich dabei nicht gerade mit Ruhm, denn es stellte sich heraus, dass der Serienmörder aus seinen eigenen Reihen stammte – und unentdeckt eigene Leute ausbildete. Harrys Freund Terry McCaleb gehörte ebenso zu den Schülern wie die Agentin Rachel Walling. Nachdem Rachel auf den Mörder geschossen hatte, verschwand dieser auf rätselhafte Weise, nur um Jahre später später in Amsterdam aufzutauchen. Sie wurde geschasst und nach North und South Dakota strafversetzt, wo die Indianer den Büffeln gute Nacht sagen.

Harry bekommt einen Anruf von Graciela, der Witwe von Terry McCaleb. Ihr Mann starb auf hoher See auf seinem letzten Törn, den er mit einem zahlenden Passagier und seinem Assistenten Buddy Lockbridge unternahm. Terry brach am Steuerrad zusammen. Wie Graciela herausgefunden hat, nahm er zwar seit seiner Herzverpflanzung die richtigen Medikamente, aber sie waren ausgetauscht worden, so dass es nur so aussah, als nähme er die echten Pillen. Sie glaubt, es sei Mord gewesen. Er soll den Täter finden.

Weil er Graciela und Terry verpflichtet ist, übernimmt Harry den Auftrag, ohne Bezahlung. Schon bald stößt er in McCalebs Computer auf mysteriöse Fotos, die erstens einen Mann namens Jordan Shandy zeigen, den McCalebs ohne dessen Wissen auf seinem Boot fotografierte, und zweitens Fotos, die Graciela und ihre Kinder in einer Einkaufspassage zeigen – aufgenommen von eben jenem Jordan Shandy! Hatte McCaleb Angst um seine Familie, wurde er erpresst? Und warum ist das GPS-Navigationsgerät seit jenem Februar 2004 verschwunden? McCaleb starb am 31. März – was unternahm er in der Zwischenzeit? Ein Foto und eine Eintragung in McCalebs Straßenatlas führen Harry in die Mojave-Wüste.

Auch Rachel Walling wird von der Vergangenheit eingeholt. Die FBI-Agenten haben ein GPS-Gerät erhalten, auf dem eine Position in der Mojave-Wüste gespeichert ist. An dieser Position, die mit Zzyzx Road bezeichnet ist, sind die Leichen von bislang acht Menschen gefunden worden. Mehrere Hinweise lassen den Schluss zu, dass es sich um Opfer des „Poeten“ handelt. Deshalb wird Rachel als „Beobachterin“ und „Zeugin“ zugelassen. Sie ahnt nicht, dass der Poet sie die ganze Reise über begleitet – er hat einen ausgetüftelten Plan, in dem sie die Hauptrolle spielen soll.

Aber der Poet wird ebenso wie Rachel und das FBI von der Ankunft Harry Boschs an der Zzyzx Road überrascht. Gibt es ein Sicherheitsleck? Der leitende Agent Alpert ist sehr besorgt deswegen, denn bislang ist noch nichts über die Leichenfunde an die Öffentlichkeit durchgesickert. Man will sich nicht schon wieder blamieren, denn der Poet ist für tot erklärt worden. Es wäre nicht gut für das Image des FBI, wenn er nun wieder aus der Versenkung auftauchen würde.

Der Versuch, Harry kleinzukriegen und alle Beweise herausrücken zu lassen, ist natürlich zum Scheitern verurteilt. Aber man wird natürlich McCalebs Boot und Haus durchsuchen. Harry erhält von Graciela, seiner Klientin, die Erlaubnis, den Agenten von seinem Auftrag zu erzählen, aber bevor er das tut, lässt er von Buddy erst einmal die Beweise in Sicherheit und nach Las Vegas bringen. Bosch hat nicht die Absicht, sich von den Feds auszubooten zu lassen.

In Las Vegas trifft er nicht nur Eleanor und sein Töchterlein, sondern auch Rachel Walling wieder. Sie soll eigentlich ihn beobachten, doch für sie ist er der Einzige, der diesen Fall weiterbringen kann. Nachdem sie eine Übereinkunft erzielt haben, nimmt er sie am nächsten Morgen auf eine Erkundungsfahrt in das sündige Wüstenkaff Clear mit. Dort wartet schon eine Nachricht des Poeten auf Rachel.

Zu welchem Zweck hat der Poet die beiden Ermittler zusammengeführt?

_Mein Eindruck_

Je nachdem, welche Hauptfigur – Harry oder Rachel oder der Poet – gerade im Mittelpunkt steht, wird die Geschichte aus dem Blickwinkel des Ich- (Harry) oder Er- bzw. Sie-Erzählers dargestellt. Das sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern auch für die sofortige Identifikation von Harry Bosch. Sobald das Pronomen „ich“ fällt, weiß der Leser, dass er nun mit Harrys Augen sieht. Und das Geschehen in und um Bosch hat immer was Neues und Interessantes zu bieten: seien es neue Erkenntnisse, oder eine Sexszene mit „Mitgladiatorin“ Rachel Walling oder die ausgewachsene Sprengstoffexplosion eines präparierten Wohnwagens. Ganz besonders mochte ich die Szenen, die Harry am Bett seines schlafenden Töchterchens zeigen.

|Aus einem Guss|

Was nach einer Weile – sagen wir mal, nach der Hälfte des Buches – auffällt, ist die traumwandlerische Sicherheit, mit der sich das aus einem Guss erzählte Geschehen zu zwei Höhepunkten zuspitzt. Obwohl vom Poeten noch weit und breit noch nichts zusehen ist, steigt dennoch die Spannung, als sich Rachel und Bosch in dem uramerikanischen Billig-Bordell von Clear, Nevada, einfinden und sich urplötzlich eine Botschaft des gejagten Killers findet. Das ist erst der Auftakt zu einem frühen ersten Höhepunkt. Das richtige Finale kommt natürlich erst am Schluss und ist ganz schön lang, aber umso fesselnder.

Offensichtlich hatte der Autor eine sehr deutliche Vorstellung von dem, was er erzählen wollte. Ich hatte nicht wie in „Das Comeback“, dem Bosch-Roman zwischen „Der Poet“ und „Blood Work“, das Gefühl, dass sich gleich wieder eine Falltür im Boden der Ermittlungen öffnet, die dem Fall eine überraschende Wendung verleiht. Nein, vielmehr war es schon fast beruhigend mitzuerleben, wie Bosch zielstrebig die Spur des Poeten fand und verfolgte. Er musste nur noch Rachel mitnehmen, und sie bilden das perfekte Ermittlerpaar.

|Das dynamische Duo|

… hat sowohl Gemeinsamkeiten als auch gravierende Unterschiede. Diese Spannung trägt ganz erheblich zum Unterhaltungswert des Romans bei. Dabei ist Rachel nicht einmal die schlimmste FBI-Agentin, die in der Geschichte herumläuft. Ihr Boss Alpert ist ein auf seinen arroganten Hintern aufpassender Politiker statt ein Ermittler, und seine untergeordneten Kollegen sind lediglich Zuarbeiter und Speichellecker. Rachel hat jedoch einen eigenen Kopf und greift liebend gerne Boschs unkonventionelle Ideen auf. Damit setzt sie sich der Gefahr des erneuten Geschasstwerdens aus – aber hey, was könnte schlimmer sein als ein Posten in North Dakota?

Doch FBI bleibt FBI – die geistige Unkultur dieses Systems kann auch Rachel nicht abschütteln, und das wird am deutlichsten in der Szene, als sie in Clear Ermittlungen im Bordell anstellen soll. Allein schon das Vorzeigen ihrer Dienstmarke trägt viel dazu bei, den Mund der befragten „Damen“ fest zu verschließen. Sie muss unverrichteter Dinge wieder abziehen. Dann versucht es Bosch auf seine eigene unnachahmliche Art. Allerdings hat er als Privatermittler a) keine Dienstmarke, b) keine Vorschriften zu beachten und c) keinen Arbeitsplatz zu verlieren. Dennoch kommt er zwar weit, aber auch in Schwierigkeiten. Als zwei Schlägertypen ihn in die Mangel nehmen, muss Rachel ihn raushauen. Das ist von nun an die Teamarbeit der beiden „Gladiatoren“. Das ist sehr zufrieden stellend zu lesen, denn hierbei kommt der ironische Humor nicht zu kurz.

|Der Poet|

So mancher Leser, der den umfangreichen Roman „Der Poet“ (noch) nicht kennt, dürfte sich zu Beginn des Romans „Die Rückkehr des Poeten“ bzw. „The Narrows“ fragen, worin denn nun die Gefährlichkeit dieses Mörders besteht. Die eine Bedrohung ist ziemlich offensichtlich. Nicht umsonst findet das FBI an der Zzyzx Road acht Leichen – der Killer ist ein durchgeknallter Psychopath mit einer Schwäche für Edgar Allan Poes Gedichte.

Doch das muss das FBI ja nicht so nervös machen, wie es sich an der Zzyzx Road aufführt. Nein, es ist vielmehr die Tatsache, dass Der Poet, also Robert Backus, ein Mann aus den Reihen des FBIs ist und offenbar nun einen Plan in die Tat umsetzt, der seinen früheren Arbeitgeber auf das Gründlichste bloßstellen soll. Dazu braucht er jedoch die Hilfe von Rachel Walling. Mit Bosch hat Backus nicht gerechnet, und mit Harrys Auftauchen steigt der Adrenalinspiegel des Poeten ganz erheblich. Das macht das Spiel für ihn aber nur prickelnder.

|Perfider Plan|

Backus spielt geschickt mit dem Druck, unter dem der FBI-Chef steht. Der Chef kann die acht Leichen in der Wüste nicht mehr verschweigen, denn schon in einer Zeitung in Vegas wurde von sechs vermissten Männern berichtet. Und das Auftauchen Boschs am Tatort ist nicht dazu angetan, die FBI-Führung zu beruhigen. Bosch könnte einiges erzählen, denn man hat keinerlei Handhabe gegen ihn. Und noch eine Blamage wie damals am Ende der Hetzjagd auf den Poeten kann sich das FBI nicht leisten. Also muss die Öffentlichkeit unterrichtet werden, dass der Poet möglicherweise (oder auch nicht) wieder aufgetaucht ist, bevor es jemand anderer tut.

Doch der Zeitpunkt der FBI-Pressekonferenz erweist sich als von entscheidender Bedeutung für den Poeten-Plan und den Verlauf der Ereignisse. Zunächst täuscht der Poet in Clear seinen eigenen Tod vor – dafür sorgt eine gewaltige Wohnwagenexplosion, der Rachel und Harry um ein Haar zum Opfer fallen. Nähmen sie mit dem FBI nun an, der Poet wäre tot, dann würde das nächste Poetenopfer das FBI noch gnadenloser bloßstellen. Und genau diesen Mord müssen Harry und Rachel natürlich verhindern. Die Ironie dabei: Widerwillig muss Bosch dem FBI helfen, sein Gesicht zu wahren.

|Hübsche Zwickmühle|

Aber dieser Widerwille ist sicherlich zweitrangig gegenüber seiner Besorgnis um das Leben eines früheren Kollegen, der einen Buchladen betreibt. Dass die Bücher vor allem Krimis sind – manche kosten 700 Dollar! –, macht den Buchhändler nicht nur dem Autor sympathisch, sondern auch dem Leser des vorliegenden Krimis. (Hinweis: Connelly war zeitweise Präsident des amerikanischen Verbandes der Krimiautoren „Mystery Writers of America“. Er weiß also genau, worüber und für wen er spricht.)

Bosch und Rachel geraten in eine Zwickmühle, die einem moralischen Dilemma gleichkommt. Sie müssen den Buchhändler als Köder benutzen, um den Poeten aufzuspüren und zu fangen. Dabei müssen sie in Kauf nehmen, dass das Leben des Händlers in Gefahr gerät. Würden sie ihn nämlich warnen, so würde er sein Verhalten ändern und den Poeten alarmieren. Sie müssen also das Risiko gegen den Erfolg abwägen – eine hübsche Klemme.

|Zum Originaltitel „The Narrows“|

Die Metapher der „Narrows“, der Engpässe, durchzieht den ganzen Roman und ist somit eine Bedeutungsebene, die nicht zu ignorieren ist und im Finale eine überragende Bedeutung annimmt. Auch das vorangestellte Zitat aus einer Zeitung des Jahres 1956 unterstreicht diese Metapher.

Zunächst einmal sind The Narrows ganz konkret die Hochwasserabzugskanäle, die man in jedem Thriller (und in „Terminator 2“) über die Stadt der Engel als mehr oder weniger breite Betonkanäle sehen kann. Das Finale findet in einem Jahrhundertgewitter statt und der Regen überschwemmt die abgebrannten Hügel der Stadt. Von dort stürzt er in Kaskaden in die Narrows, die Abzugskanäle. Und dass das Wasser dort überhaupt ein Durchommen findet, ist schon fast verwunderlich, sind die Wassermassen doch binnen kurzem derart groß, dass eine Überschwemmung der Vororte unausweichlich scheint.

Jedenfalls sagt sich Bosch, dass er auf keinen Fall in diese reißenden Stromschnellen gerissen werden möchte, denn die Chancen, den Sturz in den Strom zu überleben, sind sicherlich minimal. Nicht nur wegen der Brückenpfeiler und des Treibguts, das den um sein Leben ringenden Schwimmer gefährden würde. Sondern auch wegen der Strudel, die ihn auf den Betongrund des Kanals zerren würden.

Genau dieser Fall tritt plötzlich, als der Poet Bosch angreift, um dessen Pistole an sich zu bringen und damit Bosch und Rachel zu erledigen. Bosch sieht als Ausweg nur den Fall in den reißenden Strom des Kanals. Dort erweist sich, wer in den Narrows den Willen zum Überleben hat und wer nicht. Eine höchst dramatische Szene. Es ist anrührend, dass Bosch weder an sich selbst oder an Rachel denkt, wenn er dem Tode nahe ist, sondern an sein Töchterchen. Soll es, kaum dass es den Vater geschenkt bekommen hat, diesen gleich wieder im Dienst verlieren? Nie und nimmer!

Neben diesen konkreten Bedeutung bezeichnet „The narrows“ auch die Abstände zwischen den Hirnwindungen. Das leuchtet auf den ersten Blick nicht so ein, aber es geht darum, was denn das Gute im Handeln eines Menschen vom Bösen unterscheidet. Dieser Abstand kann bis zum Verschwinden eng werden … In Robert Backus vereinigen sich ehemaliger Gesetzeshüter und Verbrecher in einer Person. Und dieser Killer ist seinen Kollegen immer einen Schritt voraus, führt sie an der Nase herum. Bis Bosch ihn überrundet. Heißt das, dass Bosch ebenso das Potenzial hat, böse zu handeln? Es bleibt dem Leser überlassen, diese Frage zu beantworten. Aber kann ein Mann wie Bosch wie ein Verbrecher handeln, wenn er solche Liebe für sein Kind empfindet?

_Unterm Strich_

Dieser Bosch-Roman ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Hier lernen wir einen früheren Steppenwolf kennen, der durch sein Vaterglück Erlösung und eine Zukunftsperspektive gefunden hat. Seine kleine Tochter Maddie überrascht ihn immer wieder mit ungewöhnlichen Einfällen: „Sind der Burger King und die Dairy Queen verheiratet?“ fragt sie ihn. („Burger King“ ist die bekannte Fastfoodkette, und „Dairy Queen“ ist eine Milch- oder Molkereimarke.) Ein anderes Mal zeichnet sie ihn, wie er Dämonen bekämpft – und er dabei lächelt. Diese gegenseitige Liebe rettet ihn in den „Narrows“.

Ungewöhnlich ist aber auch die zielstrebige Geradlinigkeit des Plots, die ohne viele Überraschungen auf den ersten Höhepunkt und das Finale zusteuert. Die Bosch-Romane verblüfften den Leser meist durch unerwartete Wendungen oder Dimensionen – die erwähnten Falltüren –, doch diesmal fehlen sie weitgehend. Ja, das Element des GPS-Geräts macht den Zusammenhang zwischen Rachels und Harrys Erzählstrang frühzeitig klar. Insgesamt wird so das Geschehen ziemlich vorhersehbar und schränkt das Vergnügen an der Entwicklung des Falles ein wenig ein. Für einen Krimi ist das Buch aber immer noch obere Mittelklasse und über mangelnde Spannung und Unterhaltung musste ich mich nicht beklagen.

|Das Sequel|

Da es sich quasi um die Fortsetzung des Romans „Der Poet“ handelt, ist die Frage von Bedeutung, wie viel Neues oder bereits Altbekanntes denn die Fortsetzung bietet. Leser, die „Der Poet“ bereits kennen, können die Passagen, in denen von jenem alten Fall berichtet wird, einfach überspringen – das ist der Faktor des Altbekannten. Für Neulinge jedoch ist diese Information natürlich von großer Wichtigkeit, da sie sonst nur die Hälfte der Fortsetzung kapieren würde. Für beide Lesergruppen bietet die Fortsetzung meines Erachtens aber genügend neue Elemente, um die Lektüre interessant zu machen.

Das Taschenbuch dieses Romans erscheint im Dezember 2006.

|Originaltitel: The narrows, 2004
448 Seiten
Aus dem US-Englischen von Sepp Leeb|