Evers, Michael / Moritzen, Reinhart – Mysterium am Ende der Moderne, Das. Schriften zur Verteidigung der Kunst. No. I-XX

_Spirituelle Aufklärung und Kunsttransformation_

„Im Großen gesehen kommt es darauf an, zwischen westlicher Aufklärung und Metaphysik die Synthese zu finden, also den Begriff der Aufklärung spirituell zu verstehen – was er tatsächlich ursprünglich war, bevor er materialistisch reduziert wurde.“ (Michael Evers)

Ist schon ein spannender Ansatz, den Michael Evers in seinem Aufsatz „An der Wellenfront: Neoplatonischer Idealismus und Alchemie“ vorstellt; zumal es recht wenige aktuelle Schriften über Kunst und ihre spirituellen Wurzeln gibt. Für Evers kann eine ästhetische Betrachtung westlich-europäischer Kunst ohne eine Bezugnahme auf die hermetische Philosophie, den Neuplatonismus und den Spiritualismus nicht stattfinden. Glaubt man Evers, sei eine kunsthistorische und kunsttheoretische Betrachtung, welche derartige Bezüge ausklammert, nur ein unvollständiger Abriss.

Neben einem absolut-idealistischen Agens, den Evers in der wahren Kunst erkennen will, stellt er durchaus auch konstruktive Überlegungen zu einer neuen spirituellen Kunst an. Für ihn besteht kein Zweifel, dass es an der Zeit ist, nicht nur reflektierte Rückbesinnungsarbeit zu leisten, sondern Kunst auch in einem organisch-ganzheitlichen Gestaltungsprozess zu begreifen. Ganzheitlich bedeutet für Evers, dass an dem Prozess des Kunstschaffens gleichsam emotionale und kognitive Anteile beteiligt sind. Dem Künstler müsse dies bewusst werden, damit eine transformatorische Synthese und spirituelle Kunstidentität entstehen könne.

Evers Aufsatz bewegt sich gekonnt an den Wurzeln spiritueller Philosophien, übt Kritik an einer philosophiearmen Kunst und vermag interessante Dimensionen abendländischer Kulturgeschichte aufzuzeigen; etwa dann, wenn Evers die Aufklärung als im Kern spirituell beschreibt.

Michael Evers erhält lyrische Rückendeckung von Reinhart Moritzen, der mit seinem Beitrag „Europa und ihr Kind“ den Band „Das Mysterium am Ende der Moderne“ vervollständigt.

Evers Aufsatz und Moritzens Lyrik sind in der Reihe „Schriften zur Verteidigung der Kunst“ in der |AQUINarte Presse| Kassel erschienen. Die Reihe befasst sich literarisch und kunsttheoretisch mit dem Phänomen der Moderne und ihrer spirituellen Einflüsse. Die Frage nach alchemistischen Einflüssen auf die europäische Kunst ist ein Schwerpunktthema. Die Bände beinhalten jeweils einen theoretischen Aufsatz und einen lyrischen Beitrag.

http://www.aquinarte.de/

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