Cooper, John S. – fünfte Flugzeug, Das

An einem Tag im September des Jahres 2001 ändert sich innerhalb von Stunden die ganze Welt. „Wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kann nicht ermessen, was hier passiert ist.“ So oder ähnlich äußert sich jeder, der am „Ground Zero“ war, dem Einsturzort des World Trade Centers. Wir alle erinnern uns an die Fernsehbilder, an die Reportagen und später auch an den authentischen Funkverkehr innerhalb der Flugzeuge, die entführt wurden. Wir alle sehen noch immer die fassungslosen New Yorker Bürger vor uns, die nur wenige Häuserblöcke vom World Trade Center stehen, die vielleicht auf den Südturm schauen, das höchsten Bauwerk ihrer Stadt, sehen, wie er einem Kartenhaus gleich ins sich zusammenstürzt. Es ist Dienstag, der 11. September 2001, der Tag, als Terroristen Amerika attackieren – im Wahn, damit den Willen Allahs zu tun.

Innerhalb der Zwillingstürme breitet sich das Grauen aus. Verzweifelt springen die ersten von Feuer und Explosionen bedrohten Menschen aus den Fenstern des World Trade Centers. Es werde noch weitere Dutzend folgen. Sie wählen diesen Ausweg, um nicht qualvoll im Inferno des Feuers umzukommen. In hilflosem Entsetzen verfolgen Passanten auf der Straße die fürchterlichen Szenen.

Jetzt, sechs Jahre später, verfolgt uns das Grauen jenen Attentates noch immer. Die Folgen, die Angst und der Zorn begleiten jeden von uns, gleich welcher Religion, welcher Glaubensgemeinschaft oder welchem Staat er angehört. Die Täter, alles relativ junge Männer, sind identifiziert, scheinbar gehören sie dem Terrornetzwerk Osama bin Ladens an. Die islamische Terrorszene spricht nicht von Mord oder Selbstmord, sondern von „Opfertod für Allah“ – ein Martyrium.

Doch wer gab diesen jungen Menschen den Befehl, in den sicheren Tod zu gehen und tausende mitzunehmen? Was wussten die amerikanischen, aber auch ausländischen Geheimdienste von diesem geplanten Terroranschlag? Wer hat sich dieses so komplexe Attentat ausgedacht? Im Internet gibt es unzählige Verschwörungstheorien, nicht wenige davon kommen selbst aus den USA. Seit Area 51, der Ermordung J. F. Kennedys und auch dem 11. September wird stets eine Verschwörung von dunklen Hintermännern vermutet, welche die wahre Macht besitzen. In vielen Foren finden sich unzählige und immer waghalsigere Theorien über von Radarschirmen verschwundene Flugzeuge, Kursabweichungen und Aussagen von Militärs, die an diesem Tag geheimnisvolle Befehle erhalten haben sollen.

Auch der amerikanische Autor John S. Cooper hat eine Theorie für seinen Debütroman „Das fünfte Flugzeug“ aufzubieten.

_Die Story_

Der frühere Top-Journalist und Pulitzer-Preisträger Max Fuller, dessen erfolgreicher Karriere und Plänen durch persönliche Schwächen wie Alkohol u. ä. ein Ende gesetzt wurde, fristet beim Sender CBS nur noch ein geduldetes Dasein. Sein täglich Brot verdient er mit Klatschgeschichten über die Prominenz Hollywoods. Den tragischen 11. September 2001 erlebte er unter medikamentöser Behandlung in einer Entziehungsklinik.

Eine ihm angebotene Enthüllungsstory über das Attentat klingt daher für ihn nur nach einer weiteren völlig unsinnigen Verschwörungstheorie. Ein mysteriöser Anwalt bietet ihm diese wahre Geschichte an, aus der Sicht eines der Piloten des Flugzeuges erzählt, das über die Radarschirme der US-Luftabwehr irrte.

Fuller glaubt nicht wirklich an diese Geschichte, doch seine Neugierde verleitet ihn dazu, sich mit dem Anwalt zu treffen. Doch diesem Treffen wird durch professionelle Killer ein schnelles Ende bereitet, der Mittelsmann wird vor seinen Augen kaltblütig erschossen und Fuller muss fliehen, wenn er überleben möchte.

Die Flucht nach vorne scheint für ihn der einzige Ausweg zu sein, und so findet er auch tatsächlich den besagten Piloten, der ebenfalls auf der Flucht vor den Killern ist. Einzig und allein die Wahrheit, eine Reportage vor den Augen und Ohren aller Welt, kann ihn retten, doch kurz vor dem Treffen mit Fuller wird dieser Opfer eines merkwürdigen Unfalls. Fuller ahnt, dass er der nächste in dieser Reihe ist, denn sein Nachbar wurde mit ihm verwechselt und ebenfalls getötet.

Zusammen mit der Tochter des Piloten, die ein Päckchen mit Beweisen erhalten hat, sowie dem Hacker und Konspirologen Nick und seinem Freund Jake Williams, der über exzellente Kontakte verfügt, recherchiert er weiter, um die Wahrheit über den 11. September 2001 ans Licht zu bringen. Konzentriert versucht das Quartett trotz aller Anschläge auf ihr Leben, die Wahrheit zu ermitteln, doch die Hintermänner des größten Verbrechens sind mächtiger als gedacht und die Wahrheit findet sich scheinbar, geschützt durch die Regierung, in den höchsten Kreisen …

_Kritik_

Der Autor John S. Cooper schreibt mit hohem Tempo und viel Ironie. Sicherlich ist diese Verschwörungstheorie eines Flugzeuges, welches auf geheimnisvoller Art und Weise von den Radarschirmen verschwand, nichts Neues, doch Cooper wirft gekonnt die eine oder andere Priese an Zutaten in den Gerüchtetopf.

Wie viele Thriller ist auch dieser „Das fünfte Flugzeug“ ein spannendes Road Movie mit vielen Verfolgungsjagden, die Handlungsträger sind ständig auf der Flucht vor den finsteren Hintermännern, die eventuell der Regierung selbst angehören. Die Flucht nach vorne bzw. die Fertigstellung eines Dokumentarfilmes, der an die Öffentlichkeit gebracht wird, kann das Überleben vielleicht garantieren.

Der Roman ist ironisch und sehr temporeich aufgebaut. Es gibt zwar jede Menge Spannung, dies aber ohne wirklichen Tiefgang, und leider wirken auch die Charaktere blass und farblos wie in vielen Thrillern dieses Genres. Interessant dagegen ist der Charakter des Konspirologen und Interntfreaks Nick, der überlegen und sehr geistreich die eine oder andere Idee einbringt und viele Theorien einfach zusammenführt. Die Geschichte als solche ist zwar haarsträubend und starker Tobak, doch versteht es John S. Cooper, daraus einen spannenden Roman zu stricken.

Wer allerdings den Roman kauft, um mehr über die Hintergründe der Anschläge auf das World Trade Center zu erfahren, dem sei wirklich abgeraten. Coopers Verschwörungstheorie ist zwar nicht unbekannt, aber es gibt kaum Indizien dazu und sicherlich nichts Beweisbares. Die Theorie bildet leider nur das Grundgerüst und nicht viel mehr für diesen Roman. Alles andere wird nur angerissen und kaum erklärt; alles in allem geht es nur um wilde Verfolgungsjagden, bei denen die Botschaft des Romans leider auf der Strecke bleibt.

Fragwürdig finde ich es leider, dass im Fahrwasser dieses Anschlags, bei dem etwa 3700 Menschen ihr Leben ließen, mit derartigen Romanen Geld verdient wird. Einen Vorwurf allerdings kann man dem Autor kaum machen. Seit jeher werden diese Geschichten ausgeschlachtet und zu Geld gemacht.

Als großen Kritikpunkt empfinde ich deswegen in diesem Roman die außerordentliche Komik, die der Autor atmosphärisch auf den Leser wirken lässt. Für einen Thriller mit derartigen Hintergrund ist der Tonfall allerdings eher unpassend und fehl am Platze. Der Autor hätte sich klarer entscheiden müssen, in welchem Genre und mit welcher Wirkung auf die Leser er denn nun schreiben möchte.

_Fazit_

Ich kann diesem Roman nur bedingt empfehlen. Meine Erwartungshaltung war hoch angesetzt und wurde durch die bereits erwähnte Ignoranz der eigentlich Theorie unterschritten. Bei einem solchen Roman hätte ich mehr Authentizität und Ernsthaftigkeit erwartet. Sicherlich ist „Das fünfte Flugzeug“ spannend und temporeich, aber um welchen Preis? In Anbetracht der Opfern und des Krieges gegen den Terror wirkt der Thriller nicht ausfüllend, eher wie ein spannendes Action-Drehbuch ohne Tiefgang. Was übrig bleibt, ist ein Roman, der zwar Spannung garantiert, aber weder das Motiv der Tat grundlegend zu erklären noch Folgefragen aufzuwerfen vermag.

_Der Autor_

John S. Cooper ist Historiker und Archivar und lebt in Vermont (USA). „Das fünfte Flugzeug“ („The Fifth Plane“) ist sein erster Roman.

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