Damhaug, Torkil – Bärenkralle, Die

In seiner Heimat Norwegen ist Torkall Damhaug schon länger als Autor bekannt. Mit „Die Bärenkralle“ wurde 2009 endlich sein erstes Buch in Deutschland veröffentlicht. Weitere sollen folgen oder sind bereits erschienen.

_In Oslo werden_ drei Frauen ermordet. Sie weisen Verletzungen auf, die von einem Bären zu stammen scheinen und auch Fußabdrücke von Meister Petz findet man am Tatort. Doch kann das sein? Ein Wildtier mitten in der norwegischen Großstadt? Die Polizei um Kommissar Viken steht vor einem Rätsel.

Die Obduktion ergibt jedoch, dass die Frauen an einer Überdosis Narkosemittel gestorben sind und nicht an den Wildtierverletzungen. Der Mörder ist also doch ein menschlicher. Und eine Spur ergibt sich auch. Der Arzt Axel Glenne hat alle drei Frauen kurz vor ihrem Tod gesehen und ein Opfer wurde vor der Tür seiner jungen Geliebten gefunden. Die Schlinge um Axel zieht sich zu. Der hat derweil eine ganz andere Erklärung für die Taten. Er glaubt, dass sein eineiiger Zwillingsbruder Brede dahinter steckt. Brede war stets das schwarze Schaf der Familie und wurde nach einem Vorfall in der Jugend der Brüder fortgeschickt. Vorher schwor er aber noch, dass er Axels Leben kaputt machen würde …

_Torkil Damhaug hat_ ein durchaus spannendes Buch geschrieben, das aber an zwei Problemen krankt. Zum Einen fehlt der Geschichte der Fokus. Damhaug beginnt damit, hauptsächlich aus Axels Perspektive zu erzählen. Später kommen dann Viken und eine seiner Mitarbeiterinnen häufiger zu Wort sowie weitere eher unwichtige Personen, darunter auch Axels Geliebte. Dem Leser wird dadurch nicht ersichtlich, welche Geschichte Damhaug eigentlich erzählen will: die des Opfers, des vermeintlichen Täters oder die der ermittelnden Polizisten?

Das zweite Problem liegt in der Konstruktion der Handlung. Diese beginnt spannend. Die kleinen Geheimnisse der einzelnen Personen sorgen immer wieder für Wendungen. Die Ermittler tappen lange im Dunkeln, während sich Axel durch sein Verhalten immer verdächtiger macht. Man leidet mit dem sympathischen Charakter, weil man als Leser auch die Schritte der Polizei kennt und dadurch weiß, in welche Gefahr er sich begibt. Ganz anders als Axel ist hingegen Kommissar Viken. Er wirkt eigenbrötlerisch und sehr von sich selbst überzeugt, hat Streit mit seinen Vorgesetzten und verrennt sich bei seinen Ermittlungen. Dieser Kontrast zu anderen skandinavischen Ermittlern ist durchaus reizvoll.

Der Knackpunkt von „Die Bärenkralle“ ist jedoch die Auflösung des Falls und das Ende des Buches. Der Verdacht, der über die Geschichte hinweg aufgebaut wird – die Rückkehr von Axels Bruder – spielt plötzlich überhaupt keine Rolle mehr. Nach einer 180°-Wende präsentiert der norwegische Autor eine komplett andere Lösung, die so unerwartet ist, dass sie sehr konstruiert wirkt, genauso wie der Schluss des Romans, der es mit den Ereignissen etwas übertreibt. Die Geschichte wird quasi in der Mitte auseinander gerissen, der Zusammenhang zwischen Tätersuche und eigentlichem Täter sowie das eigentliche Motiv sind nur schwer nachzuvollziehen.

_“Die Bärenkralle“ von_ Torkil Damhaug ist ein gut geschriebener, spannender Thriller, der sein Potenzial jedoch verschenkt. Auch wenn die gute Mischung aus verschiedenen Spuren und interessanten Charakteren auf weiten Strecken funktioniert, schlägt man das Buch auf Grund des konstruierten Endes unzufrieden zu.

|Broschiert, 425 Seiten
Originaltitel: |Se meg, Medusa|
Deutsch von Knut Krüger
ISBN-13: 978-3426502105|
http://www.knaur.de/

_Die Rezension des gleichnamigen Hörbuchs von Torkil Damhaug auf |buchwurm.info|:_
[„Die Bärenkralle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6089

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