Feist, Raymond E. / Williams, Tad – Holzjunge, Der / Der brennende Mann

Fantasy-Liebhaber werden dieser Tage auch im Comic-Sektor mit einigen echten Schätzchen verwöhnt. Nachdem bereits die Lizenzen für Salvatores „Saga vom Dunkelelf“ sowie die Adaptionen einiger „Drachenlanze“-Geschichten in jüngster Zeit Aufsehen erregen konnten, wagte man sich zuletzt sogar an Großmeister wie Raymond E. Feist und Michael Moorcock heran und machte das Thema Fantasy in Windeseile zur gleichberechtigten Konkurrenz zur Superhelden-Maschinerie. Bestätigt durch den Erfolg der Serien, stehen auch für 2008 wieder einige Highlight-Transfers auf dem Verlagsprogramm. Den Auftakt macht dabei ein Doppelband, der sich den Welten Midkemia (Feist) und Osten Ard (Tad Williams) widmet. Und schon scheint der nächste phantastische Comic-Kracher vorprogrammiert.

_Inhalt_

|“Der Holzjunge“|

Dirk wächst als friedlicher Diener von Lord Paul von Weissbergen auf und muss entsetzt mit ansehen, wie sein friedliches Dorf von der unbarmherzigen Horde der Tsurani-Soldaten erobert wird. Monatelang verbringt er in der Sklaverei und erhält wegen seiner Botengänge mit dem wertvollen Brennholz alsbald den Beinamen ‚der Holzjunge‘.

Während er seinem alten Lord loyal dient und sich den Tsurani unterwürfig zeigt, um nicht das gleiche tödliche Schicksal wie seine ehemaligen Gefährten zu erleiden, wirft Dirk ein Auge auf Pauls Tochter Anika, deren Anmut ihn sofort in ihren Bann zieht. Doch noch während er davon träumt, eines Tages um ihre Hand anzuhalten, wird Weissbergen von einer grausamen Mordserie erschüttert. Nahezu die gesamte Bevölkerung wird gemeuchelt; nur von Anika und der Leibgarde des Lords fehlt jegliche Spur. Was genau steckt hinter dem Attentat? Dirk ist entschlossen, den Urheber zur Strecke zu bringen und Anika zu befreien, merkt aber nicht, dass er lediglich das Bauernopfer einer schrecklichen Intrige ist …

|“Der brennende Mann“|

Breda ist bereits eine alte Frau, deren letzte Jahre nur noch darauf ausgerichtet waren, den Tod zu empfangen – so wie einst ihre vielen Wegbegleiter, von denen sie zu berichten hat. Bereits als kleines Kind verlor sie ihren Vater, musste an der Seite ihres lieblosen Stiefvaters später miterleben, wie ihre Mutter im Todesschlaf einige seltsame Äußerungen von sich gibt, und verbrachte schließlich ihre gesamte Jugend an der Seite von Sulis, der einst ihre Mutter den Händen ihres Großvaters entzog.

Unterdessen reift ihre Liebe zu Tellarin, einem furchtlosen Soldaten, in den sie sich auf den ersten Blick verliebt und mit dem sie einige leidenschaftliche Nächte verbringt. Erst als Sulis eine alte Hexe einkerkern lässt und von ihr ein Geheimnis herauspressen möchte, verändert sich Bredas Welt schlagartig wieder in ihr altes Unheil. Das nunmehr erwachsene Mädchen freundet sich mit der alten Dame an und versucht, hinter ihr Geheimnis zu blicken, zumal sie endlich eine Verbindung zu den Worten ihrer Mutter am Sterbebett sieht. Doch je tiefer sie in die verborgene Welt ihres Stiefvaters und dessen Bücher eindringt, desto beängstigender eröffnet sich für Breda schließlich die erschreckende Realität …

_Persönlicher Eindruck_

Schien der Erfolg nach den beeindruckenden vorangegangenen Projekten auch in diesem Doppelband vorprogrammiert – vor allem, weil sich hier mit Heist und Williams das Who-is-who der traditionellen Fantasy trifft -, so ist die Enttäuschung über die versäumte Chance letztendlich groß. Entgegen den hochgesteckten Erwartungen ist der Doppelband nämlich mitnichten das angekündigte Highlight, sondern vielmehr ein laues Lüftchen im Vergleich zur Konkurrenz im eigenen Hause.

Das Unheil beginnt bereits bei der quantitativen Gestaltung der beiden Geschichten, die individuell doch sehr knapp gehalten ist und gerade der ersten Story jeglichen Entfaltungsspielraum nimmt. Der Protagonist bekommt zwar die Gelegenheit, seine jüngste Lebensgeschichte recht ausführlich darzustellen, doch insgesamt ist seine Erzählung mehr eine Aneinanderreihung interessanter Anekdoten als ein wirklich spannender Fantasy-Plot. Darüber hinaus kommt auch die eigentliche Tragödie hinter Dirks Schicksal nur bedingt zum Vorschein bzw. wird auf der Schlussseite beinahe nebensächlich in den Hintergrund verdrängt. Ungeachtet dessen ist das Potenzial der Geschichte beträchtlich hoch und gerade auf der emotionalen Ebene inhaltlich sehr ansprechend. Leider aber ist der Abriss der Story derart kurz, dass auch für die noch erforderlichen Ausschmückungen kein Platz geblieben ist und die mögliche Dramaturgie geradezu im Keim erstickt wird. Zwar ist „Der Holzjunge“ nun kein wirklich schlechter Comic, aber gerade im Hinblick auf die Möglichkeiten, die in dieser Adaption lauerten, darf man doch ein wenig enttäuscht sein – sowohl von der Adaption der Geschichte als auch vom zeichnerischen Gesamtbild.

Dem entgegen ist „Der brennende Mann“ von Fantasy-Ikone Tad Williams schon ein brutal schwacher Absturz. Im Gesamtverlauf der Comic-Geschichte gelingt es hier an wirklich keiner Stelle, die eigentliche Krux des Plots mal näher zu fokussieren, so dass die Handlung ein wenig in der Luft hängt, ohne dabei gewichtige Inhalte zu vermitteln. Auch hier kann man sich nicht so recht entscheiden, welchen Teil der Tragik man nun priorisiert betonen soll, was sich letztendlich in einer ziellosen, kaum spannenden, schlussendlich aber auch besonders verwirrenden Ausarbeitung darstellt, deren Grundaussage bis zur letzten Seite nicht greifbar ist. Ähnlich wie zuletzt noch bei [„Elric“, 3845 bleibt die Story zwischen der Vielzahl von Dia- und Monologen ziemlich blass und unattraktiv und avanciert schon nach wenigen Seiten zu einer ziemlich herben Enttäuschung.

Dieses Resümee darf man dann leider Gottes auch für den gesamten Sammelband ziehen. Zwar wäre es überzogen, den Comic-Inszenierungen gänzlich Lieblosigkeit vorzuwerfen, dafür ist das Unterfangen letztendlich doch zu gewaltig, doch wenn sich vor Augen führt, welche Welten hier adaptiert wurden und wie schwach die Geschichten im direkten Vergleich zu den [Originalromanen 2734 abschneiden, bleiben „Der Holzjunge“ und „Der brennende Mann“ auf allen Ebenen weit hinter den großen Hoffnungen zurück. Leider ist dann doch nicht alles Gold, was in |Paninis| Fantasy-Serie glänzt.

http://www.paninicomics.de/der-lehrling-des-magiers-s10521.html

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