Sara Douglass – Wächter der Zeiten, Die (Im Zeichen der Sterne 2)

Band 1: [„Die sterblichen Götter Tencendors“ 2653

Nachdem es den Dämonen gelungen ist, nach Tencendor zu gelangen, sitzen Caelum und seine Armee erst einmal im Wald der schweigenden Frau fest. Denn mehrmals am Tag verteilen die Dämonen ihren grauen Brodem über das Land, um sich an den Seelen aller Lebewesen in ihrer Reichweite gütlich zu tun. Wer in diesen Brodem gerät, ganz gleich, ob Mensch oder Tier, verfällt völlig dem Wahnsinn. Nur der Schatten schützt vor dieser Macht. Auf dem Rückweg nach Karlon muss Zared seine Armee alle paar Stunden mühsam unter geflochtenen Matten verstecken! Aber das ist nicht sein einziges Problem. Er hat einen Verräter in seiner Mitte …

Während Zared nach Karlon zurückkehrt, sind die Dämonen aufgebrochen, um die einzelnen Teile, in die der Feind einst den Dämon Qeteb gespalten hat, im Körper von Sternenfreundes untotem Sohn wieder zusammenzufügen. Ihr erstes Ziel ist der Kesselsee. Und nicht nur die Dämonen sind dorthin unterwegs. Auch Wolfstern will den Kesselsee erreichen, in seinen Armen trägt er das tote Kind, das Zenit bei ihrem Kampf gegen Niah aus ihrem Leib gezwungen hat …

Axis, Aschure und Caelum sind unterdessen auf dem Weg zum Sternenfinger, der früher Krallenturm hieß. Sie hoffen, dass die Weisheit von Jahrhunderten, die sich dort angesammelt hat, ihnen helfen wird, ein Mittel gegen die Dämonen zu finden. Doch auch sie werden verfolgt …

Drago hingegen ist auf dem Weg nach Gorken, und wie einst sein Vater hadert er unterwegs mit seinem Schicksal, das Noah, der Wächter, ihm offenbart hat. Faraday begleitet ihn, denn sie hat Noah versprochen, Drago eine Freundin zu sein. Allerdings zeigt sich schon bald, dass das, was sich zwischen den beiden zu entwickeln scheint, weit über Freundschaft hinausgeht. Je mehr Drago sich, wenn auch widerwillig, an den Gedanken seiner Aufgabe gewöhnt, desto mehr wehrt sich Faraday gegen die Entwicklung.

Im zweiten Band des Sternenzyklus sieht der Leser zu, wie Tencendor unweigerlich in den Untergang schlittert! Zumindest erscheint es am Anfang so.

Caelum ist immer noch von seinen Ängsten zerrissen und nahezu handlungsunfähig. Insofern war die Reise zum Sternenfinger das beste, was Axis und Aschure mit ihm tun konnten. Die Angst und der Schrecken, durch die der Weg nach Norden ihn führen, wirken wie ein Katalysator für einige tiefgreifende Erkenntnisse, die Caelum bisher fehlten. Der Mann, der schließlich auf einer Bahre zum Gipfel des Turms getragen wird, ist ein anderer als jener, der im Wald der schweigenden Frau seinen Bruder mit Vorwürfen überhäuft hat.

Aschure scheint im Verlauf dieses Weges und der Ereignisse im Zusammenhang mit Katie ebenfalls endlich ein paar Einsichten zu gewinnen. Axis dagegen bleibt stur. Sein Hass auf Drago übertrifft selbst seinen Zorn auf Zared. Wieder einmal hatte ich den heftigen Wunsch, ihm ein paar Ohrfeigen zu verpassen, damit er endlich die Augen aufmacht! Und nicht nur ihm!

Auch Isfrael benimmt sich auf eine Weise, die mich des Öfteren an seinem Verstand zweifeln ließ. Die Vorwürfe gegen seine Mutter sind völlig lächerlich und klingen wie die eines verwöhnten Kindes, das sich immer beschwert, ganz gleich, wie seine Mutter sich entscheidet. Gleichzeitig bringt er mit seinem Egoismus sein ganzes Volk in Gefahr. Auf seine Weise ist Isfrael ein noch schlechterer Herrscher als Caelum.

Kurz gesagt: Das Ganze klingt eine Zeitlang wie ein Kindergarten.

Parallel dazu versinkt Tencendor immer tiefer in Zerstörung und Wahnsinn. Vor den Mauern Karlons sammeln sich ganze Scharen von rasenden Tieren und Menschen, die eine Möglichkeit suchen, die Stadt zu überrennen. Die Schiffe, die Zared aussendet, um zwanzigtausend Menschen zu retten, die sich im Norden des Landes in alten Bergwerksstollen verkrochen haben, werden von Meeresdrachen zerstört. Und die Dämonen vernichten einen magischen See nach dem anderen. An einigen Stellen wurden die Darstellungen regelrecht grausam; recht ungewohnt bei dieser Autorin.

Die Wende kommt an dem Punkt, an dem sowohl Caelum als auch Drago beginnen, ihr Schicksal zu akzeptieren. Da es sich um eine allmähliche Entwicklung handelt, ist der Punkt nicht genau festzumachen. Am ehesten könnte man den Zeitpunkt ihrer Versöhnung als Wende bezeichnen. Von da an geht es allmählich aufwärts, eine seltsame Feststellung angesichts der Tatsache, dass am Ende des Buches Qeteb wiedererweckt, Karlon in Schutt und Asche gelegt und die Wälder der Awaren völlig zerstört sind. Der Schlüssel zu dieser eigenartigen Entwicklung lautet Wiedergeburt.

Eng damit verknüpft ist die Person des kleinen Mädchens Katie. Das Kind, das in den Kellern des Sternenfingers gefunden wurde mit einem Liederbuch im Arm, spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Dämonen. Wie genau diese Rolle aussehen wird, ist eines der Rätsel, die sich die Autorin für den dritten Band aufgehoben hat, ebenso wie jenes um das geheimnisvolle Liederbuch, das Caelum zwar in die Lage versetzt hat, ein Falkenkind zu töten, aber gegen Qeteb offenbar nicht im geringsten gewirkt hat!

Nachdem der deprimierende und – der ständig zankenden Personen wegen – ärgerliche Anfang also überwunden ist, entwickelt das Buch all das, was man vom Weltenbaumzyklus kennt: Spannung, Faszination, Neugierde. Noah und Urbeth, die alte Eisbärin, haben einige Zusammehänge offengelegt, die einen völlig neuen Blick auf die Magie in Tencendor werfen und gleichzeitig zu ein paar neuen Fragen führen, an denen der Leser herumknobeln kann; die Irrungen und Wirrungen zwischen Zenit und Sternenströmer sowie Drago und Farraday halten nach Dragos und Caelums Versöhnung den Handlungsstrang des Zwischenmenschlichen in Bewegung; und die vielen Verschachtelungen der Handlungsstränge sorgen immer wieder für Überraschungen. So war ich eigentlich ziemlich sicher, dass Wolfstern Dragos Zwillingsschwester Flußstern umgebracht hat. Fehlanzeige!

Was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, war die Wandlung von Wolfsterns Gefühlen gegenüber Niah. War er am Ende des ersten Bandes noch untröstlich über ihren Verlust, scheint er sich am Beginn des zweiten hauptsächlich über sie zu ärgern. Hier fehlen ein paar detailliertere Gedankengänge, um diese Veränderung plausibel zu machen. Vielleicht kommt da ja noch was nach.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaum|-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Wann der dritte Teil des Sternenzyklus auf Deutsch erscheinen wird, war nicht herauszufinden. Der erste Band des neuen Zyklus |Darkglass Mountain| ist für Mai nächsten Jahres angekündigt.

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