Crossley-Holland, Kevin – Artus – Zwischen den Welten (Band 2)

Band 1: [„Der magische Spiegel“ 2420

_Story_

Es ist erst ein Jahr ins Land gezogen, seit Artus von Merlin den geheimnisvollen Obsidian geschenkt bekommen hat, und dennoch hat sich in dieser Zeit unheimlich viel ereignet. Artus hat über sein gleichnamiges Spiegelbild in der anderen Welt bereits eine Menge in Erfahrung bringen können, versteht aber noch immer nicht ganz die Zusammenhänge, die sich für sein eigenes Leben dadurch ergeben. Gleichzeitig muss er die Wahrheit seiner Herkunft verarbeiten, denn in Wirklichkeit ist Lord Stephen sein leiblicher Vater, wohingegen die Frage nach seiner richtigen Mutter noch geklärt werden muss. Dadurch ergeben sich auch Komplikationen für die vielen Verehrerinnen Artus’; die schwärmende Grace ist aus dem Rennen ausgeschieden, wohingegen mit der rothaarigen Winnie eine neue Bewerberin hinzugekommen ist. Zunächst bleibt Artus von Caldicot allerdings noch seiner derzeitigen Freundin Gatty treu …

Währenddessen ist Artus auf dem Weg zum Ritter ein ganzes Stück weitergekommen; Stephen hat ihn zum Knappen beordert und ihm wichtige Fertigkeiten in seiner Ausbildung zum Schwertkämpfer beigebracht. Gleichzeitig widmet sich Artus aber auch der Poesie, die ihm von seiner Tätigkeit am Hofe auch abverlangt wird. Doch für Romantik ist in Großbritannien nicht mehr viel Zeit; nach der Ära von Richard Löwenherz ist das Reich am Boden und die sind Menschen von Tag zu Tag unzufriedener. Als Papst Innozenz schließlich die Kreuzzüge einberuft, schließt sich Artus seinem Vater an, begleitet ihn nach Frankreich und leistet dort einen Schwur auf das Kreuz ab. Und damit sind seinem Ziel, als tapferer Ritter für sein Land zu kämpfen, kaum noch Hindernisse im Weg.

Zur gleichen Zeit hat Artus aber auch hart an der verbotenen Suche nach seiner Mutter zu knabbern. Er spürt, dass er einem undurchdringlichen Mysterium auf der Spur ist, das mit ihrem Verschwinden in direktem Zusammenhang steht. Weil ihm die Entwicklungen in der Heimat aber keine andere Wahl lassen, stellt er dieses Thema erst mal wieder hinten an. Die Ereignisse, die er im Spiegelstein von Merlin sieht, lassen ihn indes auch bei seinem Aufbruch zu den Kreuzzügen keine Ruhe. Dort nämlich wird ihm zum ersten Mal das Bild einer mächtigen Tafelrunde offenbart, an der auch ein Ritter namens Artus teilnimmt …

_Meine Meinung_

Kevin Crossley-Holland vertieft im zweiten Teil seiner Artus-Trilogie die Geschehnisse in der von Artus erblickten Parallelwelt und führt den jungen Artus immer mehr an sein eigenes Schicksal heran. Ständig wechselt der Autor zwischen der Erzählung der Legende um König Artus und der Entwicklung des schmächtigen Knappen am Hofe von Lord Stephen und hält so in beiden Hauptsträngen die Spannung auf einem konstant hohen Level.

Insgesamt aber ist „Zwischen den Welten“ noch einmal um einiges umfangreicher als der vorangegangene Band, und das nicht etwa nur wegen der etwas größeren Seitenzahl. Crossley-Holland bearbeitet wesentlich mehr Themen und erforscht vor allem die Herkunft des 13-jährigen Artus und die sich daraus ergebenden Konsequenzen etwas genauer. Zudem rückt das Liebesleben des angehenden Ritters etwas weiter in den Vordergrund, zumal hier auch neue weibliche Charaktere, allen voran Stephens Nichte Winnie, in den Plot eingeführt werden und ihn entscheidend verändern. So fühlt sich Artus zwischenzeitlich hin- und hergerissen zwischen der Treue zu seiner derzeitigen Herzensdame Gatty und der Frau, in die er sich bei Ankunft auf dem Hofe des leiblichen Vaters sofort verliebt hat.

Der wichtigste Punkt der Handlung ist aber natürlich die weitere Ausbildung zum Ritter, bei welcher der ehrgeizige Jüngling ein erstaunliches Talent zeigt und dementsprechend auch große Fortschritte macht. Daher sind die Zweifel, die Artus anfangs noch an seinem Zukunftsweg hegte, mittlerweile auch völlig verschwunden, erst recht ab dem Moment, in dem der junge Knappe realisiert, dass ihm die Ehre zuteil wird, als Ehrenmann in die Kreuzzüge aufzubrechen. Der romantische Zwiespalt muss hintanstehen, denn die Verwirklichung der selbst auferlegten Bestimmung ist das Nahziel, und bevor Artus sich versieht, wird ein Traum endlich Wirklichkeit – ähnlich wie beim jungen König Artus, dessen Abenteuer der Sohn des Lords weiterhin durch den Obsidian Merlins beobachtet.

Der Autor hat den Plot nicht nur logisch weiterentwickelt, sondern ihn auch um viele neue Binnenhandlungen bereichert. Die Schwerpunkte werden dabei gleichmäßig verteilt und beschreiben die Hauptperson sowohl in der Rolle des mutigen und wissbegierigen Ritteranwärters, als auch in der Figur des emotionalen Jünglings, der ebenso mit den Schatten der Vergangenheit wie mit den durch die verschiedenen Liebeleien aufgeworfenen Beziehungsschwierigkeiten umgehen muss – und dies alles, während im parallel ablaufenden Strang die Legende von König Artus erzählt wird. Stark gemacht! Wenn man „Zwischen den Welten“ überhaupt etwas anlasten kann, dann ist es der manchmal doch etwas kindliche Stil des Autors, doch weil weder die Atmosphäre noch die Story selber darunter leiden, ist dies kein Nebeneffekt, der nicht zu verschmerzen wäre. Insofern: sehr schöner zweiter Teil einer bis dato herausragenden Jugendbuchtrilogie.

http://www.dtv.de/

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