Crisse – Atalante 2: Nautiliaa

Band 1: [„Der Pakt“ 3630

_Story_

Gemeinsam mit den Argonauten reist Atalante unter der Führung Jasons aufs offene Meer hinaus. Unschlüssig über den genauen Seeweg, folgt Jason bei der Erfüllung seines Schicksals einer Gruppe Delphine und reist mit seiner Mannschaft in die absolute Ungewissheit. Kurz bevor die Vorräte zu Ende gehen, entdecken sie eine scheinbar unbewohnte Insel.

Doch die friedliche Idylle trügt; einige Kriegerinnen stellen sich ihnen in den Weg und fordern ihr sofortiges Verschwinden. Laut ihnen ist nur den weiblichen Lebewesen das Leben auf dieser Insel erlaubt. Doch Atalante ist skeptisch, schließlich müssen auch diese Damen von Männern erzeugt worden sein. Schließlich erfahren die Seefahrer vom Schicksal der entschwundenen männlichen Inselbevölkerung, darunter auch das des Gatten von Nautiliaa, die jeden Tag am Ufer auf ihren zum Delphin verwandelten Geliebten Itys wartet. Das magische Wesen Alcyrrhoe kennt jedoch noch einen Ausweg, um die Verwandlung rückgängig zu machen. Doch dazu benötigt Nautiliaa die Unterstützung von Atalante …

_Meine Meinung_

Der zweite Teil von „Atalante“ knüpft nahtlos an die Geschichte aus „Der Pakt“ an. Nach bestandener Prüfung ist die Titelheldin auf dem Schiff von Jason willkommen und wird auch von Beginn an von der herrischen Besatzung respektiert. So kann sie unter anderem den jungen Satyr retten, der sich ein weiteres Mal eingeschlichen und einen Teil der Vorräte gestohlen hat und vom erzürnten Herakles gerne zerquetscht würde. Ausgerechnet diese Vorräte gehen nach und nach zur Neige, so dass es wie eine Fügung des Schicksals scheint, dass die Seeleute doch noch die unbekannte Insel entdecken, wo sie auch schon von frischen Fischwaren, aber später auch von einer Gruppe kriegerischer Weibsbilder erwartet werden, welche die Ankömmlinge wieder in die Flucht schlagen wollen, schließlich aber erkennen, dass sie auf die Männer angewiesen sind, weil man sich ohne Partner nicht fortpflanzen kann.

Für Atalante entwickelt sich ein Zwiespalt, denn einerseits möchte sie schnellstmöglich verschwinden, um ihre Gefährten nicht den verlockenden Möglichkeiten auszusetzen und ihre Triebe in Schach zu halten, andererseits möchte sie auch gerne den verlassenen Damen helfen, speziell als sie von Nautiliaa erfährt, deren Mann zum unschuldigen Opfer der Götter wurde und seitdem als Delphin tagein, tagaus wiederkehrt, in der Hoffnung, eines Tages wieder in realer Gestalt mit seiner Gattin leben zu können. Wieder steht Atalante vor einer folgenschweren Entscheidung. Das nächste Abenteuer kann kommen – und dabei wollte sie eigentlich nur nach Kappadokien, um sich den Amazonen anzuschließen …

Hinsichtlich Aufbau und Inhalt ähnelt „Nautiliaa“ recht deutlich dem ersten Band. Atalante ist zwar mittlerweile schon erwachsen und auch allerorts anerkannt, und dieses Mal ist die Herausforderung (natürlich) eine andere, letztendlich aber nicht ganz so schwere, doch grundlegend sind starke Parallelen zu erkennen, was man sowohl positiv als auch negativ sehen kann. Ersteres gerade deswegen, weil schon „Der Pakt“ ziemlich sympathisch und witzig war und man sich sehr schnell mit der weiblichen Hauptfigur anfreunden konnte. Hierauf baut der Autor auch im zweiten Teil auf, wenngleich man sich nun natürlich direkt in vertrauter Umgebung befindet. Ebenso greift man wieder einige Sagen der griechischen Mythologie auf und nimmt sie stellenweise auch leicht auf die Schippe, was gerade dem Humor recht zuträglich ist, beispielsweise wenn Herakles und der kleine Satyr aneinander geraten.

Was die Entwicklung neuer Ideen betrifft, tritt Crisse hingegen ein wenig auf der Stelle. Ein wesentliches Problem besteht darin, dass der eigentliche Plot erst recht spät so richtig in die Gänge kommt und dies auch ganz schnell wieder vorübergeht. Nautiliaa und das Schicksal ihres Mannes lernt man erst im letzten Drittel intensiver kennen, wohingegen vorab viel (wenn auch lesenswertes) Geplänkel stattfindet, das jetzt aber nur minimal auf die eigentliche Haupthandlung bezogen ist. Klar, die Reise auf die Insel gehört natürlich mit zur Story, aber sie wird im Vergleich zur eigentlichen Titelgeschichte doch recht breit ausgeschmückt. Speziell was das Erzähltempo angeht, ist „Nautiliaa“ sicherlich verbesserungswürdig, so dass man die humorige Detailverliebtheit in diesem Fall besser einigen flotteren inhaltlichen Fortschritten untergeordnet hätte. Aber das mag auch Geschmackssache sein, schließlich pflegt der Autor einen recht eigenwilligen Stil, der auch im zweiten Band dieser Serie sehr stark durchschimmert.

Mich persönlich hat „Atalante 2: Nautillia“ zwar nach wie vor gut unterhalten, jedoch war die Spannung nicht ganz so ausgeprägt wie beim direkten Vorgänger. Einige vermeidbare Längen haben sich eingeschlichen, werden von Crisse aber gekonnt mit witzigen Zeichnungen überbrückt und durch einen versöhnlichen Schlussteil wieder halbwegs ausgemerzt. Im Resümee darf man daher nun nicht von einem begeisternden Highlight, aber immerhin noch von einem netten Comicband reden, dessen Titelfigur dem Leser trotz der kleinen Makel der aktuellen Ausgabe noch weiter ans Herz gewachsen ist.

http://www.carlsen-comics.de/

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