Edginton, Ian (Autor) / Pugh, Steve (Zeichner) – Hellgate: London

_Story_

Ein wahrlich apokalyptisches Szenario eröffnet sich dem weiblichen Agent Darius bei einer Routinemission. Derzeit ermittelt ihr Team in einer Serie rätselhafter Verschleppungen, deren Opfer jüngst auch die Enkeltochter von Lord Patrick Sumerisle war, und entdeckt dabei im Londoner Underground einen höllischen Kampf zwischen monströsen Kreaturen und besagtem Sumerisle, der in moderner Rüstung gegen die teuflischen Bestien vorgeht.

Kurze Zeit später öffnet sich in Englands Hauptstadt das Tor zur Hölle: Immer mehr Biester stoßen durch das Portal und stillen ihren Hunger an menschlichem Fleisch. Jahre später führt Sumerisles Enkelin Jessica den Trupp der überlebenden Widerstandskämpfer an; doch auch eine Gruppe militanter Strategen, die Kabbalisten und Dämonenjäger verbünden sich mit Jessicas Templern und versuchen die Erde vor der endgültigen Katastrophe zu bewahren. Ihre Hoffnung beruht auf den Schriften eines Buches, in dem der Traum der Erkenntnis verankert ist. Doch auch in Zeiten der ultimativen Bedrohung sind Machtstreben und Intrigen an der Tagesordnung.

_Persönlicher Eindruck_

Parallel zum mittlerweile heiß ersehnten PC-Game „Hellgate: London“ veröffentlicht der |Panini|-Verlag dieser Tage gleich zweigleisig die literarischen Begleitwerke. Neben einer mehrteiligen Buchreihe fällt unter diese frisch herausgegebenen Adaptionen auch ein Comic-Band, der die Geschehnisse des RPG-Gemetzels in groben Zügen zusammenfasst.

Doch gerade diese äußerst grobe Erzählweise wird der Story alsbald zum Verhängnis. Die Geschichte wirkt wie eine aneinander gequetschte Fülle von Ereignissen, die weder fließend ineinander übergehen noch irgendeine direkte Verbindung erahnen lassen. Unschlüssige Zeitsprünge scheinen ebenso normal wie eine spannungs- und stimmungsarme Gesamthandlung, deren Hintergründe teils sogar echt lächerlich sind. Die philosophischen Exkurse mit Bezug auf Religion (hier wird einmal mehr der Templerorden heraufbeschworen) und Antike wirken nicht nur aufgesetzt, sondern vor allem peinlich, zumal sie überhaupt nicht mit dem höllischen Treiben in London harmonieren können. Hier wurde der Versuch gestartet, um ein apokalyptisches PC-Szenario eine tiefgreifende Geschichte zu spannen, ohne dabei jedoch erst einmal an der Basis anzufangen. Stattdessen werden viele unpassende Informationen in den Raum geschmissen, auf haltlose Charaktere verteilt und unter der Prämisse ‚irgendwie wird’s schon funktionieren‘ losgelassen – tut mir leid, aber so geht’s nun mal nicht!

Damit weist „Hellgate: London“ wie so viele vergleichbare Produkte das große Probleme einer PC-Spiel-Adaption auf: Die Story, auf der die Vorlage basiert, ist von Beginn an ziemlich dünn und bedarf einer außerordentlichen Begabung, um sie derart auszuweiten, dass man den Rahmen nicht verlässt, aber dennoch bis an die Grenzen geht. Hiervon ist in diesem Comic rein gar nichts zu spüren. Man verlässt sich auf die üblichen Stilmittel und übersieht immer wieder, dass sie an keiner Stelle wirklich angebracht sind. Dass man darüber hinaus nichts Greifbares findet, nicht einmal Charaktere, die eine gewisse Orientierung ermöglichen, macht die Sache nicht besser. Innerhalb der überschaubaren Welt eines Ego-Shooters mag der Inhalt gerade mal ausreichen, um das Interesse zu wecken. Aufs Literarische übergeleitet, fehlt es aber ohne entsprechende Erweiterungen – und diese fehlen ganz einfach – an Potenzial, so dass die Story innerhalb der immerhin noch gutklassigen Illustrationen ziemlich schnell verkümmert. Selbst diejenigen, die von der Bildschirm-Ballerei mächtig angetan sind, können ruhigen Gewissens die Finger von „Hellgate: London“ lassen. Dieser Versuch ist nämlich sang- und klanglos gescheitert!

http://www.paninicomics.de
http://www.hellgatelondon.com

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