Joseph Delaney – Der Kampf des Geisterjägers (Spook 4)

Hexenzauber und nächtliche Action

Der 13-jährige Tom Ward ist der siebte Sohn eines siebten Sohns und daher zum Geisterjäger qualifiziert. Der Spook nimmt ihn in die Lehre und zeigt ihm, was Tom über Hexen, Boggarts und Poltergeister wissen muss. Mehrere schwere Kämpfe muss Tom bestehen. Zum Glück kann sich Tom auf die Hilfe von Alice stützen. Dummerweise ist sie ebenfalls eine Hexe …

Toms Bruder Jack und dessen Familie sind von den Hexen aus Pendle verschleppt worden, mitsamt den Truhen von Toms magiebegabter Mutter, die sein Erbe sind. Während Alice sich auf die Spur der Hexen setzt, bereitet Tom mit seinem Lehrmeister Gregory und dem Priester Stocks den Angriff auf die Hexenstadt vor – nicht nur um Jacks Familie zu befreien und Alice zu helfen, sondern um dem Unwesen der drei Hexenklans von Pendle ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod.

Der Autor

Joseph Delaney lebt mit seiner Frau in der englischen Grafschaft Lancashire. Dass er kein junger Hüpfer mehr sein kann, wird daraus ersichtlich, dass er bereits vier Enkelkinder von seinen drei Kindern geschenkt bekam. Weitere biografische Details verrät das Buch kaum – nur dass er „mitten im Territorium der Boggarts“ wohnt und seine Heimatstadt einen Boggart beherbergt, welcher DER HAUSKLOPFER genannt wird. Der liege dort gebannt unter der Schwelle eines Hauses nahe der Kirche (genau wie im Roman beschrieben).

Der Autor hat sich die im Buch erwähnte Art von Hexen nicht aus den Fingern gesogen, sondern in seiner eigenen Nachbarschaft Vorbilder dafür gefunden. Im Jahr 1612 fand – vier Jahre vor Shakespeares Tod – in der Grafschaft Lancashire ein berühmter Hexenprozess statt, der es locker mit den späteren Salemer Hexenprozessen von 1692 aufnehmen konnte. Auch das Wort „boggart“ ist für die Gegend nahe der Grenze zu Schottland belegt.

Band 1: [Der Schüler des Geisterjägers
Band 2: [Der Fluch des Geisterjägers
Band 3: [Das Geheimnis des Geisterjägers
Band 4: Der Kampf des Geisterjägers

Vorgeschichte

Der 13-jährige Tom Ward ist der siebte Sohn eines siebten Sohns und daher etwas Besonderes. Sein Vater ist ein einfacher Bauer, aber seine Mutter stammt aus Griechenland und weiß Bescheid: Tom sollte etwas Besonderes lernen. Jemand muss das Land und seine Menschen vor den bösen Geistern beschützen – warum nicht Tom? Jemand muss es ja tun. Tom ist zudem der Jüngste und muss irgendetwas anderes tun als seine Brüder. Sein Bruder Jack wird den Hof erben und eine Familie gründen.

Deshalb kommt der Besuch von Mr. Gregory, dem Geisterjäger, gerade zur rechten Zeit. Er ist bereit, Tom für einen Monat auf Probe auszubilden, und wenn Tom danach bei ihm bleiben will, soll er fünf Jahre lang sein Lehrling sein. Tom ist nicht sicher, ob er diesen Job machen will, denn die Arbeit ist relativ stressig: Die Geister der Gehenkten im Wald und die Klopf- und Poltergeister in den Häusern können schon etwas auf die Nerven gehen. Außerdem will absolut niemand etwas mit Geisterjägern zu tun haben. Einsam sind die Tapferen.

Unheimliche Wesen erwarten Tom. Mr. Gregory zeigt sie ihm in den drei Gärten seines Sommerhauses nahe Chipenden. Da wären also die drei verschiedenen Sorten von Hexen (gutartige, bösartige, fälschlich beschuldigte und unwissende), mehrere Sorten von Boggarts – siehe Toms Tagebucheintrag dazu – und dann noch diverse Monster, Schemen und Geister. Alles klar? Ach, noch was: Tom soll sich ja vor Mädchen in spitzen Schuhen in Acht nehmen. Verstanden, mein Junge?

Handlung

Toms Lehrmeister, der Geisterjäger John Gregory, liegt mit den Hexen von Pendle im Clinch, seit diese ihn verflucht haben. In seinem Garten hat Gregory nämlich eine Reihe von Gruben, in denen sich gefangene Hexen befinden. Darunter ist eine Angehörige des Klans der Malkins aus der Region Pendle. Die beiden anderen Klans sind die Deanes und die Mouldheels.

Alice, Toms Freundin, ist eine Tochter der Malkins und der Deanes. Als Hexe vermag sie, mehrere übernatürliche Sinne einzusetzen, darunter das Nah- und das Fernschnüffeln, das Hellsehen sowie „Faszination“ und „Blendung“ (Glamour). Diese letzten Illusions-Fähigkeiten sind schon manchem Hexenopfer zum Verhängnis geworden. Wenigstens ist sie keine Mouldheel, denen nachgesagt wird, sie könnten durch Spiegel sehen und spionieren.

Hexenwerk

Um dem Unwesen der Hexenklans am Pendle-Berg ein für alle Mal ein Ende zu bereiten, beschließt der Geisterjäger den Angriff. Dazu will er Tom, Alice und den Priester Stocks mitnehmen, der sein früherer Schüler ist. Als Tom sich der magischen Gegenstände bemächtigen will, die ihm seine Mutter vor ihrer Abreise nach Griechenland als Erbe vermacht hat, stößt er jedoch auf der Farm seines Bruders Jack auf Entsetzliches: Die Scheune ist niedergebrannt worden, niemand ist zu sehen und schließlich wurde auch noch die Truhenkammer aufgebrochen. Das lässt auf den Angriff von Hexen schließen. Dass ihnen das Durchbrechen des Schutzzaubers der Kammer gelang, lässt auf große Macht schließen.

Hexenfreundin

Alice, die Hexe, weiß ihm auch zu sagen, wann der Überfall stattfand: Schon vor zwei Tagen haben die Hexen Jacks Familie und die Truhen verschleppt und sind nach Pendle aufgebrochen. Doch was nun? Alice bringt Tom von dem Gedanken einer kopflosen Verfolgungsjagd ab. Er soll erst Erkundigungen einziehen und dann mit Gregory einen geordneten Angriff auf Pendle starten. Sie wolle inzwischen Jacks Familie in Pendle ausfindig machen, auch auf die Gefahr hin, doch einiges Leid ertragen zu müssen. Tapfere Alice! So machen sie es.

Nachdem Tom von einem Nachbar Näheres erfahren und seinem Meister von dem Überfall berichtet hat, brechen sie auf. In Downham, das nordwestlich des Pendle-Berges liegt, besuchen sie Pater Stocks. Er zeichnet eine Karte (sie ist im Buch zu finden) und berichtet Unheimliches. Zwei der Hexen-Klans, die im Südosten des Berges leben, die Malkins und die Deanes, haben sich verbündet und versuchen, den dritten, die Mouldheels, zu überreden, sich ihnen anzuschließen.

Hexenpläne

Aber was könnte die uralte Feindschaft der Sippen überwinden? Es muss etwas sehr Wichtiges und Erstrebenswertes sein. Stocks sagt es seinen Besuchern klipp und klar: Die Hexen versuchen, am 1. August auf einem Hexensabbat den Teufel zu beschwören, um dessen Macht nutzen zu können. Ein Hinweis darauf besteht darin, dass sich rund ein Dutzend Hexen im so genannten Hexental zusammengefunden haben und am Blutstein Opfer dargebracht werden.

Hexenzauber

Nun besteht die Aufgabe der Geisterjäger also darin, nicht nur Alice und Toms Verwandten zu retten, sondern auch das Land vor dem Teufel zu bewahren. Doch Tom muss erkennen, dass die Hexen bereits von seiner Anwesenheit in Downham wissen. Als er einem Mädchen begegnet und sie ihn angeblich zu Alice führen will, tappt er blindlings in eine Falle. Das Mädchen stellt sich als Mab Mouldheel vor – ausgerechnet, stöhnt Tom innerlich. Und sie bezeichnet sich als Oberhaupt ihrer Familie. Mit einem hat sie jedoch nicht gerechnet, als sie den Hexenzauber von Blendung und Faszination auf Tom anwendet: Er trägt bereits das Zeichen von Alice und ist immun gegen ihre Tricks.

Als sie mit ihren zwei Schwestern verschwindet, ist er sicher, dass er sie noch öfter sehen wird. Es kommt nur darauf an, unter welchen Umständen …

Mein Eindruck

Dieser Band unterscheidet sich erheblich von seinen Vorgängern, die ich alle sehr gut fand. Bislang trieb die Handlung auf die Entdeckung, Bekämpfung und Beseitigung eines einzigen Übels zu. Mal handelte es sich um Boggarts, dann um einen Bane, schließlich um einen Möchtegerngott. Die Gegner, mit denen es Tom zu tun bekam, wuchsen in ihrer Macht. Doch stetskonnte er an ihnen seine Kräfte messen, und offensichtlich sind diese beträchtlich gewachsen.

Tom hat zwar immer noch den Status eines Lehrling, aber er müsste in einem Handwerkssystem längst den Stand eines Gesellen erlangt haben. Deshalb war ich zunächst neugierig, ob er diesmal sein Meisterstück ablegen würde. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn sein Meister nimmt zu Anfang wieder das Heft in die Hand. Was der Autor vorhat, ist etwas viel weiter Reichendes als ein Meisterstück: eine Verwandlung.

Okay, im Alleingang gelingt es ihm, Alice und die Familie seines Bruders in Sicherheit zu bringen. Doch eine entscheidende Rolle fällt dabei den drei Truhen zu, welche die Hexen aus der Kammer seiner Mutter geraubt haben. In der ersten Truhe, die ihn Mab Mouldheel zu öffnen zwingt, finden sich die üblichen Zauberbücher und -tränke, aber auch ein Tagebuch in Griechisch sowie ein Brief, der direkt an Tom gerichtet ist. In diesem Brief warnt ihn seine Mutter vor dem Inhalt der beiden anderen Truhen: Darin befänden sich ihre Schwestern.

Klingt recht harmlos, oder? Die Frage ist natürlich, welche Art von Wesen jahrzehntelang in einer Truhe eingesperrt überleben kann. Die zweite Frage: Warum sollte man solche Wesen überhaupt erst einmal in eine Truhe sperren? Womöglich könnten sie eine Gefahr für gewöhnliche Menschen darstellen. Und schließlich: Wenn die Wesen gefährlich sind, warum sollte er, Tom, sie dann überhaupt freilassen? Die Antwort ist ganz einfach: Es hängt davon ab, wem diese Wesen gefährlich werden können. Und weil Tom ja seiner Mutter Sohnemann ist, ist er vor der Gefahr sicher. Er gehört ja quasi zu ihrer Familie. Und sicherlich kann er die Wesen davon abhalten, seinen Verwandten wehzutun und seiner Freundin.

Das macht Mutters Schwester zu idealen Verbündeten gegen die Hexen von Pendle, allen voran gegen Mab Mouldheel, die es ganz besonders auf Tom abgesehen hat. Indem er die Gefahr für Mab verschweigt, gelingt es ihm, seine Verbündeten loszulassen. Worum es sich nun bei den zwei Wesen handelt, soll hier nicht verraten werden, aber wer die ersten zwei Bände gelesen hat, weiß schon Bescheid.

Neben Alice und dem Spook muss auch Mab Mouldheel erkennen, dass in Tom wesentlich mehr steckt als nur der siebte Sohn eines siebten Sohnes und somit ein Geisterjäger. Immer deutlicher wird allen, dass Tom auch einen guten Schuss Hexenblut in sich trägt und dadurch wohl über besondere Kräfte verfügen könnte. Und diese Kräfte müssten sich früher oder später zeigen. Dies bestätigt sich, als Tom vor der Mörderhexe Grimalkin fliehen muss und der losgelassene Teufel ihm auf den Fersen ist.

In den kommenden Bänden dürfen wir neugierig darauf sein, wie Tom seine zusätzlichen Kräfte einsetzt. Die Frage ist, ob sie ihm zu Kopfe steigen werden und ob er weiterhin an erster Stelle an das Land und das Volk denkt statt an sich selbst.

Die Übersetzung

Der Text, den Tanja Ohlsen wieder mal einwandfrei übersetzt hat, enthält keinerlei Druckfehler, was ich sehr erfreulich finde. Es ist einer der Gründe, warum ich Leinenausgaben Taschenbüchern vorziehe. Ein irritierender Fehler ist Ohlsen aber doch unterlaufen, wie ich denke. Im Anhang der Erzählung von Tom Ward findet sich sein Tagebuch. Es dient eigentlich mehr als Lexikon. Diesmal liefert das Glossar alles Wissenswerte über die Hexen von Pendle.

In dem Abschnitt mit der Überschrift „Blut- und Knochenmagie“ findet sich, wie zu erwarten, erst eine Erklärung über Hexen, die Blutmagie praktizieren. Dann sollte eigentlich ein Abschnitt über Knochenmagie folgen. Falsch gedacht! Da folgt schon wieder ein Satz über „Hexen, die Blutmagie anwenden“. Offensichtlich muss es „Knochenmagie“ heißen, denn der folgende Absatz dreht sich nur darum und nichts anderes. Ein aufmerksamer Lektor hätte diesen Sachfehler finden müssen. Peinlich, wenn erst die Leser darauf stoßen.

Unterm Strich

Die Handlung dieses Geisterjäger-Bandes ist diesmal ungewöhnlich weitverzweigt, allerdings gibt es auch ein großes Arbeitspensum zu erledigen. Erst gilt es Alice zu befreien, dann die Familie von Toms Bruder, schließlich sind die Truhen dran. Und damit sind die Hexen von Pendle natürlich immer noch nicht besiegt. Aber ob die Geisterjäger noch rechtzeitig kommen werden, um zu verhindern, dass die Hexenzirkel den Teufel auf die Welt loslassen, soll hier nicht verraten werden.

Mein Leseerlebnis war diesmal nicht so schön wie sonst. Das lag an den vielen Figuren, der verzweigten Handlung und dem ständigen Hin und Her zwischen den immer gleichen Orten. Der Autor hat sich bemüht, alle Figuren unter einen Hut zu bringen und ordentlich zu verknüpfen. Er lässt beispielsweise die alte Feindin von Toms Mutter, die Oberhexe Wurmalde, gar schröcklich auftreten und ein übles Werk nach dem anderen vollbringen. Sie hat sogar einen hellsehenden Helfershelfer an der Seite.

Doch dann serviert der Autor Wurmalde mit einer simplen Attacke der Wesen aus den Truhen von Toms Mutter ab. Sie hat offenbar ihre Schuldigkeit getan. Auch sonstige Enden von Handlungsfäden werden nicht sonderlich geschickt herbeigeführt. Hauptsache, die Figuren, solange sie leben, verbreiten Furcht und Schrecken, so dass sie Spannung erzeugen.

Nach einer Weile des immer selben Prinzips und dem vielen Hin und Her hatte ich einigermaßen die Lust verloren. Wäre nicht das Finale mit der Hexenschlacht gewesen, hätte ich das Lesen vielleicht aufgegeben. Unter dieser Hexenschlacht darf man sich aber nicht ein prächtiges Schlachtengemälde nach dem Vorbild von Robert Jordans [„Rad der Zeit“ 2470 oder C. J. Cherryhs großartigem „Fortress of Dragons“ vorstellen. Die Bezeichnung „blutiges Gemetzel“ kommt der Sache schon näher.

Während das Tagebuch Tom Wards als Pluspunkt anzusehen ist, weil es Hintergrundinformationen über die Hexen von Pendle sowie eine Landkarte liefert, ist doch hier meines Erachtens ein Sachfehler zu finden, der den Vorteil wieder relativiert. Ansonsten ist aber die Übersetzung vorzüglich, und Druckfehler konnte ich auch keine finden.

416 Seiten, gebunden in Lederoptik mit Gold- und Reliefprägung
Originaltitel: The Wardstone Chronicles – The Spook’s Battle, 2007
Aus dem Englischen von Tanja Ohlsen
Illustriert von Patrick Arrasmith
Empfohlen ab 10 Jahren
ISBN-13: 978-3-570-13399-6

https://www.penguin.de/Kinder-und-Jugendbuchverlage-cbj-&-cbt/aid77972.rhd

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

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