Delaney, Joseph – Spook 2 – Der Fluch des Geisterjägers

Nachdem der junge Geisterjäger-Azubi Tom Ward sein erstes Abenteuer in [„Spook – Der Schüler des Geisterjägers“ 2303 wohlbehalten überstanden hat, läutet Autor Joseph Delaney mit „Spook – Der Fluch des Geisterjägers“ nun die zweite Runde der Geisterjagd und Dämonenbannung ein.

Tom Ward ist mittlerweile seit einem guten halben Jahr bei dem alten Spook in der Lehre und hat schon eine Menge gelernt. Wenn notwendig, lässt Mr. Gregory seinen Schüler sogar schon alleine losziehen, um einen Dämon zu bannen, und der Junge macht seine Sache durchaus gut. Vor ihrer größten Herausforderung stehen die beiden aber schon bald gemeinsam. Sie reisen nach Priestown, um einen Dämon zu besiegen, vor dem einst selbst der alte Spook kapitulieren musste.

In den Katakomben unterhalb der Kathedrale von Priestown treibt der Bane sein Unwesen. Dort hockt er zwar in einer Art Verbannung, da er aber zunehmend mächtiger wird und er die Fähigkeit besitzt, sich in die Gedanken der Menschen einzuschleichen und sie sich gefügig zu machen, ist für den Spook die Zeit gekommen, zu Ende zu führen, was ihm einst versagt bliebt: Den Bane endgültig zu besiegen.

Doch der Bane ist nicht die einzige Sorge des Spooks in der Stadt. Der Inquisitor ist in Priestown eingetroffen, um Hexen und Zauberern auf dem Scheiterhaufen den Garaus zu machen. Der Spook ist für ihn ein besonders prächtiges Opfer, pflegt er doch ganz offensichtlich stetigen Kontakt mit den Mächten der Dunkelheit. Und so kommt es, wie der Leser befürchten müssen: Der Inquisitor verhaftet den Spook und verurteilt ihn zum Tode durch Verbrennen. Nun steht Tom mit seiner Freundin Alice ganz alleine da und muss gleich zwei dringliche Probleme lösen: Den Spook befreien und sich mit dem Bane befassen, und das ist alles andere als einfach …

Schon rein äußerlich steht „Der Fluch des Geisterjägers“ dem Vorgängerroman in keiner Weise nach. Ein schöner Schutzumschlag in der Optik abgegriffenen Leders – das sieht vergleichsweise edel aus und ist eine hübsche Entsprechung zur ohnehin schon sehr liebevoll grafisch aufgepeppten Aufmachung des Innenlebens. „Spook“ ist also schon allein von der Art der Präsentation her ein Leckerbissen.

Erfreulich ist auch, dass der Verlag hier nicht nach dem Schema „außen hui, innen pfui“ verfahren ist, denn der Inhalt steht den Äußerlichkeiten in kaum einer Hinsicht nach. Schon der Auftaktroman war eine schaurig-schöne Geschichte mit einer ordentlichen Prise Fantasy, einem Spritzer historisch angehauchtem Roman und einer wohldosierten Portion Grusel. Aus der Vielzahl an Jugend-Fantasyromanen sticht „Spook“ gerade auch wegen des Gruselfaktors heraus, und das lässt sich auch auf den Nachfolgeband „Der Fluch des Geisterjägers“ beziehen.

Delaney lässt hier wieder die im ersten Roman vertraut gewordenen Figuren agieren: Den alten Mr. Gregory, in dessen Diensten Tom Ward steht, Tom Ward selbst, seine Freundin Alice, die der Leser auch schon aus dem ersten Band kennt, und nicht zuletzt Toms Familie. Insgesamt fasst Delaney den Horizont diesmal etwas weiter. Es geht nach Priestown, in eine Stadt, die Tom vorher noch nie gesehen hat und in der vieles anders ist, als er es kennt.

Gerade für ihn als Schüler eines Geisterjägers ist Priestown ein gefährliches Pflaster. Ein Spook ist hier nicht nur ungern gesehen, sondern lebt in ständiger Angst vor Entdeckung durch die Inquisition, die hier durch die Allgegenwart der vielen Priester der Stadt (der Name kommt schließlich nicht von ungefähr) zahlreiche wachsame Augen hat. Tom und Mr. Gregory gehen ein enormes Risiko mit ihrem Besuch der Stadt ein, und das sorgt für zahlreiche Spannungsmomente.

Überhaupt ist die Spannung sehr zum Greifen. Delaney dreht gleich von Anfang an mächtig an der Spannungsschraube und fesselt dadurch den Leser an die Seiten. Man steckt sofort wieder drin in der Welt des Tom Ward, und wird durch den aufregenden Plot gleich mitgerissen. Die Spannung wird noch greifbarer als im ersten Band, weshalb man das Buch kaum aus der Hand legen möchte – und das dürfte gleichermaßen für Kinder wie für erwachsene Leser gelten.

Der Plot ist zwar größtenteils recht einfach gestrickt, also auch für Kinder bzw. Jugendliche gut zu begreifen, aber das kann den erwachsenen Leser bei all den schönen, schaurig-spannenden Momenten der Geschichte höchstens marginal stören. Delaney lässt zu keinem Moment Langeweile aufkommen und hält das Tempo der Erzählung auf einem gleichmäßig hohen Niveau.

Besonders schön für den Leser ist auch, dass er zu verschiedenen Figuren, vor allem Mr. Gregory und Toms Mutter, einige Hintergrundinformationen bekommt. Die werden sicherlich auch noch für den nächsten Band „Das Geheimnis des Geisterjägers“, der für August 2007 angekündigt ist, von Bedeutung sein.

Bleibt abschließend festzuhalten, dass Joseph Delaney seine „Spook“-Reihe mit dem zweiten Band wunderbar fortgesetzt hat. Die Geschichte ist noch spannender und atmosphärisch dichter als die des ersten Teils, und das stets hohe Erzähltempo fesselt den Leser förmlich an die Seiten.

Insgesamt betrachtet, ist der zweite Band noch düsterer und schauriger als der erste. Wer das Buch also Kindern zur Lektüre geben will, sollte sicherstellen, dass das hier nicht zu harter Tobak ist. „Der Fluch des Geisterjägers“ macht auf jeden Fall Lust darauf, bei „Spook“ am Ball zu bleiben. Wie schön, dass man auf den nächsten Band nicht mehr lange warten muss …

|Originaltitel: The Wardstone Chronicles – The Spook’s Curse, 2005
ca. 350 Seiten
Aus dem Englischen von Tanja Ohlsen
Illustriert von Patrick Arrasmith|
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/

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