Crown, Ellen B. – Hercule Flambeau\’s Verbrechen 2: Corpus Christi

_Alles andere als entflammend_

Der französische Meisterdieb Hercule Flambeau, bekannt aus Chestertons Geschichten um den Detektiv Pater Brown, hält sich im spanischen Sevilla auf. Ist er zunächst nur darauf aus, Dona Juanita Guiterrez um ihre Juwelen zu erleichtern, findet er sich jedoch bald in ihrem Bett wieder und entkommt nur knapp ihrem eifersüchtigen Ehemann.

Um sich von dieser Niederlage zu erholen, kommt ihm ein Abenteuer gerade recht. Sein Freund Alejandro de la Vega lädt ihn auf einen Tauchgang in einem nahegelegenen Waldsee ein. In der untergegangen Abtei im See hoffen die beiden auf einen Hinweis zum Verbleib des legendären Corpus Christi, welches in der vorliegenden, entsprechend betitelten Episode der |Maritim|-Reihe „Hercule Falmbeau’s Verbrechen“ als „funkelnder Schatz der Tempelritter“ beschrieben wird. Tatsächlich finden sie unter dem Schlamm auf dem Kapellenboden den Schlüssel zum Schatz, welcher sie in eine Maya-Pyramide nach Lateinamerika führt.

Das als „Abenteuer voller Gefahren“ angekündigte Hörspiel ist leider nur mäßig spannend. Bereits in der ersten Szene ahnt der Hörer spätestens nach der gegenteiligen Versicherung von Dona Juanita, dass die Rückkehr ihres Mannes bevorsteht. Immerhin ist es witzig, dass der Ehemann glaubt, Flambeau wäre gerade dabei gewesen, in das Haus einzusteigen, während dieser in der altbekannten Tradition des Slapsticks halbnackt über den Balkon fliehen muss. Merkwürdig, dass die Ehe im Verlauf der Reise, auf der Flambeau und sein Freund von der inzwischen als Historikerin eingeführten Juanita Guiterrez begleitet werden, keine Rolle mehr spielt.

Witzig sind ebenfalls die kleinen Zankereien zwischen den Freunden, ob es nun um die Fahrkünste von Alejandro oder die Zusammenarbeit mit Juanita geht. Auch unfreiwillige Komik kann der Hörer miterleben, wenn sich beispielsweise der Ehemann von Juanita „wie ein rasender Eber, der seine Frischlinge verteidigt“, auf Hercule stürzt. Doch von Spannung zu reden, wäre übertrieben. Alles, was den Verlauf der Handlung behindern und Spannung hervorrufen könnte, wird zwischen den Szenen ausgeblendet. Ein Flugzeug nach Amerika zu chartern, ist kein Problem. Die Pyramiden zu betreten wird zunächst als Problem dargestellt, doch offensichtlich werden die drei nicht an ihrem Eindringen gehindert … und wie der schwere Schatz geborgen werden soll, steht zum Schluss auch in den Sternen.

Die Leistung der Sprecher ist hingegen hervorragend. Dem Erzähler Peter Weis gelingt es, unterstützt von feuriger spanischer Musik oder Swingtönen, sehr gut, Stimmungen heraufzubeschwören. Christine Pappert (Dona Juanita) erhält in der Eingangszene und mit ihrem wütenden Ehemann genügend Raum, um ihre Sprecherqualitäten unter Beweis zu stellen. Flambeau, gesprochen von „John Boy Walton“ (Hans Georg Panczack), arbeitet ebenfalls sehr ordentlich und überzeugt durch die Bandbreite der Modulation seiner Stimme.

Warum der Name Flambeau für die Serie herhalten muss, ist hingegen fraglich, denn bis auf mehrere Verweise Alejandros auf stereotype französische Verhaltensweisen seines Freundes weist nichts darauf hin, dass es sich bei Flambeau um einen Franzosen handeln muss. Von einem im Untertitel angekündigten Verbrechen kann ebenfalls nicht die Rede sein, so dass von Pater Browns ursprünglichem Sidekick nichts weiter übrig bleibt als der Name. Hörspielfreunde sollten daher auf andere Serien des |Maritim|-Verlags zurückgreifen, die neben der handwerklichen Qualität auch tatsächlich Spannung und Abenteuer bieten.

http://www.maritim-produktionen.de

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