Downham, Jenny – Ich gegen Dich

_Inhalt_

Die 15-jährige Karyn hat in Tom ihren Traummann gefunden. Sie schwärmt für ihn und wünscht sich nichts mehr, als in seiner Nähe zu sein. Doch Tom ist alles andere als ein Traummann. Er ist ein Vergewaltiger. Im Alkoholrausch vergewaltigt er Karyn und zerstört ihre Jugend auf einen Schlag. Als Tom wieder bei klarem Verstand ist, ist er außer sich: Wie konnte so etwas nur passieren?

Auch Toms Familie kann nicht glauben, was er getan hat. Während seine Eltern die Sache verschweigen wollen, weiß seine Schwester Ellie nicht, wie sie reagieren soll – schweigen oder handeln? Bei Karyns Familie ist es dagegen anders: Mickey, ihr älterer Bruder, will Rache und versucht mit allen Mitteln, Tom ans Messer zu liefern. Doch dann kommt ihn Ellie, Toms Schwester, in den Weg und die beiden kommen sich näher, als ihnen anfangs lieb ist. Aus Hass wird Zuneigung, aber darf eine derartige Liebe existieren, wenn die Fronten so verhärtet sind?

_Eindruck_

Nach „Bevor ich sterbe“ ist „Ich gegen Dich“ der zweite Roman von Jenny Downham. Nachdem ich bereits von „Bevor ich sterbe“ eher mäßig begeistert war, wollte ich der Autorin noch eine weitere Chance geben. Sonderlich gelohnt hat es sich jedoch auch diesmal nicht. Dabei ist Jenny Downham nicht einmal eine schlechte Autorin. Mit ihren sensiblen und eindringlichen Themen trifft sie meinen Geschmack, aber dennoch bin ich mit der Umsetzung nicht zufrieden.

Jenny Downham beschreibt in „Ich gegen Dich“ ein sensibles Thema, dass sehr authentisch herübergebracht wird. Ihr Schreibstil ist schonungslos, direkt und lässt einen nicht kalt. Die Sätze sind recht kurz gehalten und ich hatte das Buch trotz der etwas kleineren Schrift schnell durchgelesen.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, ohne dabei in die Ich-Perspektive zu wechseln, was mir hier besonders gut gefallen hat, da man die meisten Charaktere dadurch gleichermaßen kennenlernt. Ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen sind zum Großteil nachvollziehbar, authentisch und haben mich zum Nachdenken und Kopfschütteln animiert.

Obwohl die Vergewaltigung und die Liebe im Vordergrund stehen, gibt es noch weitaus mehr in diesem Roman zu entdecken. So befasst sich das Buch u. a. auch mit dem Zusammenbruch der Familie, Alkoholsucht, die alltäglichen Teenagergedanken und jeder Menge Zwiespalt.

Bei der Ausarbeitung der Charaktere hat sich Jenny Downham besonders viel Mühe gegeben. Obwohl hier eine klare Aufteilung zwischen Täter und Opfer besteht, lernt man auch die guten und schlechten Seiten der jeweiligen Protagonisten kennen. Insbesondere Tom und Mickey haben mir hier gut gefallen.

Tom, der hier als Täter auftritt, wird von der Autorin verurteilt und als Bad Boy abgestempelt, dennoch lernt man auch seine anderen Seiten kennen, die ihn zwar nicht unbedingt sympathischer machen, aber dafür zum Nachdenken anregen. Beim Lesen habe ich mich sehr oft gefragt, was ihn dazu gebracht, so eine Tat zu begehen, obwohl er sonst eigentlich ein ganz normaler Teenager ist.

Genauso sieht es auch bei Mickey aus. Er kommt aus einem sozialen Brennpunkt, ist aber keinesfalls ein schlechter Mensch, hier gilt vielmehr: Harte Schale, weicher Kern. Er fühlt sich für seine Familie verantwortlich, ganz besonders für seine Mutter, die ein Alkoholproblem hat und seiner Schwester, die von Tom vergewaltigt wurde. Sein Zwiespalt wird gut dargestellt und ich habe ihm nahezu jeden Gedanken abgekauft. Seine Liebe zu Ellie wird authentisch dargestellt und wirkt alles andere als kitschig.

Die Covergestaltung ist dagegen ein einziger Flop. Ein so tiefgehendes, sensibles Thema erhält ein Butterbrot als Cover, dass so gar nichts mit der Geschichte zu tun hat. Das hätte man deutlich besser machen können, indem man z. B. das Cover der Originalausgabe (ein sich umarmendes Paar) verwendet hätte. Die Kurzbeschreibung lässt sich gut lesen und macht Lust auf mehr, allerdings kann man nach dieser Kurzbeschreibung auch nicht viel mehr erwarten, denn hierbei wird nahezu die gesamte Geschichte erzählt. Allzu große Überraschungen darf man hier nicht erwarten.

_Fazit_

Insgesamt hat Jenny Downham mit „Ich gegen Dich“ einen netten Roman mit einem interessanten Thema geschrieben, der aber schnell wieder vergessen ist. Manchmal reicht nett einfach nicht aus. Eine Kaufempfehlung spreche ich für Leser aus, die sich für Jugendbücher mit sozialen Brennpunkten und sensiblen Themen wie Vergewaltigungen, interessieren.

|Broschiert: 384 Seiten
Originaltitel: You Against Me
Ins Deutsche übertragen von Astrid Arz
ISBN 978-3570585030|
[www.randomhouse.de/carlsbooks]http://www.randomhouse.de/carlsbooks

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