Der „Teufelsbibel“ genannte |Codex Gigas| ist keineswegs nur eine literarische Schöpfung, denn das unheimliche, knapp 75 Kilogramm schwere Manuskript – in einem hölzernen Umschlag, in Leder gebunden und mit metallischen Ornamenten verziert – existiert wirklich.
Glaubt man der Legende, so wurde diese Bibel von einem undisziplinierten Mönch geschrieben, der gegen die Klosterregeln verstoßen hatte und dem daher die Strafe drohte, in einem Raum eingemauert zu werden. Um dieser Strafe zu entgehen, versprach er Buße zu tun, indem er in einer einzigen Nacht ein Werk verfassen wollte, in dem das gesamte Wissen der Menschheit niedergeschrieben sein sollte. Gegen Mitternacht musste er einsehen, dass er diese Aufgabe niemals schaffen könnte, und so verkaufte er dem Teufel seine Seele und dieser schrieb das Manuskript zu Ende. Der Mönch fügte dem Schriftstück ein Bildnis des Teufels hinzu, um so dem wahren Autor dieses Werkes gerecht zu werden.
Wissenschaftler vermuten, dass die „Teufelsbibel“ Anfang des 13. Jahrhunderts in einem Benediktinerkloster in Böhmen verfasst wurde. Jahre später wurde das Buch als Kuriosität in die Sammlung Rudolfs II. aufgenommen. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde es letztlich zur Beute der schwedischen Armee, und noch heute kann man die „Teufelsbibel“ in der |Kungliga Biblioteket| in Stockholm bewundern.
Richard Dübell hat mit seinem 2007 erschienen Roman „Die Teufelsbibel“ einen großen Erfolg feiern können, so dass er sich dazu entschloss, die Geschichte des Manuskriptes in einem zweiten und einem nachfolgenden dritten Roman („Die Erbin der Teufelsbibel“) weiterzuerzählen.
_Handlung_
Nach dem Tod des Kaisers Rudolf II. der zu Lebzeiten ein großer Kunstsammler war, dringen „Mönche“ in seiner Prager Burg ein und rauben das wohl gefährlichste Buch seiner Zeit und seiner kuriosen Sammlung – die Teufelsbibel. Seine Dienerschaft wird brutal ermordet und die Räuber fliehen unerkannt.
Erste Gerüchte und unheimliche Dinge beunruhigen nicht nur die Kirche. Kardinal Melchior Khlesl weiß um die Gefährlichkeit und die dämonischen Kräfte der Bibel. Als die ersten grausamen Morde geschehen und die gefassten Täter berichten, dass nicht sie, sondern der Teufel unter grausamem Gelächter und Tanzen die barbarischen Morde begangen hat, ist es Zeit zu handeln.
Ist die Bibel des Teufels schuld an den Grausamkeiten und der Dunkelheit, die sich langsam ausbreitet? Kardinal Melchior beauftragt seinen Neffen Cyprian Khesl und seinen Freund Andrej von Langenfels damit, den Codex aufzuspüren und in Sicherheit zu bringen. Er kann nicht ahnen, in welche Gefahr sich die beiden Freunde damit begeben, denn auch die Kinder der beiden Gefährten werden mit dem Bösen konfrontiert, und das offenbart unerwartete Gesichter …
_Kritik_
Richard Dübell entwickelt auch in seinem zweiten Roman um die Teufelsbibel eine dichte Atmosphäre. Schon am Anfang der Erzählung überzeugt er mit einem spannenden Plot und hält sich nicht lange damit auf, die Handlung allzu gemächlich zu entwickeln. Doch sollte der aufmerksame Leser darauf achten, dass er sich in den einzelnen Episoden nicht verliert, denn die verschiedenen Erzählstränge benötigen etwas Raum, um ein Gesamtbild zu präsentieren.
Alle Schauplätze und sind historisch gut recherchiert und bildlich so getreu dargestellt, dass man den Protagonisten vor dem inneren Auge auf ihrer Reise folgen kann. Jeder Handlungsort wird lebhaft und realistisch beschrieben. Der Autor befleißigt sich dabei eines bemerkenswerten Stils, der nicht nur spannend und informativ ist, sondern auch mit wohl platzierten zynischen und sarkastischen Bemerkungen überrascht.
Dübells Protagonisten hinterlassen beim Leser einen tiefen Eindruck und man hat oft das angenehme Gefühl, dass dabei nichts dem Zufall überlassen wurde, da die Figuren, ob es sich nun um Neben- oder Hauptcharaktere handelt, mit viel Sinn fürs Detail und Sorgfalt konzipiert wurden. Wie aus dem Leben gegriffen, gibt es hier ebenso rücksichtslose und egoistische Figuren, die menschliche Abgründe aufzeigen, wie auch liebenswerte und ehrenhafte Personen, die aufopfernd aus dem Gefühl heraus agieren.
Genauso vielseitig und vor allem vielschichtig wie die Gestalt des Teufels ist auch die Handlung dieses Romans. „Die Wächter der Teufelsbibel“ ist keineswegs ein wenig inspirierter Pausenfüller, keine weniger spannende Fortsetzung eines Erfolgstitels, sondern ein in sich geschlossener und logisch konstruierter Roman, der eine eigene Existenzberechtigung besitzt. Ebenfalls lobend ist zu erwähnen, dass Richard Dübell die damalige etwas komplizierte oolitische Lage, das Streben der Kirche nach Macht und Vorherrschaft sowie die Anfänge des Dreißigjährigen Krieges sorgsam recherchiert und für den Leser ansprechend aufgearbeitet hat.
In der Handlung erscheint keine Situation taktisch überflüssig, sondern überrascht den Leser auch mit unvorhersehbaren Wendungen, die der Geschichte aber erst die richtige Antriebskraft geben. Die Kunst Richard Dübells liegt insbesondere darin, mit geschickt formulierten Wortspielen einzelnen Szenen Leben einzuhauchen, um damit einen historischen Thriller zu präsentieren, der Geschichte zum Anfassen mit Spannungslektüre zu verbinden weiß.
_Fazit_
„Die Wächter der Teufelsbibel“ ist intelligente Unterhaltung, die spannend daherkommt und in enger Anlehnung an die Historie grandios in ihrer Gesamtwirkung ist. Anspruchsvolle Feierabendlektüre gepaart mit einem seltenen Talent für bildliche Sprache sorgen dafür, dass die Erzählung den Leser packt und kaum wieder loslässt.
_Der Autor_
Richard Dübell ist als Autor historischer Romane bekannt und gehört mittlerweile zu den beliebtesten deutschen Autoren in seinem Genre. Nach den großen Erfolgen seiner ersten Bücher, die bei |Nymphenburger|/|Langen-Müller-Herbig| erschienen, wechselte Dübell zum Verlagshaus |Lübbe|, das seine Hardcover-Bände im Haus |Ehrenwirth| und seine Taschenbücher bei |Bastei-Lübbe| publiziert. Neben seinen schriftstellerischen Aktivitäten leitet er eine Schreibwerkstatt, die er sowohl in Abendkursen als auch als Wochenendseminare und Urlaubsreisen anbietet, und arbeitet als Cartoonist und Grafiker.
Richard Dübell ist einer der Paten des art.131-Projekts des Bayerischen Kultusministeriums, das sich der Aufgabe verschrieben hat, Kunst und Kulturschaffen in bayerische Schulen zu tragen. Dübell ist in zwei Projekte involviert: eine Schreibwerkstatt und ein Gemeinschaftsroman-Projekt. Daneben engagiert er sich, um das Handwerk des Schreibens und die Kultur des Lesens jungen Menschen nahezubringen, vor allem in Hauptschulen.
Richard Dübell ist für seine lebhaften, kurzweiligen Autorenlesungen bekannt, die er mit seinen schauspielerischen Fähigkeiten stets zu literarischen Events gestaltet. Zusammen mit dem DJ und Tontechniker Maik O. Klein hat er den Begriff der „medialen Lesung“ geprägt, bei der Musik- und Toneffekte zu einem Erlebnis führen, das nahe an einem Live-Hörspiel liegt.
Die Stadt Landshut hat Richard Dübell im Jahr 2003 den Kulturförderpreis verliehen und widmete „ihrem“ lokalen Autor die zehnte Folge der Landshuter Literaturtage 2006.
Dübells Roman „Der Tuchhändler“ wird derzeit in ein Drehbuch adaptiert, an dem der Autor selbst mitarbeitet. Sein Roman „Der Jahrtausendkaiser“ nimmt die These des Erfundenen Mittelalters auf. In „Die Teufelsbibel“ widmet er sich einem der rätselhaftesten Artefakte der mittelalterlichen Kirchengeschichte, dem Codex Gigas.
|Diese Autoreninformation ist dem Artikel [Richard Dübell]http://de.wikipedia.org/wiki/Richard__D%C3%BCbell aus der freien Enzyklopädie |Wikipedia| entnommen und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. Am obigen Ort ist eine Liste der Autoren verfügbar.|
|825 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN-13: 978-3-431-03758-6|
http://www.duebell.de/
http://www.ehrenwirth.de/
Mehr von Richard Dübell auf |Buchwurm.info|:
[„Der Tuchhändler“ 2750
[„Der Jahrtausendkaiser“ 3003
[„Eine Messe für die Medici“ 3288
[„Die schwarzen Wasser von San Marco“ 3323
[„Das Spiel des Alchimisten“ 3380
[„Die Tochter des Bischofs“ 4662