John Sinclair – Die Comedy

Story

Sinclair und Suko werden im Cheshunt Forest von einer mordlustigen Truppe Einheimischer gejagt und blicken dem Tod direkt ins Auge. Ausgerechnet in diesem Moment stürzt Suko auch noch in eine Bärenfalle, und schon rollt ein Zug heran und droht, den Geisterjäger und seinen kampfsporterprobten Begleiter zu überrollen. Beide sind sie auf der Suche nach Jane, als tatsächlich ein Grizzlybär auftaucht und den Geisterjäger packt. Als dann auch noch ein Ghoul in die Szenerie eintritt, ist dem Agentenduo klar, dass dies der Auftakt zu einem völlig außergewöhnlichen Fall ist.

Meine Meinung

John Sinclair goes Comedy? Bitte? Nun, der Gedanke, dass der beliebte Hörspiel- und Heftroman-Geisterjäger zwischen seinen dramatischen Fällen auch eine gewaltige Portion Humor aufs Publikum loslassen würde, schien bizarr, weil so etwas wirklich konträr zu den ‚echten‘ Geschichten des beliebten Vampirkillers läuft. Sofort standen die ersten Vorurteile im Raume, denn schließlich wurde hier etwas entwickelt, was so ganz und gar nicht zum Titelhelden der berüchtigten Serie von Jason Dark und dem Hörspielregisseur Oliver Döring passen wollte.

Und siehe da, das Ganze ist tatsächlich gescheitert, viel mehr noch: Es ist nahezu skandalös, wie hier jeder prägende Aspekt auf oberflächliche Art und Weise durch den Kakao gezogen wird.

Die Grundintention dieses Hörspiels bestand darin, alle bis dato (2005) veröffentlichten Episoden der Hörspielreihe auf die Schippe zu nehmen und die eigenen Inhalte und Dialoge ad absurdum zu führen. Folglich tauchen auch viele bekannte Charaktere wieder auf, werden aber mit geradezu überflüssig dämlichen Textpassagen ausgestattet, so dass man irgendwann nicht mehr anders kann als das nichtssagende Debakel kurzzeitig zu unterbrechen.

Mal ganz davon abgesehen, dass die Handlung im Grunde genommen überhaupt keinen Sinn ergibt (was an sich ja bei einer Satire nicht wild ist), ist es wirklich erschreckend, wie plump hier versucht wird, die Lachmuskeln der Hörer zu kitzeln. Die Idee, sich beim ursprünglichen Stoff zu bedienen und somit auch nirgendwo anders abzukupfern, ist an sich ja löblich, der Humor hingegen grottenschlecht und weder für Insider noch für Neulinge in irgendeiner Form niveauvoll. Teilweise geht es sogar stark unter die Gürtellinie, was dem Comedy-Stück gleich mehrfach jegliche Seriosität nimmt, aber auch die letzte Spur von Interesse seitens des Zuhörers, der sich bis zum Schluss nichts sehnlicher wünscht als diese Produktion ungeschehen zu machen.

Ich kann wirklich nicht verstehen, was in den Köpfen von Sprechern und Produzenten vorgegangen ist, den eigenen Ruf so niederzumachen. Das Projekt hätte ja funktionieren können, wären der Wortwitz ansprechend und die Anspielungen auch tatsächlich komisch. Doch stattdessen wird mit drittklassigen Klischees und langweiligen Plattitüden gearbeitet und dieses furchtbare Gewurschtel auch noch von der ersten bis zur letzten Sekunde durchgezogen.

Meine Lebensgefährtin hat das Fazit ziemlich gut auf den Punkt gebracht: Dieses Hörspiel ist eine Schande für die Serie und eine Beleidigung für alle „John Sinclair“-Fans. Schade, dass die Sprecher sich hierfür hergegeben haben, schade, dass diese Edition der Sinclair-Hörspiele zum inhaltlichen Desaster geworden ist – und schade, dass so eine Produktion den guten Namen beschmutzt und überhaupt den Weg auf den Markt geschafft hat. Ich für mein Teil kann nur dringend davon abraten, sich mit der „John-Sinclair-Comedy“ einzudecken. Da gönne ich mir doch lieber ein bisschen Wartezeit auf neue Teile der Reihe, denn Stille ist immer noch besser als lumpiger Audio-Trash.

55:44 Minuten auf 1 CD
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