Dorison, Xavier (Autor) / Lauffrey, Mathieu (Zeichner) – Prophet 1: Ante Genesem

_Die „Prophet“-Reihe:_

1 _“Ante Genesem“_
2 [„Infernum in Terra“ 6412
3 [„Pater Tenebrarum“ 6413
4 – nur angekündigt –

_Story:_

Als Jack Stanton gemeinsam mit dem renommierten Kollegen Alexander Kandel in den Gipfelregionen des Himalayas auf ein außergewöhnliches Relikt stößt, wird dem ehrgeizigen Wissenschaftler schnell bewusst, dass es sich hierbei um einen Fund von enormer historischer Tragweite handelt. Kandel, der die Entdeckung des monströsen Reliefs nicht überlebt, bittet Stanton in seinem letzten Atemzug, diesen Fund niemals publik zu machen. Doch der wesentlich jüngere Kollege missachtet diesen letzten Willen in seiner Erfolgsgier und veröffentlicht ein Buch zu diesem brisanten, nach außen hin unglaubwürdigen Thema – und schon bricht die Hölle über ihn hinein.

Kurz nach dem ersten Radiointerview zu seinem neuen Buch verübt ein Mormonenpriester einen Mordanschlag auf ihn, den Stanton aber ebenso überlebt wie das gewaltige Erdbeben, welches New York infolge eines gestrandeten Öltankers heimsucht. Als er schließlich mit seinem Auto von der Brooklyn Bridge stürzt und sich plötzlich in einer neuen Welt wiederfindet, muss Jack jedoch endgültig den Preis für seinen kompromisslosen Wissensdurst zahlen. Plötzlich holen ihn seine Dämonen wieder ein und verändern die Welt für ihn offenbar für immer …

_Persönlicher Eindruck:_

„Prophet“ gehört, so viel darf man ruhig schon einmal vorwegnehmen, zu den komplexeren Serien französischer Herkunft und gleichermaßen zu den Comics, deren philosophische Tragweite nur sehr, sehr schwer greifbar ist. Ein sehr spezieller Themenkreis wird hier angeschnitten, abstrakt transferiert und mit Mitteln bedient, die selbst für ein solches Projekt kaum unkonventioneller sein könnten – und schon haben Xavier Dorison und Mathieu Lauffray als Urheber der Geschichte sich in die unliebsame Schublade derjenigen Outputs gesetzt, die definitiv einen polarisierenden Effekt haben.
Die Geschichte und ihre tragenden Charaktere wirken im ersten Band „Ante Genesem“ bereits sehr befremdlich und eigenartig abstrahiert. Stanton als offenkundiger Protagonist beispielsweise ist absolut unscheinbar, als Mensch aber auch kaum zugänglich.

Er ist weder abstoßend in seinem karriereverrückten Handeln, noch ein Sympathieträger, dem man wünscht, heil durch die verschiedenen Zonen zu navigieren, die dieses erste Kapitel schon für ihn bereithält. Die Personen und Persönlichkeiten in „Ante Genesem“ wirken bei Weitem noch nicht so wichtig wie die Handlung selber, nicht zuletzt weil das angeschlagene Tempo vergleichsweise sehr hoch ist. Dorison wechselt beinahe im Sekundentakt die Szenarien und Schauplätze und sorgt für sich ständig überschlagene Ereignisse und Landschaftsbilder. Die Herausforderung an den Leser, der seinen Antihelden auf wenigen Seiten vom Himalaya durch die schillernde Welt New Yorks in die seltsame Hölle begleitet, in die das Schicksal Stanton führt, ist entsprechend groß. Zumal manche Passagen in der ersten Ausgabe – die Story erfordert es einfach – einer gewissen Hektik unterliegen.

Man durchschaut den Background nur marginal, und selbst wenn der Autor in der angefügten Nachlese ein paar Fakten preisgibt, was genau hinter Stantons außergewöhnlichen Odyssee steckt, ist alles noch schwer fassbar und begreiflich.
Dem gegenüber steht jedoch ein sehr actionreicher, unheimlich spannender Plot, der nicht nur mit einer gewaltigen Tiefe aufwartet, sondern eine Unberechenbarkeit ausstrahlt, die selbst für den experimentellen Bereich im Splitter-Katalog sehr ungewöhnlich ist. Damit mausert sich „Ante Genesem“ einerseits zu den interessantesten Debüts im Verlagsprogramm, nimmt aber andererseits auch die Stellung eines Projektes ein, an dem man sich locker die Zähne ausbeißen kann. Doch das darf man, bei allen polarisierenden Inhalten, auch gerne als Qualitätsmerkmal auffassen! Empfehlenswert, keine Frage!

|Graphic Novel: 56 Seiten
ISBN-13: 978-3868690620|
[www.splitter-verlag.eu]http://www.splitter-verlag.eu

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