Djian, J.-B. (Autor) / Vincent (Zeichner) – Kapuzinerschule 2: Der Erbe

_Kapuzinerschule:_

Band 1: [„Das vergiftete Dorf“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7862
_Band 2: „Der Erbe“_

_Story:_

Honoré ist immer mehr im Zwiespalt, inwiefern er seiner Gattin trauen kann und ob es sich bei den Begegnungen mit seinem jüngeren Alter Ego lediglich um ein Gebilde seiner Phantasie handelt. Erst als Camille sich immer weiter von ihm distanziert und geradewegs in die Hände des Richters Aristide Cuchard läuft, wird ihm bewusst, dass seine Ehe zum Scheitern verurteilt ist. Dennoch bekennt er sich tief in seinem Herzen zu den Gedanken an die verschollene Emma und entschließt, sich mit Hilfe des jungen Honoré einmal mehr in seine Vergangenheit zu stürzen und die endgültige Wahrheit über die Geschehnisse in Kelferic in Erfahrung zu bringen.

Derweil spüren Cuchard und Camille ähnliche Wahrheiten auf und holen die Gewissheit ein, dass das Attentat auf die anrüchige Dame und ihr nachfolgendes Koma lediglich ein gutes Ende nehmen konnten, weil die Zwillingsschwester der Schulleiterin mit ihrer Hexerei die Finger im Spiel hatte. Beide Seiten sind sich nicht mehr wohlgesonnen, wohl wissend, dass ihre neuen Kontrahenten gegeneinander etwas im Schilde führen. Doch wird sich Camille durchsetzen und die Machenschaften ihres Ehemannes beenden? Oder behält der unschuldige Gatte die Oberhand und kann sich auf dem Wege des tatsächlichen Rechts gegen seine weniger unschuldige Frau durchsetzen?

_Persönlicher Eindruck:_

Ein wundervoller, spannungsgeladener Auftakt ließ für den zweiten und auch schon abschließenden Band von „Kapuzinerschule“ Großes erhoffen. Und in der Tat gelingt es J.B. Djian im weitesten Sinne, diese Erwartungen auch zu bestätigen und mit einem ebenfalls sehr spannenden letzten Kapitel zu beschließen. Doch ganz so überragend wie das Debüt ist „Der Erbe“ schließlich nicht geworden. Und dafür gibt es mehrere Gründe.

Die Story wird zumindest zum Ende von ihrem eigenen Tempo eingeholt und spart sich bei der Detailarbeit so manche Facette, damit die Geschichte bei der vorliegenden Seitenzahl auch ein schlüssiges Ende hat. Die Spurensuche in der Vergangenheit ist weitestgehend befriedigend, doch hier und dort hätte man sich dann doch ein bisschen mehr Aufklärungsarbeit gewünscht, statt der unsteten Liebelei zwischen Camille und Aristide so intensiv nachzuhängen. Zwar wird hierdurch klar, wie blind der Richter in seiner hemmungslos intensiven Liebe agiert und wie er dadurch auch vom Pfad seiner bisher offenbarten Tugenden abkommt. Allerdings kommt die Haupthandlung dementsprechend ein bisschen zu kurz, nicht zuletzt weil Honoré und Camille nicht die einzigen Schlüsselfiguren in der Story sind, die etwas mehr Hintergrund mitbringen, der nach Erklärungen schreit.

Unterm Strich ist die Sache aber am Ende trotzdem mehr als befriedigend, weil die Handlung einfach eine Menge hergibt, die Verstrickungen überdies komplex bleiben und auch die Charaktere nach wie vor sehr liebevoll und ausführlich dargestellt werden. Lediglich die rasche Abhandlung des Endes ist ein Punkt, der strittig bleibt, weil einige Fragen nicht in Gänze beantwortet werden – doch dieses, zumindest in Teilaspekten, offene Schlussszenario ist dennoch ein stimmiges und sollte den Leser zufrieden zurücklassen.

Was die Entwicklungen innerhalb von „Der Erbe“ angeht, wählt der Autor auch weiterhin eine sehr strikte Vorgehensweise, die sich nicht bloß durch die hohe Erzählgeschwindigkeit definiert, sondern auch durch die Konsequenz der einzelnen Stränge. Kein einziger Nebenschauplatz bleibt offen, jeder Handelnde bekommt seinen verdienten Raum (wenn auch streckenweise etwas zu wenig), und da die vielen versteckten Geheimnisse ebenfalls eine nachvollziehbare Erklärung finden, gibt es nichts auszusetzen.

Vielleicht hatte man nach den Ereignissen des ersten Kapitels einen großen Knall erwartet; von daher ist es schwer zu sagen, warum die riesige Begeisterung nun ausbleibt. Womöglich hat Djian die Erwartungen an dieses Finale auch zu hoch getrieben – das bleibt alles spekulativ. Feststeht, dass „Der Erbe“ ein wenig hinter „Das vergiftete Dorf“ zurückstecken muss, dies aber auf eine Art und Weise, die dem erhofften Meisterwerk seinen Status nicht raubt.

„Kapuzinerschule“ bleibt weiterhin eine sehr starke Serie, vielleicht ein wenig kurz, aber aufgrund der spürbaren Leidenschaft, die Djian und sein Zeichner Vincent in diese Arbeit gesteckt haben, immer noch ein Highlight im erstklassig besetzten |Splitter|-Programm!

|51 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3868692280|
http://www.splitter-verlag.eu/

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