_Kapuzinerschule:_
_Band 1: Das vergiftete Dorf“_
Band 2: „Der Erbe“
_Story:_
1852: Nach mehr als 20 Jahren kehrt Honoré Pencrec’h in seine Heimat Kerfilec zurück – eine Zeitreise, die ihn abrupt in seine Vergangenheit zurückbefördert. Einst lernte er an der Kapuzinerschule das junge Mädchen Emma kennen und schenkte ihr sein Herz. Doch eines Tages verschwand das Mädchen spurlos; die Vermutungen gehen dahin, dass es vor den Klippen der Insel Dourduff ertrunken ist, doch niemand weiß etwas Genaues.
Jahre später ist Honoré mit er zwielichtigen Carmille getraut, Emmas Nebenbuhlerin, die ihn bereits kurze Zeit später nach Paris verführt hat. Als sie nun gemeinsam an den Ort ihrer Kindheit zurückkehren, gerät das Dorf in Aufruhr. Niemand traut Carmille über den Weg, und es scheint so, als hätten gleich mehrere Bürger eine Sünde auf ihren Schultern zu tragen, die auch mit dem Verschwinden von Emma zusammenhängt. Als schließlich der jetzige Honoré seinem kindlichen Ebenbild begegnet und daran erinnert wird, dass sein Lebensweg nicht den Prinzipien gefolgt ist, die er als junger Mensch mit seinem Herzen festgelegt hatte, kommt der ältere Mann ins Grübeln. Schließlich ist es ein Attentat auf Carmille, das Bewegung in die Dinge bringt und so manchem Schuldigen den Angstschweiß auf die Stirn treibt …
_Persönlicher Eindruck:_
„Kapuzinerschule“ ist lediglich ein Zweiteiler, der in diesem vermeintlich knappen Umfang jedoch eine Erzähltiefe entwickelt, für die sich J.-B. Djian [(„Die Vier von der Baker Street“)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7845 einen kleinen Comic-Orden anheften darf. Alles beginnt unscheinbar und unspektakulär, als das vermählte Paar zurück in die Heimat reist und sich in vielen kleinen Episoden an die Erlebnisse aus der Kindheit erinnert. Doch schon bald offenbart sich, dass hier eine Menge faul ist, so dass „Das vergiftete Dorf“ sehr rasch in die Position eines richtig temporeichen Thrillers gerückt wird, dessen phantastische Inhalte schließlich den qualitativen Unterschied ausmachen.
Djian lässt seine Leser aber lediglich spekulieren, welches Geheimnis sich hinter der eigentlich verschlafenen Ortschaft Kelferic befindet. Auf wenigen Seiten entwickelt er ein Szenario, dessen Protagonisten auf sehr individuelle Weise Schuld auf sich geladen haben, dies jedoch aus den unterschiedlichsten Motiven. „Kapuzinerschule“ erzählt von einem entflohenen Sträfling, einem unglücklichen Ehemann, einer merkwürdigen Schulleiterin und vielen weiteren suspekten Persönlichkeiten, die alle ihren Teil zum sehr schwer durchschaubaren, inhaltlich aber jederzeit nachvollziehbaren Story-Gerüst beitragen. Jeder hat sein Laster zu tragen, das aus irgendwelchen Vorgängen aus der Vergangenheit rührt, deren wahren Sinngehalt der Autor jedoch konsequent verschweigt.
Binnen weniger Panels entsteht daher eine Art Mythos, etwas Undurchdringliches, irgendwie ein schon greifbares, aber eben noch nicht bestimmbares Arrangement, das viele Fragen aufwirft, aber zu keiner Zeit überfordernd ist. Man ahnt, welche Charaktere mehr zu verbergen haben, man bekommt ein Gespür dafür, was in Kelferic vor mehr als 20 Jahren geschehen ist, und durch die sehr emotionale Darbietung verschenkt man auch schnell Sympathiewerte für einige Beteiligte. Doch am Ende bleibt es bei diesen Vorahnungen, die bereits im ersten Band die Spannung zum Siedepunkt treiben und alle Hoffnung darin vereinen, dass in „Der Erbe“ eine kurze, aber absolut lesenswerte Geschichte ein Finale geschenkt bekommt, das dieses Auftakts würdig ist. Solch gute illustrierte Unterhaltung bekommt man trotz des Qualitätsbewusstseins beim |Splitter|-Verlag nämlich nicht alle Tage geboten!
Bewegend, tiefgängig, spannend, temporeich, sehr dynamisch – man kann viele Worte über „Das vergiftete Dorf“ verlieren, sich aber auch darauf beschränken, Djian den Start in ein Meisterwerk zu attestieren, das bei entsprechender Vollendung zum bedingungslosen Pflichtstoff erklärt werden muss.
|55 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692273|
http://www.splitter-verlag.eu