Effenberg, Claudia – Eigentlich bin ich ja ganz nett

Dass Claudia Effenberg bereits ihre eigene Biografie schreibt, mag für all diejenigen, die sich zumindest ein wenig mit dem einstigen Model und der Frau des berühmten Fußballers beschäftigt haben, recht befremdlich anmuten – denn an sich betrachtet hat diese Dame in ihrer medialen Laufbahn noch nicht derart viel (respektvolle) Beachtung bekommen, als dass hierfür die Berechtigung, geschweige denn ein Markt bestehen könnte. Die einstige Gattin von Ex-Bayern-Star Thomas Strunz hat ihr erstes Buch allerdings auch aus einer ganz eigenen Motivation geschrieben. Der Antrieb bestand darin, Mut zu machen, den Kampfgeist zu wecken und aufzurütteln, dass man mit ganz normalen Mitteln, aber eben mit dem nötigen Ehrgeiz, mehr erreichen kann, als man sich vorab je zugetraut hätte. Doch ist „Eigentlich bin ich ja ganz nett“ daher gleich das Buch einer ambitionierten Feministin? Oder sind es letzten Endes doch nur wiedergekäute Erfahrungswerte einer Karrierefrau, die das Glück hatte, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein?

Die 160 Seiten, die Claudia Effenberg damit verbringt, ihren Erfahrungsschatz auszubreiten und persönliche Episoden aus ihrem Leben zu erzählen, lassen eher auf Letztgenanntes schließen. Die Autorin berichtet in erster Linie aus einer Art Rechtfertigungshaltung, die ihr stellenweise zweifelhaftes Bild aus den Medien zurechtzurücken bemüht und in der Gesamtdarstellung sehr plakativ wirkt. Effenberg schildert ihre Rolle als Mutter und Kämpfernatur, beschreibt die Probleme ihrer Ehe, ihre dauerhafte Medienpräsenz und letzten Endes auch den Weg, der sie in diese Position gebracht hat. Eine Menge Pathos ist im Spiel, wenn Effenberg auf relativ lockere Weise ihr Verhältnis zum Elternhaus und ihrer Schwester analysiert und immer wieder darauf zurückkommt, wie viel Herzblut sie in ihre Laufbahn investiert hat. Das alles ist bis zu einem gewissen Punkt auch recht unterhaltsam, führt allerdings schnell dazu, dass man sich durch die ständigen Wiederholungen auch gewissermaßen genervt fühlt. Bereits nach dem ersten Streckenabschnitt durchschaut man schließlich, dass die Motivation hinter dem Buchprojekt nicht lautete, eine fundierte Biografie zu schreiben, sondern einfach nur ein Buch auf den Markt zu bringen, dessen Triebfeder der klangvolle Name sein sollte. Es ist letzten Endes bei Weitem zu wenig Content, der den Leser bei der Stange halten könnte, und – eigentlich am schlimmsten – fast gar nichts, was man aus dem Geschriebenen mitnehmen und für sich herausziehen könnte, da es schwerfällt, Claudia Effenberg als Identifikationsfigur und Vorbild anzunehmen und ihre oberflächlichen Weisheiten produktiv zu verinnerlichen.

Schlussendlich ist „Eigentlich bin ich ja ganz nett“ daher auch in erster Linie ein Titel für die Klatschpresse, ein Statement aus erster Hand, jedoch zu einigen Themengebieten, die im Revolverblatt besser aufgehoben sind als in jedem erdenklichen Buchtitel. Es ist sicher in Ordnung, dass Claudia Effenberg ihr enormes Mitteilungs- und Geltungsbedürfnis in einem solchen Werk zum Ausdruck bringt. Aber die alles entscheidende Frage bleibt trotzdem bestehen: Wer soll das lesen?

|Taschenbuch: 168 Seiten
ISBN-13: 978-3426783320|
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