Cornwell, Bernard – Sharpes Trafalgar. Richard Sharpe und die Schlacht von Trafalgar, 21. Oktober 1805 (Sharpe 4)

_|Sharpe|:_
01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 _“Sharpes Trafalgar“_
05 „Sharpes Beute“
06 „Sharpes Aufstieg“
07 „Sharpes Mission“
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

Als wir Richard Sharpe am Ende von [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099 zurückließen, hatte er gerade sein letztes Abenteuer auf indischem Boden bestanden. Drei Romane lang schlug er sich also in Indien durch, nahm an mehreren Schlachten teil (ruhmreich natürlich) und wurde in den Offiziersstand befördert – im 19. Jahrhundert kein unbedingt leichtes Unterfangen für einen einfachen Soldaten. Doch nun wird es für Sharpe langsam Zeit, Indien den Rücken zu kehren und sich nach England einzuschiffen, um sich dort seinem neuem Regiment anzuschließen. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan, denn eine Schiffspassage geht bei Richard Sharpe nicht ohne Abenteuer vonstatten. Und ohne Schlacht von historischen Ausmaßen schon gar nicht. Man bedenke, wir schreiben das Jahr 1805 …

Das Abenteuer geht schon los, bevor Sharpe überhaupt den Fuß aufs Schiff, die „Calliope“, gesetzt hat. Denn als er Möbel und Truhen für die Passage kauft, sitzt er einem Betrüger auf. Bei seinem Versuch, sein Geld wiederzuergaunern, macht er die Bekanntschaft von Captain Joel Chase. Die beiden sind sich sofort sympatisch, doch ist die aufblühende Männerfreundschaft nur von kurzer Dauer, da Chases Schiff die „Pucelle“ ist und ein anderes Ziel anläuft. So findet sich Sharpe also auf der „Calliope“ unter dem biestigen Captain Cromwell wieder. Die Tage sind lang und das Essen mies.

Glücklicherweise befindet sich jedoch auch eine wunderschöne Frau an Bord, die von ihrem Mann – einem verknöcherten und langweiligen Lord – angeödet ist. Sharpe und Lady Grace beginnen eine Affäre, aus der sich tatsächlich so etwas wie Liebe entspinnt. Doch was, wenn die beiden entdeckt werden? Kann man auf einem Schiff überhaupt ein Geheimnis bewahren?

Noch dazu wird die „Calliope“ von einem französischen Schiff aufgebracht. Sie kann allerdings von Chase und seiner „Pucelle“ zurückerobert werden und so kommt Sharpe doch noch in den Genuss, mit dem Captain zu segeln – was eine ungemeine Verbesserung zu der bisherigen Reise mit Cromwell darstellt. Und da sie geradewegs auf die Seeschlacht von Trafalgar zusteuern, ist es wohl auch besser mit einer Mannschaft zu segeln, die ihrem Captain treu ergeben ist.

Bernard Cornwell hat sich hier einmal aufs Wasser gewagt: |Sharpe goes Hornblower| sozusagen. Und ja, „Sharpes Trafalgar“ bietet genau das, was Titel und Cover versprechen: Die Schlacht von Trafalgar nimmt ungefähr ein Viertel des Romans ein – wird also mehr als ausgiebig geschildert. Dabei lebt der Roman im Ganzen fast ausschließlich vom ungewohnten (zumindest im „Sharpe“-Universum) Setting. Genüsslich schildert Cornwell das eintönige und wenig glamouröse Leben an Bord und bringt interessante und realistische Details. Zum Beispiel das stetig schlechter werdende Essen an Bord je länger ein Schiff unterwegs ist. Oder auch die Tatsache, dass offensichtlich jedes Schiff zahlreiche Lecks hat, was für eine Landratte kein wirklich beruhigender Gedanke ist.

Auch die Schlacht von Trafalgar entbehrt dabei jeglicher verklärender Romantik. Schon Cornwells Hinarbeiten auf den Moment der ersten Kanonenschüsse ist eine nervenaufreibende Geschichte. Bisher waren in Seeschlachten die teilnehmenden Parteien immer in Linien aufeinander zu gesegelt, um sich dann paarweise ineinander zu verhaken. Nelson jedoch wählt eine andere Taktik: Während der Feind eine Linie bildet, greift die englische Flotte als Keil an. Das bedeutet einerseits, dass das Schiff an vorderster Front eine Weile allein dem Feind ausgeliefert ist. Es bedeutet aber auch, dass die Engländer eine halbe Stunde lang auf den Feind zusegeln und sich beschießen lassen müssen. Diese kaltblütige Taktik führte schließlich zum Erfolg, doch wie verlustreich sie ist, schildert Cornwell ausgiebig. Als die „Pucelle“ endlich ins Geschehen eingreifen kann, ist sie kaum mehr als eine schwimmende Nuss – die Aufbauten sind stark beschädigt und auch die Mannschaft dezimiert. Das Nervenaufreibende daran ist vor allem die unglaubliche Langsamkeit. Auf einem Schiff geht es eben nicht zu wie bei „Fluch der Karibik“, wo man den Zuschauer gern glauben machen möchte, dass sich Schiffe bewegen wie gepimpte Autos beim Tokyo Drift. Stattdessen bekommt man hier eher den Eindruck eines behäbigen Elefantenrennens: „Alles geschah so langsam. Sharpe fand das schwer zu ertragen. Es war nicht wie bei einer Schlacht an Land, wo die Kavallerie über das Feld preschte und die Artillerie das Schlachtfeld beschoss. Diese Seeschlacht fand in lethargischem Tempo statt und es gab einen sonderbaren Kontrast zwischen der stattlichen, bedächtigen Schönheit der aufgetakelten Schiffe und dem Lärm ihrer Geschütze.“ Was nichts anderes heißt, als dass bei einem Elefantenrennen eben doch einiges zu Bruch gehen kann.

Vieles ist Cornwell in diesem „Sharpe“-Abenteuer gelungen: Das Setting auf See bringt neuen Schwung in die Reihe und Cornwell versteht es hier wieder, überzeugende Nebencharaktere auftreten zu lassen. Allen voran wäre da Captain Chase zu nennen, der nicht nur dem Leser sofort sympatisch ist, sondern der offensichtlich auch einen großen Eindruck auf Sharpe macht. Seine Art, Männer zu führen – mit Freundlichkeit und Lob anstatt mit der Peitsche -, ist etwas, dem Sharpe in seiner neuen Funktion als Offizier nacheifern möchte. Und so beobachtet er Chase, wann immer er kann, um von ihm zu lernen: „Sharpe beobachtete Chase, denn er nahm an, dass er noch viel über die Feinheiten der Menschenführung lernen konnte. Er bemerkte, dass der Captain seine Autorität nicht unterstrich, indem er auf Strafen zurückgriff, sondern dass er hohe Leistungen erwartete und sie belohnte.“ Vieles, was Chase hier vorlebt, wird Sharpe später kopieren. Mit ähnlichem Erfolg.

Doch was wird nun aus der heißen Affäre zwischen Lady Grace und Ensign Sharpe? Das wird natürlich nicht verraten. Es sei nur so viel gesagt: Dieses Mal hat er ausnahmsweise ein Quäntchen mehr Glück ins Liebesdingen als in vorangegangenen Büchern. Aber zu viel nun auch wieder nicht, er soll der Armee schließlich treu bleiben!

|Taschenbuch: 414 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Trafalgar
ISBN-13: 978-3404163694|
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